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Eine Tiefe Am Himmel

Eine Tiefe Am Himmel

Titel: Eine Tiefe Am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
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den Menschenraum – doch ihre eigenen Waren waren besser als das, was sie gratis zwischen die Sterne riefen. Doch jetzt haben wir eine Flottenbibliothek… und Leute, um sie zu verstehen.
    »Ich habe meine Schnüffler hart arbeiten lassen, Hülsenmeister. Wache A ist ziemlich sauber, obwohl…« – er hielt inne und bremste sein Weitergleiten mit einer Hand am Regal. Die dünnen Streben bogen sich das ganze Regal entlang; das war wirklich ein Provisorium – »… obwohl ich nicht weiß, warum Sie aufwieglerische Taubnüsse wie den da behalten.« Er tippte mit seinem Hülsenmeisterstock an einen der Särge.
    Die Krämersärge hatten breite, gebogene Fenster und Innenbeleuchtung. Selbst ohne die Beschriftung in der Datenbrille hätte Nau Pham Trinli erkannt. Irgendwie sah der Kerl jünger aus, wenn sein Gesicht leblos war.
    Ritser hatte sein Schweigen wohl als Unschlüssigkeit gedeutet. »Er wusste von Diems Verschwörung.«
    Nau zuckte die Achseln. »Natürlich. Vinh auch. Und noch ein paar. Und jetzt sind sie bekannte Größen.«
    »Aber…«
    »Vergessen Sie nicht, Ritser, wir sind übereingekommen: Wir können uns nicht mehr leisten, Leute beiläufig umzulegen.« Sein größter Fehler bei diesem ganzen Abenteuer waren die Verhöre unmittelbar nach dem Überfall gewesen. Nau war den Katastrophenstrategien der Seuchenzeit gefolgt, den harten Strategien, die vor dem Blick gewöhnlicher Bürger verborgen gehalten wurden. Doch die Ersten Hülsenmeister waren in einer ganz anderen Situation gewesen; sie hatten jede Menge Menschenmaterial. In dieser Situation… nun ja, bei den Dschöng-Ho-Leuten, die fokussiert werden konnten, war das Verhör kein Problem. Aber die anderen waren erstaunlich zäh. Und am schlimmsten, sie reagierten nicht rational auf Drohungen. Ritser war etwas verrückt geworden, und bei Tomas hatte nicht viel gefehlt. Sie hatten die letzten von den ranghohen Krämern getötet, ehe sie die Psychologie der anderen Seite wirklich verstanden hatten. Alles in allem war es ein ziemlich großer Reinfall gewesen, aber auch eine Erfahrung, an der sie gereift waren. Tomas hatte gelernt, wie man mit den Überlebenden umgehen musste.
    Ritser lächelte. »Gut. Wenigstens taugt er zur Erheiterung. Die Art, wie er sich bei Ihnen und mir einzuschleimen versucht – und gleichzeitig aufgeblasen!« Er deutete zu den aufgereihten Kälteleichen. »Klar. Wecken wir sie alle planmäßig. Wir mussten auch so schon zu viele ›Unfälle‹ erklären.« Er wandte sich wieder Nau zu. Er hatte noch immer ein Lächeln aufgesetzt, doch das Licht von unten zeigte es als die Grimasse, die es wirklich war. »Das eigentliche Problem liegt nicht bei Wache A. Hülsenmeister, in den letzten vier Tagen habe ich eindeutige Sabotage an anderer Stelle entdeckt.«
    Nau starrte ihn mit dem Ausdruck gelinder Überraschung an. Das war es, worauf er gewartet hatte. »Qiwi Lisolet?«
    »Ja! Warten Sie, ich weiß, dass Sie die Konfrontation gesehen haben, die ich neulich mit ihr hatte. Die Eiterfresserin hat dafür den Tod verdient – aber deswegen beklage ich mich nicht. Ich habe klare Beweise, dass sie Ihr Gesetz bricht. Und sie macht gemeinsame Sache mit anderen.«
    Nau war darüber tatsächlich etwas überrascht. »Wie das?«
    »Sie wissen, dass ich sie im Krämerpark mit ihrem Vater erwischt habe. Sie hatte den Park eigenmächtig geschlossen. Das hat mich so wütend gemacht. Aber danach… habe ich meine Schnüffler auf sie angesetzt. Der Routineüberwachung wäre das vielleicht noch mehrere Wachen lang entgangen: Die kleine Schlampe zweigt Ressourcen der Hülse ab. Sie hat Produkte der Raffinerie für flüchtige Stoffe gestohlen. Sie hat Fabrikzeit unterschlagen. Sie hat den Fokus ihres Vaters abgelenkt, sodass er ihre privaten Unternehmungen unterstützt.«
    Verdammt. Das war mehr, als Qiwi ihm gesagt hatte. »Also… was macht sie mit den Ressourcen?«
    »Mit diesen Ressourcen und anderen, Hülsenmeister. Sie hat verschiedene Pläne. Und sie ist nicht allein… Sie hat vor, die gestohlenen Güter für ihr eigenes Fortkommen einzutauschen.«
    Einen Augenblick lang wusste Nau nichts zu sagen. Gemeinschaftsressourcen zu vertauschen war natürlich ein Verbrechen. In den Seuchenjahren waren mehr Menschen wegen Schwarzhandel und Horten von Gütern hingerichtet worden, als an der Seuche selbst gestorben waren. Doch in der Neuzeit… nun ja, Tauschgeschäfte konnten nie vollends ausgeschaltet werden. Auf der Balacrea war es immer wieder einmal

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