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Eine Tiefe Am Himmel

Eine Tiefe Am Himmel

Titel: Eine Tiefe Am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
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Menschenraum, aber viel zu weit entfernt, um ihn zu interessieren. Wie bei vielen Aufsteigern war Brughels Interesse für das fernere Universum minimal.
    »Vor dreitausend Jahren war Canberra mittelalterlich. Wie, beim Gaspr, hatte sich diese ursprüngliche Kolonie in die totale Barbarei gebombt, nur dass die Canberrer noch nicht einmal wieder auf halbem Wege zurück zur Zivilisation waren. Eine kleine Dschöng-Ho-Flotte flog dorthin; infolge eines verrückten Irrtums glaubten sie, die Canberrer hätten noch eine Gewinn bringende Zivilisation. Das war der erste große Fehler der Krämer. Der zweite bestand darin, dort herumzulungern; sie versuchten, mit den Canberrern so, wie sie waren, Handel zu treiben. Die Dschöng Ho hatte die gesamte Macht, sie konnte die primitiven Gesellschaften von Canberra zu allem veranlassen, was sie wollte.«
    Brughel grunzte. »Ich sehe, worauf das hinausläuft. Aber die Einheimischen dort scheinen viel primitiver gewesen zu sein als das, was wir hier haben.«
    »Ja, aber es waren Menschen. Und die Dschöng Ho hatte viel bessere Ressourcen. Jedenfalls schlossen sie ihre Bündnisse. Sie trieben die einheimische Technik so rasch voran, wie sie nur konnten. Sie schickten sich an, die Welt zu erobern. Und es gelang ihnen tatsächlich. Doch jeder Schritt zermürbte sie. Die ursprüngliche Besatzung verbrachte ihr Alter in steinernen Burgen. Sie hatten nicht einmal mehr Kälteschlaf. Die Hybridzivilisation von Krämern und Einheimischen wurde schließlich sehr fortschrittlich und mächtig – doch für die ursprünglichen Kolonisten war es zu spät.«
    Der Hülsenmeister und sein Vize waren fast wieder am Haupteingang. Brughel schwebte voraus und drehte sich langsam, sodass er die Wand wie ein Deck berührte, mit den Füßen zuerst. Er schaute mit einem durchdringenden Ausdruck hinauf zu dem herabkommenden Nau.
    Nau landete, ließ den Greiffilz seiner Schuhe den Rückstoß auffangen. »Denk nach über das, was ich gesagt habe, Ritser. Unser Exil hier ist wirklich notwendig, und der Gewinn ist so großartig, wie Sie es sich nur je vorgestellt haben. In der Zwischenzeit wollen wir an dem arbeiten, was dir zu schaffen macht. Ein Hülsenmeister sollte nichts zu leiden haben.«
    Das Gesicht des Jüngeren sah überrascht und dankbar aus. »D-danke, Herr Hülsenmeister. Ein bisschen Hilfe hin und wieder – mehr brauche ich nicht.« Sie redeten noch ein paar Augenblicke und regelten die notwendigen Kompromisse.
     
    Auf dem Rückweg von der Suivire hatte Tomas etwas Zeit zum Nachdenken. Vom Taxi aus gesehen war der Felshaufen ein glitzerndes Gewirr vor ihm, der Himmel ringsum gesprenkelt mit den unregelmäßigen Formen von Temps und Lagerhallen und Sternenschiffen, die den Haufen umkreisten. Zur Zwischenwache sah er hier keine Anzeichen von menschlicher Bewegung. Sogar Qiwis Arbeitsgruppen waren außer Sicht, wahrscheinlich auf der Schattenseite des Haufens. Weit jenseits der Diamantberge schwebte die Arachna in glorreicher Isolation. Ihr großer Ozean zeigte heute wolkenlose Flecken. Die tropische Konvergenzzone hob sich klar vom Blau ab. Immer mehr sah die Spinnenwelt wie die archetypische Mutter Erde aus, eine Welt unter tausend, wo Menschen landen und gedeihen konnten. Sie würde noch rund dreißig Jahre lang wie ein Paradies aussehen – bis ihre Sonne wieder einmal allmählich ausging. Und bis dahin wird sie uns gehören.
    Gerade hatte er diesen Enderfolg ein wenig wahrscheinlicher gemacht. Er hatte ein Rätsel gelöst und ein unnötiges Risiko vermieden. Tomas’ Mund verzog sich zu einem unfrohen Lächeln. Ritser hatte ziemlich Unrecht, wenn er glaubte, es sei leicht, Alan Naus erster Neffe zu sein. Gewiss, Alan Nau hatte Tomas bevorzugt. Es war von Anfang an klar, dass Tomas die Vorherrschaft der Naus über den Aufstieg fortführen würde. Das war ein Teil des Problems, denn dadurch wurde Tomas zu einer großen Bedrohung für den älteren Nau. Die Nachfolge wurde – selbst in Hülsenmeister-Familien – meistens durch Mord angetreten. Doch Alan Nau war schlau gewesen. Er wollte durchaus, dass sein Neffe die Linie fortführte – doch erst, nachdem Alan so lange gelebt und geherrscht hatte, wie die Natur es erlaubte. Tomas Nau das Kommando über die Expedition zum EinAus-Stern zu geben, war ein Stück staatsmännischer Kunst, das sowohl den Herrscher als auch den designierten Nachfolger rettete. Tomas Nau würde über zwei Jahrhunderte lang von der Weltbühne verschwunden sein. Wenn er

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