Eine Trillion Euro
Banjo-Kurse und entdeckte das Schreiben erst 1975, als er in Nantes zufällig in eine Schreibwerkstatt geriet.
Einige Reisen durch den Orient später, nach Jobs als Angestellter in der Spielwarenbranche und im Bereich Finanzdienstleistungen, als Verkäufer auf Jahrmärkten und Messen und, immerhin, als Buchhändler, begann Pierre Bordage 1985, seinen ersten Roman zu schreiben: Les Guerriers du Silence (›Die Krieger der Stille‹), eine Space Opera, in der sich bereits jene Meisterschaft der epischen Form zeigt, für die er heute bekannt ist. Es sollten jedoch erst noch einmal sieben Jahre vergehen, bis er 1992, inzwischen in Paris als Sportreporter tätig, seinen ersten Verleger fand. Im März 1993 erschien Les Guerriers du Silence bei L’Atalante und war auf Anhieb ein so enormer Erfolg, dass Pierre Bordage ins Dasein eines Vollzeitschriftstellers wechseln konnte. In den darauf folgenden Jahren erschienen zwei Folgebände der Trilogie um die ›Krieger der Stille‹, die vom Publikum mit unvermindert anhaltender Begeisterung aufgenommen wurden.
Im Oktober 1996 folgte Wang – Les Portes d’Occident (›Wang -- Die Pforten des Okzidents‹), im Mai 1997 Wang – Les Aigles d’Orient (›Wang – Die Adler des Orients‹), erneut zwei voluminöse Romane, die in einer zwei Jahrhunderte in der Zukunft liegenden Welt spielen und die die sich weiter entfaltenden erzählerischen Fähigkeiten Bordages unter Beweis stellten. Abzalon markierte 1998 eine Rückkehr zur Space Opera, deutete aber bereits eine Verschiebung der Akzente hin zu mythischen und religiösen Motiven an.
Pierre Bordage ist verheiratet und Vater zweier Kinder, und im Sommer 1999 übersiedelte die ganze Familie für zwei Jahre in die USA. Hier schrieb er unter anderem Orchéron, den Nachfolgeband zu Abzalon, vor allem aber seinen wohl ambitioniertesten Roman L’Evangile du Serpent (›Das Evangelium der Schlange‹), eine provokante Nacherzählung der Geschichte Jesu, verlegt in unsere Gegenwart und mit einem Auftragskiller, einer Prostituierten, einem Skandaljournalisten und einem fanatischen Anhänger als Evangelisten: An die Stelle eines himmlischen Vaters tritt eine Muttergöttin, und das schamanische Symbol der Doppelschlange verbindet sich mit dem Bild, der Doppelhelix der DNS, des elementaren Moleküls allen Lebens. Während ich diese Zeilen schreibe, sieht es so aus, als könne dies der erste Roman Bordages werden, der verfilmt wird.
Der Platz reicht nicht, alle Romane von Pierre Bordage zu erwähnen, von den Kurzgeschichten ganz zu schweigen. Aus der Liste seiner Auszeichnungen seien erwähnt: Grand Prix de l’Imaginaire und Prix Julia Verlanger, beide 1994 für Les Guerriers du Silence; 1996 Prix Cosmos 2000 für La Citadelle Hyponéros; 1997 den Prix Tour Eiffel für die beiden Wang-Bände; 2000 Prix Paul Féval de la Société des Gens de Lettres für Les Fables de l’Humpur (›Die Fabeln von Humpur‹) sowie 2001 der belgische Literaturpreis Prix Bob Moräne für L’Evangile du Serpent. Ach ja, und außerdem ist Pierre Bordage seit einigen Jahren Präsident des alljährlich in Nantes stattfindenden europäischen Science-Fiction-Kongresses UTOPIALES.
Und trotz allem hat er es sich nicht nehmen lassen, eine Story eigens für diese Anthologie zu schreiben. Eine Trillion Euro? Pierre Bordage ist, endlich mal einer, der bei solchen Summen an Inflation denkt – und an den Verfall aller Werte …
Euro Zone
von Pierre Bordage
»Wie viele Nullen sind das nach der Eins?«
»Zwölf, glaube ich. Vielleicht sogar mehr.«
»Und was können wir damit kaufen?«
»Alles, was wir wollen.«
»Meinst du, wir kommen vielleicht aus dem Schlamassel hier raus?«
»Gut möglich, Pibe.«
Der Gestank der Stadt waberte in der klebrigen Januarhitze. Seit dem Durchzug des verheerenden Zyklons Valy war die Stromversorgung im Viertel nicht wieder in Gang gekommen, und sämtliche Gebäude lagen in tiefstem Dunkel. Man sah nicht die Hand vor Augen. Wie jeden Abend hatten sich Tausende von ZL in der großen Halle des ehemaligen Ostbahnhofs versammelt. Zwar war die Dachkonstruktion aus Glas und Stahl größtenteils zerstört, doch sie bot immer noch Schutz gegen die sintflutartigen Regenfälle, die wie gewaltige Geschwader durch die Nächte tobten. Außerdem wagten sich weder Organjäger noch andere Menschenfleischhändler in ein Lager, das von Einbruch der Dunkelheit bis zum Morgengrauen von bewaffneten Posten bewacht wurde.
Ich schlug die Decke
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