Eine Tankstelle fuer die Seele
Makel, leise Zweifel schleichen sich ein. Es folgt dann meist eine lange Phase, in der es nicht mehr wirklich gut ist, aber auch noch kein offensichtlicher Bruch zu sehen ist. Bis dahin gibt es noch viele Schritte im Prozess, in dessen Verlauf es dann am Ende zu Enttäuschung und Trennung kommt. Manchmal ist das ein notwendiges Ende, weil am Anfang die Täuschung stand, sodass die Enttäuschung folgen musste. Sehr oft geht es aber darum, dem Prozess auch in den schwierigsten Phasen zu vertrauen, Geduld mit sich und anderen aufzubringen, nicht immer sofort alles infrage zu stellen. Dann kann sich die Liebe entwickeln und die Beziehung tragfähiger und stabiler werden. Gerade hier haben innere Bilder eine enorme Bedeutung. Sie können Begleiter durch den Prozess sein und uns neben ihrer Weisheit auch die entsprechende Energie zur Verfügung stellen.
Wandlungsprozesse im Leben
Erinnern Sie sich an Ihre Pubertät? Wie waren damals Ihre Gefühle? Wie haben Sie die Erwachsenen und wie sich selbst erlebt? Wie war das erste Verliebtsein? Wie der Start in den Beruf, wie der Anfang der Ausbildung oder der Beginn des Studiums? Lassen Sie sich einen Augenblick Zeit, um dem nachzuspüren, was Ihnen in den Sinn kommt. Übergangsphasen sind nicht immer leicht, aber sie öffnen das Tor zu Neuem. Die Pubertät ist eine dieser Übergangsphasen im Leben, die uns herausfordern. Auch an ihrem Anfang steht ein Ende – nämlich das der Kindheit. Dieses Ende kann als schmerzlich erfahren werden, zum Beispiel wenn die Kindheit behütet und voller Liebe und die Beziehung zu einem oder beiden Elternteilen dadurch sehr eng war. Das Ende kann heiß ersehnt und mit demonstrativer Aggression gefordert werden, weil man endlich der einengenden, als negativ empfundenen Kindheit entwachsen ist. Und doch steckt auch dahinter oft die Trauer – die Trauer über das nicht Erlebte und das schmerzlich Vermisste. Die Trauer wird oft hinter Ablehnung und aggressivem Verhalten verborgen. Auf jeden Fall bedeutet die Pubertät eine Zeit der schwankenden Emotionen, eine Zeit des sich Erprobens aber auch des Scheiterns. Langsam entwickelt sich daraus im besten Fall eine stabile Perspektive für die Zukunft. Auch für die Eltern scheint dieser Prozess manchmal unerträglich lange zu dauern und zu einer echten Prüfung in Sachen Vertrauen zu werden.
Vor Kurzem habe ich ein junges Mädchen in einem solchen Prozess begleitet. Ihre Eltern hatten Angst, sie würde »Dummheiten« machen, zumal sie ein paar Mal angedeutet hatte, dass das Leben so keinen Sinn mehr habe. Mich berührte, wie sie während der Musikreisen um die Relikte ihrer Kindheit kämpfte. Einmal war es der geliebte Stoffhase, der spontan auftauchte und den sie als ihren einzig wahren Freund bezeichnete. Auch ihn – den Stoffhasen – kann man dabei als eine Art archetypisches Bild sehen, das meine junge Klientin lange mit seiner Energie versorgt hatte. Ein anderes Mal war es die Kuschelstunde mit der Mutter oder das gemeinsame Schmücken des Weihnachtszimmers, das sie zu Tränen rührte und das sie gleichzeitig heftig ablehnte. Sie kämpfte gegen ihre Eltern, »hasste« sie und wollte am liebsten sofort ausziehen. Gleichzeitig zeigte sich durch die aufgetauchten Bilder und Gefühle, dass sie in den Arm genommen und geliebt werden wollte, ohne dass man immer nur Ansprüche an sie stellte (zum Beispiel auf schulische Leistungen). Im Laufe der Zeit erkannte sie selbst immer deutlicher diese beiden Seiten in sich und fing an, sie zu akzeptieren. Nach und nach konnte sie die damit verbundenen Gefühlsschwankungen mehr annehmen, statt sie und damit sich zu bekämpfen. Im Laufe der nächsten Stunden kam dann eine weitere Seite ihres Wesens zum Vorschein: eine schelmische und sehr kreative. Es tauchten kratzbürstige Tiere auf, Gnome oder Trolle, die allerlei Unsinn anstellten und mit denen sie sich verbrüderte. Nach den jeweiligen Musikreisen malte sie wunderbare Bilder und manchmal verpackte sie ihre Erlebnisse und Gefühle in Tiergeschichten, die sie so witzig wiedergab, dass sich dabei ein echtes Erzähltalent zeigte. Nach fast einem Jahr schälte sie sich aus dieser ganz schwierigen Phase heraus und richtete ihre Aufmerksamkeit jetzt auf ein Ziel – nämlich zunächst auf gute Noten in der Schule, was sie schließlich zu unser aller Freude auch erreichte.
Weitere Übergangsphasen, in denen sich ähnliche Stadien finden, stellen zum Beispiel die Pensionierung dar oder das Ausziehen der Kinder aus
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