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Eine Sündige Nacht

Titel: Eine Sündige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Mitleidsbekundung, die Caroline
je gehört hatte. Hätte es sie nicht gerade vor Wut geschüttelt, hätte sie über diese alberne Zuschaustellung gelacht.
    »Wozu braucht sie ein Baby, Flo?« Ein anderes Paar Augen, genauso niederträchtig und genauso voreingenommen, glitt über sie. »Sie hat doch Rink, der mit ihr in dem großen Haus lebt und ihr so viel Gesellschaft und Trost bietet, wie sie will.«
    »Oh ja, Rink. Wir dürfen nicht vergessen, dass er da ja mit ihr lebt.«
    »Guten Tag, die Damen«, sagte Caroline schnell. Sie zwang sich dazu, auch die letzten Dinge auf ihrer Liste einzupacken und erst dann zur Kasse zu gehen und schnell aus dem Geschäft hinaus. Tränen der Erniedrigung brannten in ihren Augen.
    Solange ihr Mann noch lebte, hätte aus Angst vor Vergeltung niemand gewagt, auf solche Art mit ihr zu sprechen. Roscoe Lancasters Ehefrau hatte ihnen Respekt abverlangt, egal, wie widerwillig das geschehen war. Anscheinend konnte seine Witwe da nicht mithalten. Sie war wieder zu Caroline Dawson geworden, und wie es schien, würde das Stigma ihrer Herkunft ihr für immer anhaften. Es war gleichgültig, wie anständig man lebte - wenn du aus der Gosse kamst, war deine Moral zweifelhaft.
    Warum verließ sie nicht einfach diesen Ort voller engstirniger, bigotter Menschen?
    Aus dem gleichen Grund wie Rink. Ihre Wurzeln saßen zu fest. Er gehörte zur obersten Gesellschaft, sie zur untersten, aber ihr Platz hier war genauso felsenfest verankert wie seiner. Es machte sie wütend, darüber nachzudenken, dass man bei der Geburt einen Platz in der Gesellschaft zugewiesen bekam, ohne die Chance zu erhalten, diesen zu wechseln.
Bedeutete es denn nichts, dass sie eine der besten, auf jeden Fall aber eine der größten Entkörnungsanlagen der Region leitete? Bedeutete es auch nichts, dass sie ein College-Diplom hatte? Oder weckten ihre Erfolge nur den Neid der anderen?
    Warum sollte sie sich selbst so bestrafen? Sie konnte doch dorthin ziehen, wo man sie nicht kannte.
    The Retreat .
    Solange sie sich erinnern konnte, hatte sie davon geträumt, in The Retreat zu wohnen. Und wenn Rink es jetzt als sein Erbe beanspruchte, was würde sie tun? Die Stadt verlassen? Niemals zurückkommen?
    Nein. Sie würde sich ein anderes Haus in Winstonville suchen und weiter von The Retreat träumen. Aber sie könnte es niemals ganz verlassen. Niemals.
    Beim Abendessen war sie sehr still. Sie aßen ihr gebratenes Hühnchen im formellen Esszimmer, weil Rink die Mahlzeit als offizielle Feier für das Delta Mills Geschäft erklärt hatte. Mrs. Haney und Laura Jane teilten seine Fröhlichkeit. Caroline fand es sehr schwer, in Feststimmung zu kommen, nachdem sie am Nachmittag das Ziel einer Hetzjagd im Supermarkt gewesen war.
    Sie bemerkte, dass Rink sie fragend ansah, und riss sich aus ihren verstörenden Gedanken. Ab da an verdoppelte sie ihre Bemühungen, sich ihre Trübsal nicht anmerken zu lassen.
    Nach dem Essen ging sie auf dem Anwesen spazieren. Der Abend war kühl und klar. Eine vereinzelte Brise spielte über ihr mit den saftigen Sommerblättern der Bäume. Sie setzte sich auf die breite Schaukel, die in einer Ecke des Gartens an einem riesigen Pekannussbaum aufgehängt war. Dies war
einer ihrer liebsten Plätze auf dem Anwesen. Der Seitenarm des Flusses gurgelte in der Nähe still vor sich hin. Das Moos hing so weit von den Ästen herunter, dass es beinahe den Boden berührte. Das Buschwerk wuchs üppig. Mit ihrem Zeh, der kaum den Boden berührte, schaukelte sie sich träge hin und her.
    Ihre Gelassenheit kehrte sich ins Gegenteil, als sie einen langen, schlanken Schatten sah, der sich aus dem Schatten eines Baumes löste und auf leisen Sohlen auf sie zukam. Er schob einige lange Glyzinien zur Seite und musste sich ducken, um unter den weit ausufernden Armen einer Eiche hindurchzulaufen, bis er direkt vor der Schaukel stand.
    »Was ist los, Caroline?«
    »Du musst Indianerblut in deinen Adern haben. Immer wieder schleichst du dich an mich an.«
    »Ich bin nicht hergekommen, um meine Herkunft zu besprechen. Antworte mir: Was ist los?«
    »Wie hast du mich gefunden?«
    »Ich habe dich gefunden.« Er griff nach den Seilen an beiden Seiten der Schaukel und brachte sie zum Stillstand. Dann beugte er sich über sie: »Und jetzt, verdammt noch mal, frage ich dich das zum letzten Mal: Was ist los mit dir?«
    Sie rutschte unbehaglich hin und her. »Nichts.«
    »Jetzt sag schon. Was ist es?«
    »Es ist nichts.«
    »Ich werde mich nicht von

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