Eine tollkuehne Lady
die bezaubernde Form einer Calla.
Ein seidener Sari in verschiedenen Rosatönen umspielte ihre schlanke Gestalt, und Ian hielt den Atem an, nicht sicher, ob er es sich nur einbildete, oder ob er wirklich das leise Klingeln der silbernen Glöckchen an ihrem Fußgelenk hörte.
Fassungslos über ihre Kühnheit stand er da - und fühlte sich wieder, sosehr er sich auch dagegen wehrte, unwiderstehlich von ihr angezogen. Die kleine Zauberin betörte ihn. Er blinzelte nicht einmal, sondern starrte sie nur fasziniert an.
Ein paar Schritte entfernt schien Prinz Shahu unter denselben Einwirkungen zu leiden. „Ah, sie ist eine Aps stieß er hervor. Eine himmlische Jungfrau. Der junge Kriegerprinz schmolz förmlich dahin.
Shahus unverkennbares Verlangen weckte Ian aus seiner Starre. Einen Anflug von Verärgerung über des Prinzen unverhohlene Bewunderung verdrängte er sofort mit aller Macht.
Unten eilte Georgianas livrierter Diener ihr nach und versuchte, sie mit einem Schirm vor der Sonne zu schützen. Doch sie hielt ihm stattdessen ein kleines Stück Papier hin und schickte ihn mit einer anmutigen Handbe- wegung wie die einer Tempeltänzerin vor zum Tor. Ihre Damen, darunter auch die Ältere, scharten sich hinter sie.
Ian sah, wie der Diener das Papier zum Tor hinaufbrachte, wo er es durch die äußeren Gitter einem der Wächter reichte.
Während das kleine Stück Papier - Ian konnte nur vermuten, dass es sich um ihre Visitenkarte handelte - seine rasante Reise hinauf zur Festung begann und von flinken Pagen weitergegeben wurde, blickte Georgiana nach oben, als spürte sie, dass sie beobachtet wurde.
Als sie aufschaute, bemerkte Ian erstaunt den dramatischen Kholstrich auf ihren Lidern. Sie hatte ihre Augen im Stil der Inderinnen geschminkt. Noch verstärkt durch ihr nachtschwarzes Haar betonte der Lidstrich ihre exotische Erscheinung. Sie hatte sich einen durchsichtigen Schal lässig um den Kopf geschlungen, dessen Enden leise in der Brise flatterten.
Ian betrachtete sie, und in diesem Moment begehrte er sie mehr, als er je zuvor in seinem Leben eine Frau begehrt hatte. Doch ihr kühler Blick glitt über ihn hinweg.
Sie sah zur Festung und entdeckte den Maharadscha, der gerade selbst herausgetreten war, um den Grund für die Unruhe zu erfahren. Johar hieß sie willkommen mit dem herzlichen Lächeln eines Mannes beim Anblick einer schönen Frau.
Sie legte die Fingerspitzen aneinander und verneigte sich in der anmutigen Geste des Namaste. Johar war bekannt dafür, dass er die Frauen liebte - was keine Überraschung war bei einem Mann, der dreißig Ehefrauen besaß und hundert Konkubinen - aber Ian spürte erschrocken einen heftige, unerklärliche Reaktion, als der König ihren Gruß freundlich erwiderte.
Mit tiefer, belustigter Stimme flüsterte er einem Diener einen Befehl zu: „Bring mir meine Perle. “
Dann winkte er dem nächsten Wächter. „Lass sie hinein! “ Danach kehrte Seine Majestät ohne weiteres Zögern wieder zurück ins Innere des Palastes.
Wieder blickte Ian über die Mauer zu Georgiana und presste die Lippen zusammen. Das war nicht gut. Der Prinz wollte sie. Der König wollte sie. Er wollte sie. Und zweifellos würden auch die Pindaris sie wollen.
Verdammt! Wie zum Teufel war sie ihren Wachen entkommen? “
„Was ist los? “ Gabriel und Derek Knight waren draußen auf der Mauer aufgetaucht, sichtlich neugierig.
Ian deutete mit einer spöttischen Geste auf die Gäste. Die Gebrüder Knight blickten hinunter, und plötzlich wurden erschrockene Ausrufe laut.
„Ich glaube es nicht! Das ist Georgie! “ Derek hob die Finger an den Mund und stieß einen durchdringenden Pfiff aus, während Gabriel winkte.
„Georgie! Lord Griffith, wir müssen zu ihr gehen! Macht es Ihnen etwas aus? “
„Ja, würden Sie uns für einen Moment entschuldigen? “ Mit strahlendem Gesicht wandte sich Derek zu ihm um. „Die Unterredung scheint ohnehin abgebrochen zu sein. “
». Ja, wie merkwürdig, nicht wahr? “, murmelte Ian. .. Dürfen wir zu ihr gehen? “
»»Von mir aus. “
Ian hatte Georgianas Brüdern gesagt, dass er sie in Kalkutta getroffen hatte, doch er hatte sie mit den Einzelheiten über die Schwierigkeiten, in die sie geraten war, verschont. Er hatte beschlossen, dass die genaue Schilderung der Rettung vor dem Flammentod bis nach ihrer Mission warten konnte. Er hatte gehofft, und das allem Anschein nach vergeblich, dass sie sich voll und ganz auf ihre Aufgabe konzentrieren könnten.
So
Weitere Kostenlose Bücher