Eine tolle Zeit
hereinkam, war ich die Richtige, mich um ihn zu kümmern. Jetzt habe ich meine kleine Rede gehalten, und die Ahnungslosen in der Veränderungswelt können ruhig ihre blöden Witze reißen. Aber ich frage Sie, wie könnte ein Arrangement zwischen Illy und mir anders als platonisch sein?
Wir hatten vielleicht einige Krakenmädchen und Nymphen auf Lager – Sid hätte in die Liste schauen müssen, um das sicher zu wissen, aber Ilhilihis und Siebensee sprachen sich für richtige Menschen aus, und ich wußte, daß Sid mit ihnen da einer Meinung war. Maud drückte Markus’ Hand und ging zu Siebensee hinüber (»Scharfe Hufe hast du da, Mann« – sie hat sich meine Sprache angeeignet, wie fast alles), obwohl Beau vom Klavier stirnrunzelnd zu Lili schaute, um ihr wohl nahezubringen, daß sie den AI übernehmen müß te, da Markus ein richtiger Verwundeter war und lebendiger Pflege bedurfte. Aber außer Beau war allen klar, daß Bruce und Lili eine große Sache miteinander hatten und am wenigsten gestört werden durften.
Erich tat richtig gekränkt, als er mich verlor, aber ich wußte, daß das nicht stimmte. Er glaubt eine großartige Technik mit Geistermädchen zu haben und führt uns das gern vor, und er ist ja auch wirklich ziemlich draufgängerisch, wenn man so etwas mag, und – na ja! – wer tut das nicht von Zeit zu Zeit?
Und als Sid formell die Gräfin aus dem Lager holte – eine blonde Augenweide in einem weißen engen Satinrock mit einer weißen Reiherfeder, die auf ihrem winzigen Hut wippte – Maud und Lili und mir weit voraus, was das Aussehen anging, wenn auch durchsichtig wie Zigarettenrauch – und als Erich mit den Absätzen klickte und sich über ihre Hand neigte und sie stolz zu einer Couch führte, schwarzer Tschako neben ihrem Filzhut, und ihr auf Deutsch Leben einzureden begann mit allerlei Kopfneigen und zähnefletschendem Lä cheln und einer Sturzflut witziger Schmeicheleien, und als sie zurückzuflirten begann und der verträumte Augenausdruck hungrig wurde und sich auf ihn zu konzentrieren begann – nun, da wußte ich, daß Erich glücklich war und das Gefühl hatte, sich der Reichswehr würdig zu erweisen. Nein, in diesem Punkte machte mir mein kleiner Kommandant keine Sorgen.
Markus hatte sich eine griechische Hetäre namens Phryne gezogen; wohl nicht das Mädchen, das damals in Athen den berühmten Gerichts-Striptease machte, und er weckte sie mit kleinen Schlucken seines Scotch und Soda, obwohl ich einigen seiner Blicke zu entnehmen glaubte, daß Kaby eigentlich eher sein Typ war. Sid beruhigte das kämpferische Mädchen, gab ihr nahrhaftes Brot und Oliven zum Wein zu essen, während Doc erstaunlicherweise in ein lebhaftes und vernünftiges Gespräch mit Siebensee und Maud vertieft schien – vielleicht ein Informationsaustausch über die nordvenusianischen Untiefen –, und Beau hatte sich in den Panther Rag gestürzt, und Bruce und Lili lehnten auf dem Klavier und lächelten anerkennend, wobei sie aber lebhaft aufeinander einredeten.
Illy, der die Runde inspiziert hatte, wandte sich wieder mir zu und krächzte: »Tiere mit Kleidung sind so erfrischend, Liebling! Als ob ihr alle Banner tragt!«
Vielleicht hatte er damit gar nicht so unrecht, obwohl meine Banner eher Aschermittwoch waren, ein kohlengrauer Sweater mit passendem Rock. Er schaute mir mit einem Tentakel auf den Mund, um zu sehen, wie ich lächelte, und quietschte leise: »Wirke ich langweilig und gewöhnlich auf dich, Greta-Mädchen, weil ich kein Banner trage? Nur so ein Zombie eine Milliarde Jahre aus deiner Vergangenheit, grau und leblos wie Luna heute ist, nicht wie damals, als er noch ein richtiger traumschöner Planet war und vor Luft und Wasser und Federwäldern schier platzte. Oder bin ich so exotisch interessant für dich wie du für mich – Mädchen aus meiner Zukunft, eine Milliarde Jahre!«
»Illy, du bist süß«, sagte ich und tätschelte ihn sanft. Ich bemerkte, daß sein Fell noch nervös vibrierte, und beschloß, Sids Anordnungen in den Wind zu schlagen, ich wollte ihn darüber ausfragen, was er mit Kaby und dem Satyr gemacht hatte. Wo er nun schon eine Milliarde Jahre von Zuhause entfernt war, sollte er nicht auch noch schweigen müssen. Außerdem war ich neugierig.
Jungfrau, Nymphe und Mutter sind die ewige königliche Dreieinigkeit der Insel, und die Göttin, die dort in jeder dieser Aspekte verehrt wird, als Neumond, Vollmond und ab nehmender Mond, ist die oberste Gottheit.
Graves
6
Kreta,
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