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Eine Sündige Nacht

Titel: Eine Sündige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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der Stelle rühren - und du auch nicht -, bis du es mir gesagt hast. Und die Mücken können hier ganz schön blutrünstig werden nach Einbruch der Dunkelheit. Wenn du also nicht von einem Schwarm der durstigen, kleinen Stechmücken entführt werden willst,
solltest du mir jetzt erzählen, was dich bedrückt. Ist etwas in der Gin geschehen? Bin ich es? Was?«
    »Oh, diese Stadt!«, explodierte sie und stand auf. Rink musste auf die Weise die Schaukelseile loslassen. Ihr Wutausbruch kam so überraschend, dass er zur Seite trat und sie vorbeiließ. Die Schaukel wackelte nach ihrem Verlassen heftig hin und her. Sie ging zu einem gewaltigen Baum, kreuzte ihre Hände über dem Stamm und lehnte ihre Stirn darauf.
    »Was ist mit dieser Stadt?«
    »Sie ist voll von kleinkarierten Leuten.«
    Er lachte leise. »Und das hast du erst heute herausgefunden?«
    »Nein. Das weiß ich schon, seit ich alt genug war, hinter meiner Mama und ihrem Handwagen herzulaufen, mit dem sie die frische Wäsche auslieferte. Ich habe immer schon gewusst, dass die Leute hier voreingenommen sind und schnell jemanden verurteilen.« Sie drehte sich um und lehnte ihre Schultern gegen den starken Baumstamm. »Es ist nur, dass ich gedacht hatte, ein College-Diplom, ein guter Job, ein neuer Name würden mich in ihren Augen aufwerten, damit sie mich nicht länger als Proleten ansehen.«
    »Das hättest du besser wissen müssen. Du wirst für immer als armes, ungebildetes Mädchen abgestempelt sein.«
    »Wie gut ich das weiß. Und damit ich das nicht vergesse, wurde ich heute extra daran erinnert.«
    »Was ist geschehen?«
    Sie warf ihr Haar zurück und ließ ihre Augen über ihn zucken, dann sah sie wieder weg. »Es ist wirklich zu albern und unwichtig, um sich darüber aufzuregen.«
    »Dann sag es mir, und wir regen uns gemeinsam nicht darüber auf.«

    Sie seufzte und nannte ihm die Namen der zwei Frauen, mit denen sie im Supermarkt gesprochen hatte. Rink machte ein ungehobeltes Geräusch. »Die Geschichte gefällt mir schon jetzt nicht. Aber erzähl weiter.«
    »Sie … sie sprachen mich darauf an, wie viel Glück ich hätte, dass du nach Roscoes Tod hiergeblieben bist und im selben Haus mit mir lebst. Diesen Teil haben sie ganz besonders betont. Sie deuteten an … na ja, du kannst du dir ja denken, was sie angedeutet haben.«
    »Sie haben angedeutet, dass bei unserem Zusammenleben mehr im Spiel sei als lediglich eine gemeinsame Adresse. War es so?«
    Sie sah zu ihm hoch. »Ja.«
    Er fluchte leise. »Sie haben darauf angespielt, dass hier nicht alles in geregelten Bahnen verläuft.«
    »Ja.«
    »Dass sich hier etwas Ungehöriges abspielt.«
    »Ja.«
    »Dass wir mehr füreinander sein könnten als Stiefmutter und Stiefsohn.«
    Sie antwortete nicht mehr, sondern nickte nur. Schweigen trat ein. Um sie herum sangen Zikaden ihr fröhliches Lied. Ochsenfrösche quakten trauernd. Sie schafften es einfach nicht, ihre Augen voneinander zu lassen. Ihr Herz schlug immer schneller. Sie hätte schwören können, dass der Puls, der in Rinks Schläfen pochte, im selben Tempo schlug wie ihrer.
    »Vergiss, was diese Leute sagen, Caroline. Gerüchte zu verbreiten, ist ihre Lieblingsbeschäftigung. Wenn es nicht über uns herginge, dann würden sie eben jemand anderes über dem offenen Feuer rösten. Sobald Roscoes Tod mit allem,
was dazu gehört, als Thema abgenutzt ist, werden sie etwas anderes finden, worüber sie herziehen können.«
    »Ich weiß, aber ich kann ihre gemeinen Anspielungen trotzdem nicht ertragen. Ich will nicht Zielscheibe ihrer äußerst lebhaften Fantasie sein.« Ihre Blicke trafen sich, doch sie sah schnell wieder zur Seite. Die Vermutungen der Gerüchteküche beruhten nicht nur auf einer lebhaften Fantasie.
    »Es wäre absolut lächerlich, wenn einer von uns beiden aus dem Haus auszöge, bevor die rechtlichen Angelegenheiten geklärt sind«, überlegte Rink. »Würden wir dadurch nicht sogar noch mehr Gesprächsstoff liefern?«
    »Vermutlich schon. Jeder würde sich fragen, wer wen vertrieben hat. Sie würden behaupten, du hättest mich nicht akzeptiert.«
    »Als Ehefrau meines Vaters, meinst du?«
    Caroline hätte sich in die Zunge beißen können, weil sie das Thema aufgegriffen hatte. »Ja.«
    »Warum würden sie annehmen, ich würde dich nicht akzeptieren?«
    »Weil ich die bin, die ich bin, und woanders herkomme als du.« Sie rutschte unruhig am Stamm hin und her, sodass ihr Kleid von einer Borke einen Riss bekam. »Wegen des

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