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Eine Tiefe Am Himmel

Eine Tiefe Am Himmel

Titel: Eine Tiefe Am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
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gemacht wurde, musste die Krankheit alle paar Megasekunden neu abgestimmt werden, oder der Blitzkopf würde in Katatonie oder Hyperaktivität abdriften. Kleine Fehler konnten Fehlfunktionen hervorrufen – etwa ein Viertel von Truds Arbeit musste wiederholt und korrigiert werden. Mittelgroße Fehler konnten leicht das Gedächtnis zerstören. Große Fehler konnten einen massiven Schlaganfall auslösen, an dem das Opfer noch schneller als Xopi Reung starb.
    Anne Reynolt stand solch ein massiver Hirnschaden bevor, wenn sie sich das nächste Mal selbst neu abstimmte.
    Er war seit fast hundert Sekunden vom Seepark fort. Jau Xin nahm kleine Gruppen zu Bootsfahrten mit. Jemand war endlich in den See gefallen. Gut. Das verschafft mir mehr Zeit.
    Pham zog die Haube der Steuereinheit ab. Dort gab es Schnittstellen zu den Supraleitern. Derlei Dinge konnten, bei seltenen Gelegenheiten, ohne Vorwarnung versagen. Die Schaltung schwächer machen, die Steuerprogramme so manipulieren, dass sie Reynolt erkannten, wenn sie nächstes Mal das Gerät an sich selbst verwendete…
    Seit er die Klinik betreten hatte, hatten sich die mitgebrachten Orter über die Klinik verteilt. Es war ein wenig wie Licht, das immer weiter ins absolute Dunkel vordrang, mehr und mehr vom Zimmer erkennen ließ. Er hatte die Bilder mit verminderter Aufmerksamkeit verfolgt, während er die Supraleiter-Schaltung mit nahezu mikroskopischer Sicht untersucht hatte.
    Das Aufflackern einer Bewegung. Er erhaschte einen Blick auf ein Hosenbein auf einem der Hintergrundbilder. Jemand verbarg sich im toten Winkel hinter den Pulten. Pham orientierte sich nach den Ortern und sprang in den freien Raum über den Pulten.
    Eine Frauenstimme: »Festhalten und keine Bewegung!«
    Es war Anne Reynolt. Sie kam zwischen den Pulten hervor, knapp außerhalb seiner Reichweite. Sie hielt ein Zeigergerät, als sei es eine Art Waffe.
    Reynolt verschaffte sich Halt an der Decke und wackelte mit dem Lichtzeiger vor ihm. »Gehen Sie Hand über Hand zur Wand zurück.«
    Für einen Moment war Pham drauf und dran, frontal anzugreifen. Der Zeiger konnte ein Bluff sein, und selbst wenn eine Kanone mit ihm gekoppelt war, was spielte es für eine Rolle? Das Spiel war aus. In Frage kam nur noch rasche und überwältigende Aktion, hier und mit den Ortern überall in Hammerfest. Vielleicht auch nicht… Pham zog sich wie befohlen zurück.
    Reynolt kam hinter den Pulten hervor. Sie hakte einen Fuß unter eine Halterung. Der Zeiger in ihrer Hand zitterte nicht. »So – Pham Trinli. Wie schön, es endlich zu wissen.« Mit der freien Hand strich sie sich das Haar aus dem Gesicht zurück. Ihre Datenbrille war durchsichtig, und er konnte ihr gut in die Augen schauen. Etwas an ihr war seltsam. Ihr Gesicht war so blass und kalt wie immer, aber die übliche Ungeduld und Gleichgültigkeit war überlagert von einer Art Triumph, einer bewussten Geringschätzung. Und… auf ihren Lippen lag ein Lächeln, schwach, aber unverkennbar.
    »Sie haben mir eine Falle gestellt, Anne, nicht wahr?« In Naus Hütte warf er einen erneuten, längeren Blick auf das, was er für Anne Reynolt gehalten hatte. Es war ein Stück Bildtapete, das lose auf einem Bett lag. Sie hatte die Augen geblendet, die wirklich nahe kommen konnten, und ihn mit einem billigen Video getäuscht.
    Sie nickte. »Ich wusste nicht, dass Sie es sind, aber ja. Es ist seit langem klar, dass jemand meine Systeme manipuliert. Zuerst dachte ich, es sei Ritser oder Kal Omo, der politische Spiele spielt. Sie waren ein Außenseiterkandidat, jemand, der zu oft im Mittelpunkt des Geschehens steht. Erst waren Sie ein alter Narr, dann ein alter Sklavenhändler, der sich als Narr tarnt. Jetzt sehe ich, dass sie noch etwas sind, Trinli. Haben Sie wirklich geglaubt, Sie könnten die Systeme des Hülsenmeisters ewig übertölpeln?«
    »Ich…« Phams Blick schweifte aus dem Zimmer über den Seepark hinweg. Die Party ging weiter. Tomas Nau selbst und Qiwi hatten sich Jau Xin auf dem kleinen Segelboot zugesellt. Pham holte Naus Gesicht näher heran: Er trug keine Datenbrille. Er war niemand, der einen Hinterhalt überwachte. Er weiß es nicht! »Ich hatte große Angst, dass ich die Systeme nicht ewig überlisten könnte -Sie vor allem.«
    Sie nickte. »Ich habe geahnt, dass, wer immer es war, mich aufs Korn nehmen würde. Ich bin die kritische Komponente.« Sie schaute kurz von ihm weg zu der geöffneten Steuereinheit. »Sie wussten, dass ich mich in der nächsten

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