Eine Tiefe Am Himmel
würde.«
Es folgte ein Rasseln des Unmuts rings um den Tisch. General Schmid antwortete mit Ausdrücken, die ein gut Teil milder waren, als der Frage angemessen gewesen wäre. »Leider ist es keine Prestigefrage. Das südländische Ultimatum verlangt von uns, mehrere von unseren Truppengattungen zu schwächen. Im Grunde bezweifle ich, dass die Südländer deswegen in ihren Tiefen einen Deut sicherer wären – aber es würde unsere Verwundbarkeit bei einem Erstschlag der Sinnesgleichen erhöhen.«
Tschesny Neudep, Direktor für Raketenangriffe: »In der Tat. Jetzt sind die Südländer einfach Marionetten der Sinnesgleichen. Pedure und ihre Blutsauger müssen glücklich sein. Egal, wie das ausgeht, sie gewinnen.«
»Vielleicht nicht«, sagte Ministerin Nishnimor. »Ich kenne viele von den führenden Südländern. Sie sind weder bösartig, noch wahnsinnig, noch unfähig. Wir sind hier zu einer Frage des Vertrauens gekommen. Der König ist bereit, zu dieser nächsten Parlamentssitzung der Südländer nach Südende zu reisen und für den Rest der Sitzungsperiode dort zu bleiben. Es ist schwer, sich einen größeren Vertrauensbeweis unsererseits vorzustellen – und ich denke, die Südländer werden es akzeptieren, egal, was Pedure möchte.«
Natürlich, dazu waren Könige da. Nichtsdestoweniger war das Angebot der Ministerin ein Schock, sogar ›Papa Megatod‹ Neudep schien betroffen zu sein. »Frau General… ich weiß, dass es in der Macht des Königs liegt, derlei zu tun, aber ich kann nicht zustimmen, dass dies eine Frage des Vertrauens sei. Gewiss, es gibt im Süden ehrenwerte Leute in hohen Positionen. Vor einem Jahr war das Südland fast ein Verbündeter. Wir hatten Sympathisanten in allen Ebenen der Regierung. Oberst Thrakt sagte uns, wir hätten dort – um es unverblümt zu sagen – Spione in einflussreichen Positionen. Andernfalls glaube ich nicht, dass General Schmid jemals das technische Wachstum von Südland gefördert hätte… Doch in weniger als einem Jahr scheinen wir all unsere Vorteile dort eingebüßt zu haben. Was ich jetzt sehe, ist ein gründlich von den Sinnesgleichen infiltrierter Staat. Selbst wenn die Mehrheit des Parlaments ehrenwert ist, spielt es keine Rolle.« Neudep ließ zwei Arme in Richtung auf Thrakt hin zucken. »Ihre Analyse, Oberst?«
Zeit für Schuldzuweisungen. Das war Teil von jeder der letzten Stabsbesprechungen gewesen, und jedes Mal war Thrakt stärker unter Beschuss geraten.
Thrakt deutete eine Verbeugung zu Megatod hin an. »Mein Herr, ihre Einschätzung ist im Allgemeinen korrekt, obwohl ich kaum eine Infiltration der südländischen Raketenstreitkräfte an sich feststellen kann. Wir hatten dort eine freundliche Regierung – und zwar eine, die, ich würde schwören, sorgfältig mit Agenten des Einklangs ›ausgestattet‹ war. Die Sinnesgleichen waren aktiv, aber wir hatten sie matt gesetzt. Dann haben wir Schritt für Schritt Boden verloren. Zuerst war es verpfuschte Überwachung, dann tödliche Unglücksfälle, dann Morde, die wir nicht schnell genug unterbinden konnten. In letzter Zeit hat es dort fingierte Kriminalprozesse gegeben… Unser Feind ist schlau.«
»Die Geehrte Pedure ist also ein Genie, wie uns noch nie eins begegnet ist?«, fragte der Direktor der Luftverteidigung mit triefendem Sarkasmus.
Thrakt schwieg einen Augenblick. Seine Esshände zuckten hin und her. Bei früheren Besprechungen war das der Punkt, wo er mit Statistiken und schönen neuen Projekten zum Gegenangriff überging. Jetzt aber schien etwas in ihm zu brechen. Belga Untersiedel hatte Thrakt immer als bürokratischen Feind betrachtet, seit die Kinder der Chefin entführt worden waren; doch nun schämte sie sich seinetwegen. Als Thrakt schließlich sprach, war seine Stimme ein zorniges Quieken. »Nein! Wissen Sie nicht, dass ich… dass ich Freunde habe sterben lassen; ich habe Freunde eingebüßt, weil ich ihnen zu sehr misstraute. Lange Zeit dachte ich, es müsse ein Agent der Sinnesgleichen in meiner Organisation sein. Ich teilte kritische Informationen mit immer weniger Leuten, nicht einmal mit meiner Vorgesetzten…« Er nickte zu General Schmid hin. »Am Ende sind uns Geheimnisse abgegriffen worden, die nur ich kannte und die ich mit meiner eigenen Verschlüsselungsapparatur übermittelte.«
Es folgte Schweigen, als sich die offensichtliche Konsequenz dieser Behauptungen in den Köpfen seiner Zuhörer verfestigte. Thrakts Aufmerksamkeit schien sich nach innen zu kehren, als
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