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Eine Tiefe Am Himmel

Eine Tiefe Am Himmel

Titel: Eine Tiefe Am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
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geliebt… Wir brauchen sie, Pham. Wir brauchen Familien und Großfamilien. Der Plan braucht sie.« Sie stukte ihn spielerisch, versuchte, die Missbilligung aus seinem Gesicht zu zerstreuen. »He, Pham! Ist das nicht der feuchte Traum von jedem Barbarenfürsten, der auf Eroberung auszieht? Also, ich sag dir, als Vater hast du die größten von denen übertroffen.«
    Ja. Tausende von Kindern von Dutzenden Partnern, aufgezogen, ohne dass es den Vater persönlich etwas kostete. Sein eigener Vater hatte etwas vieles Bescheideneres ohne Erfolg versucht, als er in den Staaten der Nordküste seine Kampagne von Königsmorden und Konkubinat begonnen hatte. Pham bekam das alles ohne Morden, ohne Gewalt. Und doch… seit wann tat Sura das schon? Wie viele Kinder und von wie vielen »Spendern«? Er konnte sich jetzt vorstellen, wie sie Verwandtschaftslinien plante, die passenden Talente für die Gründung jeder neuen Familie zusammensetzte und sie überall in der neuen Dschöng Ho verteilte. Er empfand einen überaus seltsamen Zwiespalt, als er die Situation in Gedanken hin und her wendete. Wie Sura gesagte hatte, war es der feuchte Traum eines Barbaren… doch auch ein wenig wie vergewaltigt zu werden. »Ich hätte es dir am Anfang gesagt, Pham. Aber ich hatte Angst, du würdest dagegen sein. Und es ist so wichtig.« Letzten Endes war Pham nicht dagegen. Es würde ihren Plan tatsächlich voranbringen. Doch es tat weh, an all jene seiner Kinder zu denken, die er nie kennen lernen würde.
     
    Mit einer Reisegeschwindigkeit von 0,3 c kam Pham Nuwen weit herum. Überall gab es Kauffahrer, wenngleich sie sich weiter als dreißig Lichtjahre entfernt selten ›Dschöng Ho‹ nannten. Das spielte keine Rolle. Sie konnten den Plan verstehen. Diejenigen, die er traf, verbreiteten die Ideen noch weiter. Wo immer sie hinkamen – und weiter, denn manche wurden einfach von den Funkbotschaften überzeugt, die Pham durch die Finsternis aussandte –, verbreitete sich der Geist der Dschöng Ho.
    Pham kehrte immer wieder nach Namqem zurück, er beugte den Großen Zeitplan fast bis zum Bruch. Sura alterte. Sie war jetzt zwei oder drei Jahrhunderte alt. Ihr Körper war an der Grenze dessen, was die Medizin noch jung und geschmeidig machen konnte. Sogar manche von ihren Kindern waren alt, weil sie zwischen ihren Reisen zu lange im Hafen gelebt hatten. Und manchmal erhaschte Pham in Suras Augen einen Blick auf Erfahrungen, die ihm verschlossen blieben.
    Jedes Mal, wenn er nach Namqem zurückkehrte, warf er die Frage vor ihr auf. In einer Nacht schließlich, als sie sich fast so gut wie in ihren besten Zeiten geliebt hatten, begann er beinahe zu plärren. »So war das nicht gedacht, Sura! Der Plan war für uns beide. Komm mit mir. Geh endlich wieder auf Fahrt.« Und wir können uns immer wieder treffen, solange wir leben.
    Sura beugte sich von ihm weg und ließ eine Hand hinter sein Genick gleiten. Ihr Lächeln war schief und traurig. »Ich weiß. Wir dachten, wir könnten beide zwischen den Sternen umherfliegen. Seltsam, dass das der größte Fehler in unserer ganzen ursprünglichen Planung war. Aber sei ehrlich. Du weißt, dass einer von uns an einem zentralen Ort bleiben muss, den Plan in fast einer einzigen langen Wache betreuen muss.« Es gab eine Billion Kleinigkeiten zu regeln, wenn man das Weltall erobern wollte, und das ging nicht, wenn man im Kälteschlaf lag.
    »Nun ja, in den ersten Jahrhunderten. Aber doch nicht… nicht dein ganzes Leben lang!«
    Sura schüttelte den Kopf, während ihre Hand sanft seinen Nacken streichelte. »Ich fürchte, wir haben uns geirrt.« Sie sah seinen Gesichtsausdruck, die Qual, und zog ihn zu sich herab. »Mein armer Barbarenprinz.« Er hörte das liebevolle, spöttische Lächeln in ihren Worten. »Du bist mein einzigartiger Schatz. Und weißt du warum? Du bist ein strahlendes Genie. Du bist besessen. Aber dass ich dich immer geliebt habe, hat noch einen anderen Grund. In deinem Kopf drin bist du so widersprüchlich. Der kleine Pham ist in einer heruntergekommenen Vorstadt der Hölle aufgewachsen. Du hast Verrat gesehen und bist verraten worden. Du verstehst gewalttätige Bosheit so gut wie nur ein Schurke mit blutigen Händen. Und dennoch hat der kleine Pham auch all die Mythen von Ritterlichkeit und Ehre und großen Taten in sich aufgenommen. Irgendwie lebt in deinem Kopf beides zusammen, und du verbringst seither dein Leben mit dem Versuch, das Universum deinen Widersprüchen anzupassen. Du wirst nahe

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