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Eine Tiefe Am Himmel

Eine Tiefe Am Himmel

Titel: Eine Tiefe Am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
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der Vorwand für groß angelegte Vernichtungsaktionen – aber eben nur der Vorwand. »Ritser.« Nau sprach sorgfältig, und er log. »Ich habe von all diesen Aktivitäten gewusst. Gewiss verstoßen sie gegen den Buchstaben Meines Gesetzes. Aber bedenken Sie: Wir sind zwanzig Lichtjahre von Zuhause entfernt. Wir haben es mit der Dschöng Ho zu tun. Sie sind wirklich Krämer. Ich weiß, dass es schwer zu akzeptieren ist, aber ihr ganzes Dasein dreht sich darum, die Gemeinschaft zu übervorteilen. Wir können nicht hoffen, das auf Anhieb zu unterdrücken…«
    »Nein!« Brughel stieß sich von dem Regal ab, an dem er sich festgehalten hatte, fasste die Verstrebung neben Tomas. »Sie sind alle Abschaum, aber es sind nur Lisolet und ein paar unverbesserliche Verschwörer – ich kann Ihnen genau sagen, wer es ist –, die Ihr Gesetz verletzen!«
    Nau konnte sich vorstellen, wie das alles vor sich ging. Qiwi Lin Lisolet hatte niemals Regeln eingehalten, nicht einmal bei der Dschöng Ho. Ihre verrückte Mutter hatte sie darauf vorbereitet, manipuliert zu werden, dennoch entzog sich das Mädchen direkter Kontrolle. Mehr als alles andere liebte sie es, zu spielen. Qiwi hatte einmal zu ihm gesagt: »Es ist immer einfacher, Verzeihung als eine Erlaubnis zu bekommen.« Diese einfache Behauptung zeigte so gut wie sonst etwas die Kluft, die Qiwis Weltsicht von der der Ersten Hülsenmeister trennte.
    Es bedurfte einer Willensanstrengung, vor Brughel nicht zurückzuweichen. Was ist in ihn gefahren? Er schaute ihm geradewegs in die Augen und ignorierte den Stock in Ritsers zuckender Hand. »Ich bin sicher, dass Sie sie identifizieren würden! Das ist Ihre Aufgabe, Vize-Hülsenmeister. Und Teil meiner Aufgabe ist es, Mein Gesetz auszulegen. Sie wissen, das Qiwi die Geistfäule nie überwunden hat, wenn nötig, können wir sie mühelos… an die Kandare nehmen. Ich möchte, dass Sie mich über diese möglichen Übertretungen auf dem Laufenden halten, aber vorerst habe ich beschlossen, sie zu ignorieren.«
    »Sie haben beschlossen, sie zu ignorieren? Beschlossen? Ich…« Brughel war eine Sekunde lang sprachlos. Dann fuhr er fort, seine Stimme war beherrschter, eine abgemessene Wut. »Ja, wir sind zwanzig Lichtjahre von Zuhause entfernt. Wir sind zwanzig Lichtjahre von deiner Familie entfernt. Und dein Onkel herrscht nicht mehr.« Die Nachricht von der Ermordung Alan Naus war eingetroffen, als die Expedition noch drei Jahre vom EinAus-System entfernt war. »Zu Hause konntest du vielleicht jede Regel brechen, Gesetzesbrecher schützen, einfach nur, weil sie gut im Bett waren.« Er schlug seinen Stock sanft auf die Handfläche. »Hier draußen und jetzt eben bist du sehr allein.«
    Tödliche Gewalt zwischen Hülsenmeistern stand jenseits von allem Gesetz. Das war ein Prinzip, das auf die Seuchenjahre zurückging – aber es war auch eine Grundtatsache der Natur. Wenn Brughel ihm jetzt den Schädel einschlüge, würde Kal Omo dem Vize-Hülsenmeister folgen. Doch Nau sagte einfach nur ruhig: »Du bist erst recht allein, mein Freund. Wie viele von den Fokussierten sind auf dich geprägt?«
    »Ich… ich habe Xins Piloten, ich habe die Schnüffler. Ich könnte Reynolt veranlassen, alles umzuprägen, was nötig ist.«
    Ritser stand am Rande eines Abgrunds, den Tomas zuvor nicht bemerkt hatte, doch zumindest beruhigte er sich allmählich. »Ich glaube, da kennst du Anne besser, Ritser.«
    Und abrupt war die mörderische Flamme in Brughel ausgelöscht. »Ja, Sie haben Recht. Sie haben Recht.« Er schien in sich zusammenzusinken. »Herr Hülsenmeister… es ist nur, weil diese Mission sich so anders entwickelt hat, als ich es mir vorgestellt hatte. Wir hatten die Ressourcen, um hier wie Hohe Hülsenmeister zu leben. Wir hatten Aussicht, eine Schatzwelt zu finden. Jetzt sind die meisten von unseren Blitzköpfen tot. Uns fehlt die Ausrüstung für eine sichere Rückkehr. Wir sitzen Jahrzehnte lang hier fest…«
    Ritser schien drauf und dran zu sein, in Tränen auszubrechen. Der Übergang von Drohung zu Schwäche war faszinierend. Tomas sprach ruhig, in tröstendem Ton: »Ich verstehe, Ritser. Wir sind in einer extremeren Situation als jemals jemand seit den Seuchen. Wenn das einem wie dir, der so stark ist, Schmerzen bereitet, dann fürchte ich für die gewöhnliche Mannschaft der Mission.« Alles wahr, obwohl die meisten von der Mannschaft weitaus weniger bemerkenswerte Persönlichkeiten als Ritser Brughel hatten. Wie Ritser waren sie in einer

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