Eine Tiefe Am Himmel
konnte das in ein, zwei Jahrzehnten korrigiert werden. Vierzig Jahre lang war ich zu einem Gebieter über ein paar Dutzend herabgesunken, und bald werde ich Gebieter über viele Millionen sein. Und darüber hinaus… Wenn die Spinnenwelt tatsächlich Schlüssel zu einer Höheren Technik barg… würden er und Tomas Nau eines Tages zum Frenk und zur Balacrea zurückkehren, um auch dort zu herrschen.
Binnen drei Sekunden splitterte das Bild in ein Dutzend Kopien auf, und dann in ein Dutzend Mal Dutzend. »Was…?«
»Der Lander hat sich gerade in Untereinheiten geteilt, Hülsenmeister.« Reynolts Erklärung klang kalt, fast spöttisch. »Fast zweihundert mobile Einheiten – manche werden wir nach Südende bringen.« Sie wandte sich vom Bildschirm ab und schaute ihm beinahe in die Augen. »Seltsam, dass Sie sich auf einmal so sehr für operative Einzelheiten interessieren, Hülsenmeister.«
Er spürte ein Aufflackern der alten Wut über ihre Unverschämtheit, doch es war harmlos, wirkte sich weder auf seinen Atem noch auf seine Sicht aus. Er deutete ein Achselzucken an. Heutzutage komme ich sogar mit Reynolt klar. Vielleicht hatte Tomas Nau Recht; vielleicht wurde er wirklich allmählich reifer. »Ich möchte mir anschauen, wie die Wesen wirklich aussehen.« Man muss seine Sklaven kennen. Bald würden sie Hunderte von Millionen von Spinnen töten, aber irgendwie musste er lernen, die zu tolerieren, die verschont wurden.
Die Spionsonden flogen in lautlosem Bogen abwärts über eine gefrorene Meerenge. Ein paar drehten sich noch, und Ritser erhielt einen Blick auf Wolken, die Oberfläche eines – Orkans? Zweihundert Geschosse von Daumengröße. In den nächsten tausend Sekunden landeten alle, manche in tiefem Schnee, manche auf felsiger Einöde. Doch es gab auch Erfolge.
Etliche gerieten auf eine Art Straße, die in blaues Licht getaucht war. Eins der Bilder zeigte schneedrapierte Ruinen in der Ferne. Schwere geschlossene Fahrzeuge rumpelten vorüber. Reynolts Blitzkopf ließ seine Spionagesonde auf die Straße wackeln. Er versuchte, per Anhalter mitzufahren. Einer nach dem anderen stellten sie die Übertragung ein – platt gewalzt. Ritser schaute auf das Bestands-Fenster. »Das sollte besser funktionieren, Anne. Wir haben nur noch einen Multi-Lander.«
Reynolt würdigte ihn keiner Antwort. Ritser zog sich nach unten, um ihrem Spezialisten auf die Schulter zu tippen. »Also, wirst du einen nach drinnen kriegen?«
Mit einer Antwort war kaum zu rechnen; ein fokussierter Geist in einer Steuerschleife ist für gewöhnlich nicht zu erreichen. Doch nach einem Augenblick nickte der Blitzer. »Sonde 132 macht sich gut. Ich habe noch dreihundert Sekunden auf der Breitband-Verbindung. Wir sind nur noch ein paar Meter von der Belüftungstür entfernt. Diese kommt hinein…« Der Bursche beugte sich über die Regler. Er wiegte sich vor und zurück wie ein Süchtiger bei einem Hand-Auge-Spiel, wo der Sinn exakt die Situation war. Eins von den Bildern ging rauf und runter, während er das Gerät in den Verkehr wackeln ließ.
Brughel schaute wieder zu Reynolt. »Die verdammte Zeitlücke. Wie kann man erwarten, dass…«
»So eine Fernsteuerung ist nicht das Schlimmste. Melin« – der Blitzkopf-Operator – »hat eine sehr gute Verzögerungs-Koordination. Unser Hauptproblem sind Operationen in den Datennetzen der Spinnen. Eine Reaktionszeit von zehn Sekunden ist länger als die maximale Wartezeit mancher Netze.«
Während sie sprach, huschte ein Reifenprofil an der kleinen Kamera vorbei. Mit irgendeiner magischen Blitzer-Intuition hatte Melin das Gerät an die Seite des Fahrzeugs geschnipst. Die Sicht wirbelte ein paar Sekunden lang wie verrückt herum, bis Melin die Rotation mit dem Bild synchronisiert hatte. In der Wand vor ihnen öffnete sich eine Tür, und sie fuhren hindurch. Dreißig Sekunden vergingen. Die Wände schienen aufwärts zu gleiten. Eine Art Fahrstuhl? Doch wenn die Maßstabsinformation zutraf, war der Raum größer als ein Raquettballfeld.
Sekunden verstrichen, und Brughel stellte fest, dass er von der Szene gefesselt war. Seit Jahren war jetzt alles, was sie über die Spinnen erfahren hatten, aus zweiter Hand gekommen, von Reynolts Blitzkopf-Übersetzern. Ein großer Teil davon musste Märchengefasel sein, es war einfach gar zu nett. Echte Bilder brauchten sie. Die optische Erkundung durch Mikrosatelliten lieferte Bilder, aber die Auflösung war schrecklich. Etliche Jahre lang hatte Ritser geglaubt,
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