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Eine Trillion Euro

Titel: Eine Trillion Euro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eschbach Andreas
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nicht?«
    »Ja, gewiss, aber …«
    »Nach unseren Unterlagen«, fuhr der mit den Tentakelaugen unduldsam fort, »herrschen in Europa seit ungefähr fünfzig Jahren Frieden, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Sie haben eine Union gegründet, die einen Erfolg ohne Beispiel in der Geschichte Ihres Planeten darstellt. Die gesamte übrige Welt beneidet Sie um die Lebensbedingungen auf Ihrem Kontinent. Ihre Bevölkerungszahlen stagnieren, und trotzdem haben Sie, von wenigen Ausnahmen abgesehen, jedes Jahr Wirtschaftswachstum gehabt. Manchmal viel, manchmal nicht so viel, aber in aller Regel war es Wachstum. Mit anderen Worten, Sie sind jedes Jahr reicher geworden. Und im nächsten Jahr noch reicher. Und im Jahr darauf wieder reicher. Reicher und reicher, von Jahr zu Jahr.« Die Tentakelaugen ruckten so plötzlich nach vorn, dass die Menschen zurückfuhren. »Und nun wollen Sie mir allen Ernstes erzählen, dass Sie Schulden haben?!«
    Der Kommissionspräsident zerrte an seinem Hemdkragen. »Jetzt, wo Sie es sagen, kommt es mir auch irgendwie seltsam vor«, bekannte er, »aber ich fürchte, es ist eine Tatsache.«
    Die Stille, die sich nun auf der anderen Seite des Konferenztisches breit machte, hatte etwas Eisiges.
    »Unglaublich«, blubberte der Justiziar in der Schüssel und verströmte ein fauliges, brenzliges Aroma, das bei nicht wenigen der anwesenden Menschen die Assoziation auslöste, die Seelen armer Sünder zu riechen, die in der Hölle schmorten.
    »Absolut unglaublich«, pflichtete ihm der Stielartige nach einer Weile bei.
    »Ich muss zugeben, dass ich so etwas auch zum ersten Mal erlebe«, meinte das Spinnenwesen.
    Es war der mit den Tentakelaugen, der sich als Erster erhob und damit das Signal für den Aufbruch gab. »Das führt zu nichts«, erklärte er unumwunden. »Wir verschwenden nur Zeit, die Ihre und vor allem die unsrige. Ich danke für die Gelegenheit, unser Angebot vortragen zu dürfen, aber in Anbetracht Ihrer Finanzlage wird uns nichts anderes übrig bleiben, als uns vertrauenswürdigere Geschäftspartner zu suchen. Und Ihnen wird nichts anderes übrig bleiben, als zu erfrieren. Leben Sie wohl.«
    Damit zogen sie ab, wie sie gekommen waren. Im Hinausgehen hörte man den mit den Tentakelaugen fauchen: »Schulden? Wieso habe ich davon nichts gewusst? Kann mir das mal jemand sagen?« Worauf die Gnome quieksend und ohrenraschelnd in alle Richtungen auseinander stoben und der Justiziar beinahe ausgeleert worden wäre.
    Und so wurde Europa doch nicht auf den Mond verlegt. Und weil die Stürme zunahmen und die Fluten wiederkamen und die Sommer brannten und die Winter Chaos brachten, durchpflügten alle Schiffe, die sich auch nur entfernt als Eisbrecher einsetzen ließen, den Atlantik, in einer aussichtslosen Mission, in einem chancenlosen Kampf gegen eine Natur, deren Übermacht sich mit jedem Tag, der verstrich, deutlicher zeigte …
    Benedikt fuhr auf, als neben ihm die Tür aufgerissen wurde und Sven hereinkam, zusammen mit einem Schwall nasskalter Luft. »Was für ein Schweinewetter!« Sven schüttelte sich wie ein nasser Hund und schlug die Kapuze zurück. Dann hob er den Kübel mit dem Eis an wie ein fettes Beutestück. »Glück gehabt. Wenn noch mal so eine Eisscholle auftaucht, ehe es warm wird, ist die Reise gerettet.«
    »Mmh.« Benedikt kehrte zurück in die Gegenwart, die Realität, versuchte zu verbergen, welche Mühe es ihm machte. Das Schiff war immer noch in Bewegung, brach immer noch Eis. Aber es wurde weniger. Sie hatten die Scholle passiert.
    Sven lüftete den Deckel des Kühlschranks und leerte das Eis auf die Flaschen, die darin aufgestapelt lagen. Eine Flasche Cola fischte er sich gleich heraus, ließ die Klappe zufallen, stellte den Eimer hohl klappernd weg und streifte die Öljacke ab. »Ist dir eigentlich aufgefallen, dass das Scheißding immer genau dann den Geist aufgibt, wenn wir internationale Gewässer erreichen?«
    »Im Hafen funktioniert er genauso wenig.«
    »Wir brauchen einen neuen, sag ich doch.« Mit einer geübten Bewegung schlug Sven den Kronkorken an der Kante des defekten Kühlschranks ab und ließ sich auf den Sitz neben dem Steuerpult sinken. Nach einem Schluck, der die Flasche zur Hälfte leerte, fragte er: »Na, und du? Wieder mal vor dich hingeträumt, während andere Leute ehrlich gearbeitet haben?«
    »Was?«
    »Komm, ich hab’s von draußen genau gesehen. Dieser stiere Blick, der heißt immer, dass das Kino in deinem Kopf geöffnet hat, in Cinemascope

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