Eine Tiefe Am Himmel
Widerstand geleistet – oder sind einfach über die Aktion belogen worden.«
Ezr ging die Besatzungsliste durch und erklärte die Rolle der einzelnen Mitglieder. Es hatten zwanzig arme Seelen im Kälteschlaf gelegen, Ritsers spezielle Spielzeuge. Sie waren offensichtlich Opfer, doch Untersiedel wollte die Ausrüstung nicht aufgeben. Einen um den anderen erhielt Ezr von Untersiedel die Erlaubnis zur Freilassung, unter der Voraussetzung des Zugangs zu Fachleuten, die die Ruinen erklären konnten, über die ihre Dienststelle jetzt verfügte. Schließlich waren sie bei den schwierigsten Fällen angelangt. »Jau Xin. Pilotenverwalter.«
»Jau Xin, der Mann am Abzug«, sagte die Generalin. Ezr hatte die Verstärkung seiner Datenbrille hochgefahren. Seine Sicht war nicht so trübe wie vorher. Das ganze Gespräch über hatte Untersiedel sehr ruhig dagesessen, die einzige Bewegung war das unablässige Spiel ihrer Esshände gewesen. Es war eine Haltung, die Zinmin als Wachsamkeit mit vorgerecktem Gesicht wiedergab. »Jau Xin steht unter Anklage, die eigentlichen Angriffe ausgelöst zu haben.«
»General, wir haben die Aufzeichnungen durchgesehen. Ihre Befragungen von Jaus fokussierten Piloten sind wahrscheinlich noch vollständiger. Uns ist klar, dass Jau einen Großteil des Angriffs der Aufsteiger sabotiert hat. Ich kenne Jau, Frau General. Ich kenne seine Frau. Beide sind ihrem Volk wohlgesonnen.« Die Blitzkopf-Analytiker, darunter Trixia, glaubten, derlei Bezugnahmen auf die Familie könnten von Bedeutung sein. Vielleicht. Doch Belga Untersiedel war vielleicht viel eher der klassische Typ des Vertreters ›nationaler Interessen‹.
Zinmin Broute tippte auf seiner winzigen Tastatur, brachte Ezrs Worte in eine Zwischensprache und steuerte dann die Tonausgabe. Gespenstisches Zischeln kam aus Broutes Lautsprecher, Ezrs Gedanken, wie eine Spinne sie vielleicht aussprach.
Untersiedel schwieg einen Augenblick, stieß dann einen schrillen Schrei aus. Ezr wusste, dass das als verächtliches Schnauben galt.
Doch dieses Gespräch konnte letzten Endes anderen Spinnen gezeigt werden. Ich lass dich nicht vom Haken, Untersiedel. Ezr langte in sein Gepäck und hielt Ritas winzige Schachtel hoch.
»Und was ist das?«, fragte Untersiedel. Es schwang keine Andeutung von Neugier in der Stimme von Broute-als-Untersiedel.
»Ein Geschenk an Jau Xin von seiner Frau. Eine Erinnerung, falls Sie sich immer noch weigern, ihn freizulassen.«
Untersiedel saß fast zwei Meter entfernt, doch selbst jetzt war Ezr nicht bewusst, wie weit die Vorderarme einer Spinne reichen konnten. Vier speerähnliche schwarze Arme schossen auf ihn zu, nahmen das Kästchen aus seinem Griff. Untersiedels Arme schossen zurück, hielten das Kästchen erst an eine, dann an eine andere Stelle ihrer glasigen Schale. Ihre Stiletthände machten kleine kratzende Geräusche, als sie neugierig am Deckel der Schachtel und am Daumenschloss hantierten.
»Sie ist auf Jau Xin codiert. Wenn Sie sie mit Gewalt öffnen, wird der Inhalt zerstört.«
»Dann wird er eben zerstört.« Doch die Spinne hörte auf, die spitzen Enden ihrer Glieder gegen das Kästchen zu drücken. Sie hielt es noch einen Moment fest, stieß dann ein knirschendes Zischen aus und warf es Ezr vor die Brust.
Das hässliche Knirschen dauerte an, als Zinmin Broute übersetzte. »Eure verdammten Kuppli-Augen!« Broutes Stimme war angespannt und wütend. »Nehmen Sie dieses Geschenk für einen Mörder zurück. Nehmen Sie Xin und die andere Besatzung zurück.«
»Danke, General. Danke.« Ezr reckte sich vor, um Ritas Geschenk an sich zu nehmen.
Die Stimme der Spinne ebbte ab, verstummte, setzte dann ruhiger wieder ein; sie klang irgendwie wie Wassertropfen, die von heißem Metall wegspritzen. »Und ich nehme an, Sie gedenken auch Ritser Brughel zu retten?«
»Nicht ihn zu retten, Frau General. Im Laufe der Jahre hat Ritser Brughel wahrscheinlich mehr von unseren Leuten umgebracht als von Ihren. Er hat sich für vieles zu verantworten.«
»Ja. Diesen einen werde ich Ihnen unmöglich überlassen.« Jetzt war Broutes Stimme selbstgefällig, und Ezr ahnte, dass es in diesem einen Punkt keine Meinungsverschiedenheiten auf Seiten der Spinnen gab.
Und vielleicht war es so am besten. Ezr zuckte die Achseln. »Sehr gut. Es ist an Ihnen, ihn zu bestrafen.«
Die Spinne wurde sehr ruhig, sogar ihre Esshände. »Bestrafen? Sie verstehen das falsch. Diese albernen Verhandlungen haben uns einen einzigen funktionierenden
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