Eine Tiefe Am Himmel
an offenen Türen vorbei, hielt bei den geschlossen gerade lange genug an, um die Patientennamen zu lesen. Und endlich… TRIXIA BONSOL. Sein überstürztes Voranstürmen hörte plötzlich auf, und ihm wurde bewusst, dass er Arbeitskleidung trug und dass sein Haar nach allen Seiten abstand. Wie ein Blitzkopf hatte er alles außer seinem Fokus ignoriert.
Er strich sich die Haare glatt, so gut er konnte… und klopfte gegen den leichten Kunststoff der Tür.
»Herein.«
… »Hallo, Trixia.«
Sie schwebte in einer Hängematte, die sich kaum von einem gewöhnlichen Bett unterschied. Medizinische Instrumente umgaben als feiner Schleier ihren Kopf. Es spielte keine Rolle, Ezr hatte damit gerechnet. Anne hatte die Patienten mit Messgeräten versehen und benutzte die Daten, um die Defokussierung zu steuern und um danach mögliche Hirnschläge oder Infektionen festzustellen.
Das machte es schwer, jemanden so innig zu umarmen, wie es Ezr wollte. Er schwebte heran, schaute Trixia ins Gesicht, verlor sich darin. Trixia erwiderte den Blick – schaute nicht um ihn herum, ungeduldig, weil er die Sicht auf ihre Daten versperrte, sondern sah ihm direkt in die Augen. Ein kleines Lächeln zitterte auf ihren Lippen.
»Ezr.«
Und dann war sie in seinen Armen, streckte die Hände zu ihm aus. Ihre Lippen waren warm und weich. Er hielt sie einen Augenblick lang fest, umarmte sie sanft in ihrer Hängematte. Dann zog er den Kopf zurück und vermied dabei sorgsam die medizinischen Geräte. »Ich habe so oft geglaubt, wir würden es niemals zurück schaffen. Erinnerst du dich an all die Male« – buchstäblich Lebensjahre –, »da ich in deiner kleinen Zelle gesessen habe?«
»Ja. Du hast viel mehr als ich gelitten. Für mich war es eine Art Traum, und die Zeit war eine schlüpfrige Sache. Alles außerhalb meines Fokus war verschwommen. Ich hörte deine Worte, doch sie schienen nie von Bedeutung zu sein.« Sie hob die Hand an die Seite seines Halses, streichelte sanft – eine Geste aus der Zeit, die sie wirklich zusammen verbracht hatten.
Ezr lächelte. Wir reden. Wirklich. Endlich. »Und jetzt bist du wieder da, und wir können wieder leben. Ich habe so viele Pläne. Ich hatte Jahre Zeit, um darüber nachzudenken, was wir vielleicht tun würden, wenn wir Nau vernichten und dich retten könnten. Nach all den Toten erweist sich die Mission als größerer Schatz, als wir uns jemals träumen ließen.« Große Risiken, großer Gewinn. Doch die Risiken waren eingegangen, die Opfer gebracht worden, und jetzt… »Mit unserem Anteil am Gewinn der Mission könnten wir… könnten wir alles tun. Wir könnten unsere eigene Große Familie gründen!« Vinh.23.7, Vinh-Bonsol, Bonsol.1, es spielte keine Rolle; es würde ihre Familie sein.
Trixia lächelte noch immer, doch Tränen traten ihr in die Augen. Sie schüttelte den Kopf. »Nein, Ezr, ich…«
Vinh redete hastig weiter. »Trixia, ich weiß, was du sagen willst. Wenn du keine Familie willst – das ist auch in Ordnung.« In den Jahren unter Tomas Nau war mehr als genug Zeit gewesen, alles zu durchdenken, zu sehen, welche Opfer in Wahrheit gar keine waren. Er holte tief Luft und sagte: »Trixia, sogar wenn du nach Triland zurück möchtest… bin ich bereit, mitzukommen, die Dschöng Ho zu verlassen.« Der Familie würde das nicht gefallen, er war kein Jungerbe mehr. Diese Expedition würde den Reichtum von Vinh.23 ins Fabelhafte steigern, aber… er wusste, dass Ezr Vinh sich das kaum zuschreiben konnte. »Du kannst sein, was immer du willst, und wir können trotzdem zusammenbleiben.«
Er beugte sich näher an sie heran, doch diesmal drängte sie ihn sanft zurück. »Nein, Ezr, das ist es nicht. Du und ich, wir sind um Jahre gealtert. Ich… Es ist lange, lange her, seit wir zusammen waren.«
Ezrs Stimme kam schrill heraus. »Für mich waren es Jahre! Aber für dich? Du hast gesagt, der Fokus war wie ein Traum, wo Jahre keine Rolle spielten.«
»Nicht ganz. In Bezug auf manche Dinge, die Dinge im Zentrum meines Fokus, erinnere ich mich an die Zeit wahrscheinlich besser als du.«
»Aber…« Sie hob die Hand, und er schwieg.
»Ich hatte es leichter als du. Ich war fokussiert, und da war noch etwas, obwohl ich es nie bewusst erfasst habe, und Gott sei Dank Brughel und Tomas Nau ebenso wenig. Ich hatte eine Welt, in die ich entfliehen konnte, eine Welt, die ich aus meinen Übersetzungen erschaffen konnte.«
Wider Willen sagte er: »Das habe ich mich gefragt. Da war so vieles, was wie
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