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Eine tolle Zeit

Eine tolle Zeit

Titel: Eine tolle Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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Nadelkanone, um den schwarzen Schiffsleibern lautlose Wunden beizubringen. Neben uns wartete Ilhilihis, als Seeungeheuer herausgeputzt. Aber dann … dann …«
    Dann merkte ich, daß sie gar nicht so gefestigt war, wie ich dachte, denn ihre Stimme brach, und sie begann zu zittern und heftig zu schluchzen, obwohl ihr Gesicht noch immer eine Maske der Wut war, und dann kam ihr der Wein wieder hoch. Sid trat hinzu und beruhigte sie, was er wohl schon die ganze Zeit hatte tun wollen.
     

Wenn ich eine Zeitung zur Hand nehme und sie lese, glaube ich Gespenster zwischen den Zeilen herumkriechen zu sehen. Es muß über all in der Welt Geister geben. Es will mir scheinen, als müßten sie so zahllos sein wie Sandkörner.
    Ibsen
     
5
Sid will Geistermädchen
     
    Mein elisabethanischer Freund stemmte die Fäuste in die Hüften und verkündete uns die Spielregeln, als sei en wir ein Haufen nervöser Kinder, die zu intensiv ge spielt hatten.
    »Hört, ihr Herren, dies ist eine Erholungsstation, und ich führe sie als solche. Zur Hölle mit allen Einsätzen! Mir ist egal, ob die Basis zerbricht oder die ganze Veränderungswelt in Schutt und Asche fällt – du, Kriegerin, wirst dich jedenfalls ausruhen und noch mehr Wein trinken, und zwar langsamer, ehe du deinen Bericht abgibst, und deine Kollegen werden Begleiterinnen erhalten. Keine Fragen, von keinem! Beau, bei unserer Lieb’, spiel uns ein aufmunterndes Lied.«
    Kaby entspannte sich ein wenig und ließ es zu, daß er vorsichtig die Hand auf ihren Rücken legte, zum Zeichen der Stütze, und sagte knurrig: »Na gut, Dickwanst.«
    Dann, ich kann’s nicht ändern, holten wir beim Klang des Muskrat Ramble, den ich Beau beigebracht hatte, für die beiden AIs zwei Mädchen und stellten alle zu Paaren zusammen, wie es sich gehörte.
    Ich möchte dabei gleich klarstellen, daß vieles, was in der Veränderungswelt über Erholungsstationen geredet wird, einfach nicht stimmt – und außerdem werden stets neun Zehntel ausgelassen. Die Soldaten, die, die durch die Tür zu uns kommen, hoffen auf eine gute Zeit, gewiß, aber sie sind auch wirklich schlecht dran, jeder ohne Ausnahme tief drinnen in der Seele und im Herzen verletzt, wenn auch nicht immer am Körper oder so, wo man’s sofort sehen kann.
    Sie können mir glauben, ein temporaler Einsatz ist kein Witz, und überhaupt gibt’s unter hundert Leuten kaum einen, der es übersteht, aus seiner Lebenslinie gerissen werden und ein Leben als wirklich wacher Doppelgänger zu führen – das heißt, als Dämon –, geschweige denn als Soldat. Was braucht ein verwundetes und verwirrtes Wesen, das schwer gekämpft hat? Ein Individuum , das sich um ihn kümmert und für ihn fühlt und ihn zusammenflickt; und dabei hilft es, wenn diese Person vom anderen Geschlecht ist – das ist et was, das bei anderen Spezies nicht anders ist als bei uns.
    Damit haben wir unsere Grundlage für die Station und die wilden Methoden, die dort angewendet werden – bei den meisten anderen Erholungsstationen oder Vergnügungsorten ist das nicht anders. Der Name Gesellschafterin kann irreführend sein, aber er gefällt mir. Sie muß weitaus mehr sein als ein gutes Partymädchen – oder Partyjunge –, obwohl sie das auch darstellen muß. Sie muß Krankenschwester und Psychologin und Schauspielerin und Mutter und erfahrene Ethnologin sein und allerlei mit längeren Namen – und ein verläßlicher Freund.
    Niemand von uns vereint alle diese Dinge zur Vollkommenheit in sich – oder kommt diesem Ideal auch nur nahe. Wir geben uns nur Mühe. Aber wenn der Ruf ergeht, müssen Gesellschafterinnen Kummer und Sorgen und Neidgefühle und Eifersüchteleien begraben – und vergessen Sie nicht, es sind lebende Menschen mit intensiven Gefühlen –, weil dann für nichts anderes mehr Zeit ist als zum Hilf, und frag nicht, wem!
    Und tief im Innern ist es einer guten Gesellschafterin auch gleichgültig, um wen es geht. Zum Beispiel diesmal. Es war mir ziemlich klar, daß ich eigentlich zu Illy wechseln müßte, obwohl ich insgeheim etwas besorgt darum war, Erich zu verlassen, aber der Lunaner war weit von zu Hause entfernt und Erich immerhin unter Menschen. Ilhilihis brauchte jemanden simpatico.
    Ich mag Illy, nicht nur weil er eine Art Kreuzung zwischen einem Spinnenaffen und einer persischen Katze ist – obwohl das, genau genommen, eine sehr schöne Mischung ist. Ich mag ihn um seiner selbst willen. Als er da also nach schlimmem Einsatz ganz zerschnitten und zittrig

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