Eine Traumrolle fuer Madison
ich hier bin? Du wirst mich sowieso nicht umstimmen. Ich reise morgen früh ab."
Edgar hätte sich am liebsten die Zunge abgebissen. Es war ein großer Fehler gewesen, Gideons Vater John zu erwähnen aber noch unverzeihlicher war es gewesen, auf den Skandal anzuspielen, der damals Johns Karriere ruiniert hatte. So würde er Gideon nie dazu bringen, noch länger zu bleiben und Madison kennen zu lernen…
Aber Edgar gab nicht auf. "Du solltest dir Madison wirklich einmal ansehen. Du wirst angenehm überrascht sein. Sie hat Talent und…"
"Wie ist ihr Nachname?"
"McGuire. Madison McGuire."
"Nie von ihr gehört." Gideon winkte ab. Er blickte zu den anderen Gästen hinüber, die sich angeregt im großen
Wohnzimmer unterhielten. Offensichtlich begann ihn die Unterhaltung zu langweilen.
Edgar bemerkte sofort, dass Gideon nicht mehr bei der Sache war, und der Ärger stieg wieder in ihm hoch. "Wieso bist du bloß so starrsinnig? Du hast doch selbst gesagt, dass du eine völlig unbekannte Schauspielerin für die Rolle der Rosemary suchst, und Madison wäre eine sehr gute Wahl."
"Ich entscheide immer noch selbst, wer in meinem Film mitspielt. Aber weißt du was, ich glaube, bei dir steckt etwas ganz anderes dahinter. Denkt sie vielleicht schon, dass die Rolle ihr gehört, nur weil du ein gutes Wort für sie einlegst?"
Edgar wusste, wann es Zeit war aufzuhören. Wenn er Gideon jetzt weiter bedrängte, dann würde er alles nur noch schlimmer machen.
"Sie weiß von nichts", sagte Edgar ruhig. Wenn sie es wusste, dann würde sie mir die Hölle heiß machen, dachte er amüsiert.
Sie war fast genauso eigensinnig wie sein Starregisseur! "Lass uns das Thema wechseln, Gideon."
"In Ordnung. Und zwar ein für alle Mal!"
Das hatte Edgar nun gewiss nicht vor, aber er hütete sich, es Gideon zu verraten. Er war sich sicher, dass er auf dem richtigen Weg war. Er hoffte nur, dass Susan, seine geliebte Susan, ihm vergeben würde, wenn sie herausfand, was er getan hatte.
Susan…
Einer seiner Angestellten gab ihm ein Zeichen, und er sagte zu Gideon: "Ich habe eine Vorführung von Tony Lawrence'
neuem Film arrangiert. Er wird dir bestimmt gefallen." Edgar war lange nicht so zuversichtlich, wie er klang, aber er hoffte…
o ja, und wie er hoffte…
Doch Gideons Gesichtsausdruck ließ nichts Gutes erahnen, als sie schließlich in Edgars privatem Vorführraum im Keller des Hauses saßen und die Lichter langsam erloschen. Dabei hing so viel von den nächsten Minuten ab, viel mehr, als Gideon ahnte…
Edgar blickte starr auf die Leinwand, und seine Spannung steigerte sich ins Unermessliche. Er wusste auf die Sekunde genau, wann Madison ihren Auftritt hatte. Und dann war es so weit. Edgar spürte förmlich, wie Gideon erstarrte. Die Lässigkeit, die er gewöhnlich zur Schau trug und mit der er seine Umgebung manchmal zum Wahnsinn trieb, war
verschwunden, und er blickte gebannt auf die Leinwand.
Ja!
Edgar konnte seine Aufregung kaum verbergen. Gideon hatte den Köder geschluckt. Jetzt hing alles davon ab, ob sie ihn auch an der Leine würden halten können.
Aber eins wusste Edgar genau: Gideon würde auch morgen Nachmittag noch hier sein…
1. KAPITEL
"Ich wusste gar nicht, dass es Meerjungfrauen gibt."
Madison hielt die Augen geschlossen. Der Mann mit dieser seidenweichen Stimme gehörte sicher zu den Gästen ihres Onkels, und für das, was sie seit ihrer Ankunft bisher von ihnen gesehen hatte, lohnte es sich nicht, auch nur ein Auge zu öffnen.
Sie war erst heute Nachmittag aus Amerika kommend in
London eingetroffen, sie war müde, hatte mit dem Jetlag zu kämpfen und wünschte sich nichts sehnlicher, als einmal richtig auszuschlafen. Nur war das leider unmöglich. Ihr Onkel hatte Gäste, und die hatten nichts Besseres zu tun, als lautstark das ganze Haus mit Beschlag zu belegen.
Madison hatte sich schließlich in den großen Swimmingpool im Keller geflüchtet. Dort ließ sie sich vom Wasser tragen und genoss die Wärme und die Ruhe und fühlte sich wunderbar entspannt. Das Letzte, was sie jetzt brauchte, war, von einem Gast ihres Onkels belästigt zu werden.
"Und wo bitte ist dann meine Flosse?" fragte sie spöttisch und wackelte mit den Zehen. In ihrem türkisfarbenen Bikini sah sie einfach hinreißend aus, und ihr langes blondes Haar auf dem Wasser umgab sie wie eine Wolke.
"Meerjungfrauen, die auf dem Land leben, haben keine Flossen", erwiderte der ungebetene Besucher schlagfertig.
"Aber ich bin doch im Wasser!"
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