Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Tiefe Am Himmel

Eine Tiefe Am Himmel

Titel: Eine Tiefe Am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
jahrzehntelangen Sackgasse gefangen, wo Familie und Kinder nicht zur Debatte standen. Das war ein gefährliches Problem, eins, das er nicht übersehen durfte. Doch die meisten gewöhnlichen Leute würden keine Schwierigkeiten haben, Beziehungen fortzusetzen, neue zu finden; es gab hier fast tausend unfokussierte Menschen. Ritsers Triebe würden schwerer zu befriedigen sein. Ritser verbrauchte Menschen, und jetzt waren für ihn kaum noch welche übrig.
    »Aber noch immer besteht die Aussicht auf wertvolle Funde – vielleicht alles, was wir uns erhofft haben. Die Dschöng Ho zu übernehmen, hat uns fast das Leben gekostet, doch jetzt erfahren wir allmählich ihre Geheimnisse. Und du warst beim letzten Wachverwalter-Treffen: Wir haben Physik entdeckt, die sogar der Dschöng Ho noch neu ist. Das Beste kommt aber noch, Ritser. Die Spinnen sind jetzt primitiv, aber das Leben kann kaum hier entstanden sein; dieses Sonnensystem ist einfach zu extrem. Wir sind nicht die erste Spezies, die schnüffeln gekommen ist. Stell dir vor, Ritser: eine nichtmenschliche Zivilisation mit interstellarer Raumfahrt. Ihre Geheimnisse liegen da unten, irgendwo in den Ruinen ihrer Vergangenheit.«
    Er führte den Vize-Hülsenmeister um das fernere Ende der Sargreihen herum, und sie gingen den zweiten Gang zurück. Die Datenbrille meldete überall Grün, obwohl wie üblich die Aufsteiger-Särge hohen Verschleiß zeigten. Nun ja. In ein paar Jahren hatten sie vielleicht nicht mehr genug brauchbare Särge, um einen bequemen Wachplan beizubehalten. Auf sich allein gestellt, konnte eine Sternenflotte keine andere Sternenflotte bauen, nicht einmal sich selbst auf unbegrenzte Zeit mit hoch stehender Technik versorgen. Es war ein altes, altes Problem: Um die fortgeschrittensten technischen Erzeugnisse herzustellen, braucht man eine ganze Zivilisation – eine Zivilisation mit all ihren Geflechten von Fachwissen und Schichten von Großindustrie. Es gab keine Abkürzungen; die Menschheit hatte sich ein Universal-Montagesystem oft vorgestellt, aber nie eins geschaffen.
    Ritser wirkte jetzt ruhiger, seine verzweifelte Wut war dem Nachdenken gewichen. »… Gut. Wir opfern eine Menge, doch am Ende kehren wir als Sieger heim. Trotzdem… warum muss es so eitrig lange dauern? Wir sollten glatt in so einem Spinnen-Königreich landen, dann übernehmen wir…«
    »Sie haben eben erst die Elektronik wiedererfunden, Ritser. Wir brauchen mehr…«
    Der Vize-Hülsenmeister schüttelte ungeduldig den Kopf. »Ja, ja. Natürlich. Wir brauchen eine solide industrielle Basis. Ich weiß das wahrscheinlich besser als Sie; ich war Hülsenmeister in den Lorbita-Werften. Nur ein umfassender Wiederaufbau kann unsere Ärsche retten, weniger nicht. Aber das ist noch kein Grund, uns hier bei L1 zu verstecken. Wenn wir ein Spinnenland in unsere Gewalt bringen – vielleicht, indem wir einfach so tun, als ob wir uns mit ihnen verbünden –, könnten wir die Sache beschleunigen.«
    »Stimmt, aber das eigentliche Problem ist, die Kontrolle zu behalten. Da ist die richtige Zeitplanung das A und O. Sie wissen, dass ich bei der Eroberung des Gaspr dabei war. Genauer gesagt, in der Frühphase nach der Eroberung; wäre ich bei der ersten Flotte gewesen, besäße ich jetzt Millionen.« Nau verbarg nicht den Neid in seiner Stimme; es war eine Vision, die Brughel verstehen würde. Gaspr war ein Hauptgewinn gewesen. »Gott, was diese erste Flotte geschafft hat! Es waren nur zwei Schiffe, Ritser! Stell dir das vor. Sie hatten nur fünfhundert Blitzköpfe – weniger, als wir haben. Doch sie saßen da und lauerten, und als Gaspr wieder ins Informationszeitalter eintrat, hatten sie jedes einzelne Datensystem auf dem Planeten unter Kontrolle. Die Beute fiel ihnen einfach in den Schoß!« Nau schüttelte den Kopf und verscheuchte die Vision. »Ja. Wir könnten versuchen, die Spinnen jetzt zu erobern. Aber von unserer Seite wäre es größtenteils ein Vabanquespiel – gegen Fremdwesen, die wir nicht verstehen. Wenn wir uns verrechneten, wenn wir in eine Guerilla gerieten, könnten wir alles sehr schnell an den Baum setzen… Wir würden wahrscheinlich ›gewinnen‹, aber aus einer Wartezeit von dreißig Jahren könnten leicht fünfhundert werden. Für diese Art Versagen gibt es einen Präzedenzfall, Ritser, er stammt allerdings nicht aus unserer Seuchenzeit. Kennen Sie die Geschichte von Canberra?«
    Brughel hob die Schultern. Canberra war vielleicht die mächtigste Zivilisation im

Weitere Kostenlose Bücher