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Eine Tiefe Am Himmel

Eine Tiefe Am Himmel

Titel: Eine Tiefe Am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
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wenn die Spinnen endlich hochauflösende Bildübertragung erfänden, würden sie gute Bilder bekommen. Aber die visuelle Physiologie von Menschen und Spinnen war einfach zu unterschiedlich. Heutzutage waren etwa fünf Prozent der militärischen Kommunikation der Spinnen dieses extrem hochauflösende Zeug, das Trixia Bonsol ›Videomantie‹ nannte. Ohne tiefgreifende Umformung war es für Menschen einfach ein pures Wirrwarr. Er hätte den starken Verdacht gehabt, dass es eine steganographische Tarnung war, nur dass die Übersetzer Kals Schnüfflern bewiesen hatten, dass es sich um harmlose Bilder handelte – aber alle sehr beeindruckend, wenn man eine Spinne war.
    Doch jetzt würde er in ein paar Sekunden zu sehen bekommen, wie die Monster aus menschlicher Sicht aussahen.
    Es war keine Bewegung zu sehen. Wenn das ein Fahrstuhl war, dann fuhren sie tief hinab. Das war plausibel, wenn man bedachte, wie das Wetter am Südpol war. »Werden wir das Signal einbüßen?«
    Reynolt antwortete nicht gleich. »Ich weiß nicht. Melin versucht gerade, in diesem Fahrstuhlschacht Relaissender anzubringen. Ich mache mir größere Sorgen, dass es entdeckt wird. Selbst wenn die Selbstvernichtungsauslöser funktionieren…«
    Brughel lachte. »Na und? Siehst du denn nicht, Reynolt? Es sind keine vier Tage mehr, dass wir das alles einsacken.«
    »Der Einklang gerät allmählich in Panik. Sie haben eben einen führenden Verwalter geschasst. Ich habe Berichte von Besprechungen, die zeigen, dass Viktoria Schmid jetzt eine Korruption des Datennetzes vermutet.«
    »Ihre Geheimdienst-Chefin?« Die Nachricht ließ Brughel für einen Augenblick stutzen. Das musste vor ganz kurzer Zeit passiert sein. Trotzdem: »Ihnen bleiben keine vier Tage. Was können sie schon tun?«
    Reynolts Blick war steinern wie üblich. »Sie könnten ihr Netz in Teile zerlegen, es vielleicht überhaupt nicht mehr benutzen. Das würde uns Einhalt gebieten.«
    »Und dafür sorgen, dass sie den Krieg gegen die Sinnesgleichen verlieren.«
    »Ja. Es sei denn, sie könnten den Sinnesgleichen stichhaltige Beweise für ›Ungeheuer aus dem Weltraum‹ liefern.«
    Und das war verdammt unwahrscheinlich. Die Frau war besessen. Ritser lächelte ihr ins finstere Gesicht. Klar. So haben wir dich gemacht.
    Die Türen des Fahrstuhls gingen auf. Die Kamera zeigte ihnen jetzt nur ein Bild pro Sekunde, und das mit niedriger Auflösung. Verdammt.
    »Ja!« Das war Melin, dem irgendetwas gelungen war.
    »Er hat einen Relaissender untergebracht.«
    Plötzlich wurde das Bild scharf und glatt. Als die Spionsonde durch die Tür des Fahrstuhls kroch, richtete Melin ihre Augen eine unglaubliche Treppenflucht hinab, eigentlich eher eine Leiter. Wer weiß, wozu dieses Gebiet diente, vielleicht als Ladegarage? Vorerst verbarg sich die kleine Kamera in Ecken und blickte von dort auf die Spinnen. Anhand der Maßstabsleiste sah er, dass die Ungeheuer die erwartete Größe hatten. Ein ausgewachsenes Exemplar würde bis zu Brughels Oberschenkel reichen. Die Wesen waren in einer flachen Haltung weit über den Boden ausgebreitet, ganz wie auf den Bibliotheksbildern, die sie vor dem Wiederaufflammen geborgen hatten. Sie sahen kaum wie das geistige Bild aus, das die Blitzköpfe erzeugt hatten. Trugen sie Kleidung? Nicht wie Menschen. Die Ungeheuer waren in etwas eingehüllt, was wie Fahnen mit Knöpfen aussah. Große Tragetaschen hingen bei vielen zu beiden Seiten herab. Sie bewegten sich mit raschen, unheimlichen Rucken, wobei ihre klingenähnlichen Vorderbeine vor ihnen hin und her huschten. Es war eine Menge von ihnen hier, chitinschwarz mit Ausnahme der schlecht zueinander passenden Farben ihrer Kleidung. Auf ihren Köpfen glitzerte etwas wie große flache Edelsteine. Spinnenaugen. Und was den Mund der Spinnen betraf – da hatten die Übersetzer das passende Wort benutzt: Schlund. Eine zahnbewehrte Tiefe, umgeben von winzigen Klauen – war es das, was Bonsol & Co. ›Esshände‹ nannten? –, die in ständiger verworrener Bewegung zu sein schienen.
    In dieser Masse waren die Spinnen ein größerer Albtraum, als er sich vorgestellt hatte, die Sorte, die man zerquetscht und zerquetscht und zerquetscht – und es kommen immer neue auf einen zu. Ritser schnappte nach Luft. Ein tröstlicher Gedanke war es, dass – wenn alles glatt ging – diese scheußlichen Ungeheuer in knapp vier Tagen alle tot sein würden.
     
    Zum ersten Mal seit vierzig Jahren würde ein Sternenschiff durch das EinAus-System

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