Eine tolle Zeit
wenn ich mir vorstelle, daß der gute alte Vati Anton seine kleine Greta zur Ärztin haben wollte!
Naja, ich merkte bald, daß mich das nicht weiter brachte; schließlich hatten wir hier eine Party.
In hektischem Tempo babbelte Doc auf Sid ein – und ich hoffte nur, er fühlte sich nicht bemüßigt, seine Tierimitationen zu machen, die sich ziemlich verrückt anhörten und einmal einen AI-Patienten ernsthaft beleidigten.
Maud führte Markus einen Tanzschritt aus dem 23. Jahrhundert vor, und Beau setzte sich ans Klavier und improvisierte leise nach ihrem Rhythmus.
Als ihm die tiefen, erholsamen Töne in den Ohren dröhnten, begann Erich zu strahlen, und zerrte mich fort. Im Nu hatte ich meine Füße vom diamantrauhen Boden hoch, den wir nicht auslegten, weil die meisten AIs, die Lieben, ihn hart mögen, und ich lehnte mich tief in die Couch beim Klavier, mit Kissen ringsum und einem frischen Drink in der Hand, während mein Nazifreund Anstalten machte, seinen Weltschmerz mit einem Lied abzuladen, was mich nicht allzu besorgt stimmte, weil sein Bariton ganz passabel ist.
Alles lief wirklich gut – der Versorger arbeitete nur vor sich hin, um die Station am Leben zu erhalten; machte jetzt jedenfalls keine Anstrengungen, vollführte allenfalls einen gelegentlich faulen Paddelschlag. Zuweilen ist die Einsamkeit in der Station beglückend und schön.
Beau blickte mit hochgezogenen Augenbrauen zu Erich hinüber, der ihm zunickte, und schon stürzten sie sich in ein Lied, das wir alle kennen, obwohl ich nicht habe feststellen können, woher es eigentlich kommt. Ich mußte bei den Tönen an Lili denken, und ich fragte mich wieso – und wieso es in den Erholungsstationen Tradition ist, die Neuen Lili zu nennen, obwohl es in diesem Falle ja ihr richtiger Name war.
Auf der Schwelle zu All
und Licht,
wehen Veränderungswinde,
aber berühren dich nicht.
Du lächelst und flüsterst voll Gefühl:
»Patient, komm doch zu mir;
der Einsatz ist aus, tritt ein
und schließ die Tür.«
De Bailhache, Fresca, Mrs. Cammell, über
Die Kreisbahn des bebenden Bären hinausgewirbelt
In gespaltenen Atomen.
Eliot
4
SOS aus dem Nichts
Ich merkte plötzlich, daß Erich ohne Klavier weitermachen mußte, hob den Kopf und sah Beau, Maud und Sid auf den Kontrolldiwan zueilen. Der Hauptversorger blinkte in schnellem Alarm-Grün, aber der Rhythmus war so klar, daß selbst ich das Notrufsignal der Spinnen ausmachte, und eine Sekunde lang war mir schlicht übel. Dann ließ Erich in der Mitte von » Tür « seinen Reserveatem ab, und ich gab mir einen von den geistigen Tritten, die oft helfen, und wir eil ten zusammen mit Markus den anderen nach, zur Stati onsmitte.
Das Blinken verging, als wir unser Ziel erreichten, und Sid wies uns an, stillzustehen, weil wir Schatten würfen. Er legte ein Auge an das Anzeigegerät, und wir verharrten starr wie Denkmäler, während er die Kontrollen streichelte, als sei er beim Liebesakt.
Eine gefühlvolle Hand zuckte am Introversionsschalter vorbei zum Nebenversorger, und im nächsten Augenblick war die ganze Station schwarz wie unsere Seele und ich hatte nur noch Erichs Arm und die Erkenntnis, daß Sid ein grünes Licht päppelte, das ich nicht einmal sehen konnte, obwohl meine Augen ausreichend Zeit zur Anpassung hatten.
Dann kehrte das grüne Licht sehr langsam zurück, und ich konnte das liebe, verläßliche alte Gesicht erkennen – das grüngoldene Licht ließ ihn wie ein Meeresgott erscheinen –, und schließlich leuchtete das Signallicht ganz hell, und Sid schaltete die Stationsbeleuchtung wieder ein, und ich lehnte mich zurück.
»Damit haben wir sie festgenagelt, wer immer das sein mag. Fertigmachen zum Empfang.«
Beau, der ihm natürlich am nächsten stand, starrte ihn eindringlich an. Sid zuckte unsicher die Achseln. »Mir wollte zunächst scheinen, es stammte von unserem eigenen Globus, tausend Jahre vor unserem Herrn, aber das Licht flackerte und verging wie Hexenfeuer. So wie es jetzt aussieht, kommt der Ruf von einem Gebilde, das kleiner ist als die Station und das gewißlich außerhalb des Kosmos treibt. Mir wollte zwischendurch auch scheinen, als kannte ich den ersten Anrufer, einen antipodischen Atomwissenschaftler namens Benson-Carter – aber auch das veränderte sich.«
Beau sagte: »Wir sind nicht in der richtigen Phase des Kosmos-Stations-Rhythmus für einen Empfang, oder, Sir?«
Sid antwortete: »Eigentlich nicht, mein Junge.«
Beau fuhr fort: »Ich hatte
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