Eine tollkuehne Lady
nicht - nicht vorhatte, sich von der Londoner Gesellschaft herumschubsen zu lassen. Ihre außerordentliche Schönheit, kombiniert mit ihrem majestätischen Gebaren und ihrer so herrlich skandalösen Herkunft genügte, um den ton zu faszinieren. Ian legte den Kopf ein wenig schief, lauschte auf den Klatsch und hörte erstauntes Geflüster überall im Raum. Ihr Erfolg machte sie für ihn nur noch begehrenswerter.
Innerhalb weniger Stunden war die erste Georgiana mit all ihren Irrwegen verdrängt und halb vergessen im strahlenden Glanz der neuen.
Endlich schlug die Uhr Mitternacht, die Stunde, zu der Ian und Georgie sich verabredet hatten. Er war froh darüber, denn wenn er ehrlich war, begann er ein wenig eifersüchtig zu werden. Es fiel ihm nicht leicht, sie mit anderen Männern tanzen zu sehen.
Jede junge Dame sollte ein Talent besitzen, das ihre Gesellschaft angenehmer und interessanter werden ließ. Einige sangen, andere spielten Pianoforte, während wieder andere für ihre Aquarelle bekannt waren. Georgiana jedoch war zweifellos eine Tänzerin. Es war ein Vergnügen, ihr zuzusehen. Vielleicht waren es die Yogaübungen, die ihr solche Anmut verliehen, aber jedem fiel das auf - ihre Sicherheit, eine Art Selbstverständlichkeit, mit der sie sich bewegte. Trotzdem hatte er das Gefühl, dass sie sich noch zügelte. Diese Glöckchen, die sie in Indien am Fußgelenk zu tragen pflegte, waren die liebsten Schmuckstücke der indischen Tempeltänzerinnen.
Er hegte den Verdacht, dass sie mit den Tänzerinnen des Maharadschas hätte mithalten können. Vielleicht würde sie eines Tages für ihn tanzen.
Jetzt allerdings war es an der Zeit, auf den Tanz zurückzukommen, den sie ihm damals in Janpur versprochen hatte. Ian stieß sich von der Säule ab und schlenderte auf sie zu.
Sie wandte sich um, als fühlte sie seinen Blick, oder als hätte sie ihn ebenfalls während des ganzen Abends heimlich beobachtet. Diskret grüßte er sie mit einem angedeuteten Namaste, was ihr ein Lächeln entlockte.
Errötend blickte sie zu der großen Uhr an der Wand und stellte fest, dass es Mitternacht war. Gut. Er war sehr froh, dass sie die verabredete Stunde nicht vergessen hatte. Sie lächelte ihm wieder zu und löste sich aus dem Kreis ihrer Bewunderer.
Ians Herz schlug schneller, doch er durchquerte ruhig und gemessenen Schrittes den Saal, um seinen Tanz einzufordern.
Als er Georgie erreicht hatte, verneigte Ian sich, und der Hauch von Sandelholz in ihrem Parfüm benebelte seine Sinne, als er sich vorbeugte. „Miss Knight.“
„Lord Griffith.“ Sie knickste anmutig.
Er streckte die Hand aus. Ohne ein weiteres Wort legte sie ihre Hand hinein.
„Ich bin beeindruckt“, murmelte er, als er sie zur Tanzfläche führte.
„Ich freue mich über Ihre Billigung.“ Sie zupfte einen ihrer langen weißen Handschuhe zurecht, als das Orchester die ersten Takte spielte. „Habe ich nie erwähnt, dass die kleine Enklave britischer Damen in Kalkutta noch weitaus strenger als all Ihre Londoner Damen war?“ „Nein“, sagte er überrascht, als er in den Walzerschritt fiel.
Sie lächelte ihn an. „Auf diese Weise gleichen sie es wieder aus, dass sie in der Provinz leben.“
„Aha.“
„Da all diese Damen Busenfreundinnen meiner Mutter waren, sorgten sie dafür, dass ich lernte, wie ich mich der jeweiligen Situation gemäß zu benehmen hatte.“
Er lachte leise. „Und da habe ich mir Sorgen gemacht.“ „Habe ich Ihnen nicht gesagt, dass Sie sich immer zu viele Sorgen machen, Mylord?“
„In der Tat, das haben Sie, meine Liebe.“
Dann tanzten sie, lächelten und sahen einander in die Augen wie ein verliebtes Paar, während sie sich mühelos miteinander im Walzertakt drehten. Er hatte eine Hand auf ihre Taille gelegt. Ian genoss den Tanz und fragte sich doch ständig, ob auch sie an den kleinen Besuch in seinem Bett und die Nacht in der Gebetshöhle denken musste.
„Habe ich schon erwähnt, dass ich ein Geschenk für Sie habe, meine hübsche Freundin?“, fragte er schließlich. „Für mich? Oh, wie herrlich! Was ist es denn?“
„Eine Überraschung“, neckte er sie. „Aber Sie müssen nicht lange warten. Bis morgen sollte sie fertig sein. Soll ich sie persönlich überbringen?“
„Oh ja bitte! Und bitte - wenigstens eine kleine Andeutung. Ich hasse Überraschungen!“
„Das ist seltsam, in Anbetracht der Tatsache, dass Sie voll davon sind.“
„Wenn ich keine Ahnung habe, was es ist, wie soll ich dann wissen, ob es
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