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Eine Tiefe Am Himmel

Eine Tiefe Am Himmel

Titel: Eine Tiefe Am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
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Netzhaut hervorrufen, denn natürlich war der Stern im nahen Infrarotbereich heller als im sichtbaren. Die empfohlenen Augenschützer sahen wie glasklares Plastik aus, doch Pham achtete sehr sorgsam darauf, sie zu tragen.
    Seine Gastgeber – eine Gruppe einheimischer Unternehmen – beherbergten ihn auf ihre Kosten. Er verbrachte seine offizielle Zeit damit, etwas mehr von ihrer Sprache zu lernen und etwas herauszufinden, das seine Flotte mitgebracht hatte und das für seine Kunden etwas wert sein könnte. Sie versuchten es ebenso angestrengt. Es war eine Art ins Gegenteil verkehrte Industriespionage. Die Elektronik der Einheimischen war etwas besser als alles, was Pham je gesehen hatte, obwohl die Dschöng Ho vielleicht Verbesserungen an Programmen vorzuschlagen hatte. In der medizinischen Automatik waren sie deutlich zurück; das würde sein Fuß in der Tür sein, eine Stelle, von der aus das Feilschen beginnen konnte.
    Pham und seine Leute klassifizierten alles, was diese Begegnung einbringen konnte. Die Kosten der Reise würden reichlich wieder hereinkommen. Doch Pham hörte Gerüchte. Seine Gastgeber repräsentierten eine Anzahl – ›Kartelle‹ war die brauchbarste Übersetzung, die Pham für das Wort finden konnte. Sie hielten Dinge voreinander geheim. Das Gerücht ging von einer neuen Art Orter, kleiner als jeder anderswo hergestellte und von keiner inneren Energiequelle abhängig. Jede Verbesserung auf dem Gebiet der Orter war eine gewinnträchtige Sache; die Geräte waren der positionelle Leim, dem verkoppelte Systeme ihre außergewöhnliche Leistungsfähigkeit verdankten. Doch diese ›Superorter‹ sollten angeblich Sensoren und Effektoren besitzen. Wenn es mehr als nur ein Gerücht war, dann hätte es politische und militärische Konsequenzen auf Ytre selbst – destabilisierende Konsequenzen.
    Mittlerweile wusste Pham, wie man in einer technisch orientierten Gesellschaft Informationen sammelt, selbst in einer, deren Sprache er nicht fließend beherrschte, sogar, wenn er beobachtet wurde. Nach vier Wochen wusste er, welches Kartell die vielleicht existierende Erfindung besitzen könnte. Er kannte den Namen seines Magnaten: Gunnar Larson. Das Larson-Kartell hatte die Erfindung bei seinen Handelsgesprächen nicht erwähnt. Sie war nicht angeboten worden – und Pham wollte keine Andeutungen darüber machen, wenn andere zugegen waren. Er arrangierte eine persönliche Begegnung mit Larson. Es war etwas, das sogar Phams Tanten und Onkel daheim auf dem mittelalterlichen Canberra verstanden hätten, obwohl ihnen der technische Trick hinter dem Treffen unbegreiflich geblieben wäre.
    Sechs Wochen nach seiner Landung auf Ytre ging Pham Nuwen allein durch die exklusivste offene Straße in Dirby. Zerstreute Wolken erinnerten an den unlängst gefallenen Regen. Sie zeigten Rosa und Grau im hellen Zwielicht. Die Sonne war eben hinter Trygve untergegangen. Über dem Leib des Riesenplaneten gemahnte ein Bogen von Gold und Rot an die verdeckte Sonne. Die Scheibe des Riesen nahm zehn Grad am Himmel ein. Lautlose blaue Blitze flackerten in seinen Polarbreiten.
    Die Luft war kühl und feucht, der Wind trug einen natürlichen Duft heran. Pham ging weiter und zog jedes Mal an der Leine, wenn seine Snarlihunde etwas am Wegesrand untersuchen wollten. Seine Tarnung erforderte, dass er sich Zeit ließ, sich an dem Anblick erfreute, den ähnlich gekleideten Passanten höflich zuwinkte. Denn was sollte ein reicher Einwohner im Ruhestand im Freien anderes tun, als die Lichter zu bewundern und seine Hunde spazieren zu führen? Zumindest hatte der Kontaktmann das behauptet. »Die Sicherheitsvorkehrungen auf der Huskestrade sind nicht wirklich streng. Wenn Sie aber keinen plausiblen Grund haben, sich dort zu befinden, kann die Polizei Sie anhalten. Nehmen sie ein paar Snarlihunde. Das ist ein guter Grund, auf der Promenade zu sein.«
    Phams Blick erfasste die Paläste, die hier und da zwischen dem Grün zu beiden Seiten der Promenade hervorlugten. Dirby schien ein friedlicher Ort zu sein. Es waren Sicherheitskräfte da… Doch wenn genug Leute alles kaputtmachen wollten, war das in einer einzigen Nacht von Feuer und Aufruhr zu schaffen. Die Kartelle kämpften kommerziell mit harten Bandagen, doch ihre Zivilisation glitt gerade durch die höchste, glücklichste ihrer guten Zeiten… Vielleicht war ›Kartelle‹ nicht das richtige Wort. Gunnar Larson und einige der anderen Magnaten gaben sich eine Aura von tiefer, uralter Weisheit.

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