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Eine unberührte Welt

Eine unberührte Welt

Titel: Eine unberührte Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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ihn an, nickte. »Nach der alten Zeitrechnung schreiben wir das Jahr Dreitausend. Ungefähr.« Er deutete eine Art Verbeugung an. »Mein Name ist Waanu.«
    »Adison. Mein Name ist …«
    »Jim Adison. Das stand auf deinem Kühltank.«
    »Mein Kühltank, ja …« Schimmerndes Metall, er erinnerte sich. Schimmernd wie diese frei schwebenden Stufen. Er trat unter die Treppe, berührte eine von ihnen. Sie ließ sich nicht einen Millimeter verschieben, gab keinen Laut von sich, wenn man dagegenklopfte. »Hat es so lange gedauert, bis meine Krankheit heilbar war? Tausend Jahre. Ich bin doch geheilt, oder?«
    »Natürlich.« Ein schmales Lächeln. Waanu hatte silbergraues Haar, aber ein Gesicht ohne Falten. Unmöglich, sein Alter zu schätzen. »Die moderne Technik muss dir wie Zauberei vorkommen, vermute ich.« Er machte irgendetwas, eine wie beiläufige Bewegung, und die Treppe zerstob zu einem Schwarm glitzernder Kugeln, die emporschossen wie Funken einer Explosion und sich wieder zu dem ursprünglichen Geländer vereinten. »Wie gefällt es dir hier?«
    »Gut. Fantastisch. Ich meine … ich bin am Leben. Das ist mehr, als ich zu hoffen gewagt hatte!«
    »Gefällt dir der Marmor?«, fragte Waanu und schritt auf die Rückwand des riesigen Raumes zu. »Marmor ist gerade Mode. Du weißt, was Marmor ist? Das muss es zu deiner Zeit auch schon gegeben haben.«
    »Ja. Sicher. Hübsch, ja. Allerdings ein bisschen – wie soll ich sagen …?«
    Waanu berührte einen kleinen silbernen Knopf an der Wand, und aller Marmor verschwand, verwandelte sich in rauen, angerosteten Stahl. »Letzte Saison war es Stahl. Nicht mein Geschmack. Magst du vielleicht lieber Holz?« Der Stahl wich einer grandiosen Täfelung aus hellem Holz. »Subatomare Programmierung«, meinte Waanu, als erkläre das alles.
    »Unglaublich«, entfuhr es Adison. »Das ist wirklich …«
    »Soll ich das Holz lassen?«
    »Ja. Ja, das Holz ist wunderschön.«
    »Du wirst vielleicht Kleidung tragen wollen. Dort hinten findest du eine Einrichtung, die Kleidung zur Verfügung stellt. Wenn du ein Kleidungsstück nicht mehr tragen willst, wirfst du es in den Vernichter daneben.«
    »In den Vernichter«, wiederholte Adison. »Verstehe.«
    »Vielleicht willst du noch ein wenig ruhen. Wenn du uns suchst, wir sind unten im Garten.«
    »Im Garten, verstehe.« Adison nickte. Da Waanu sich zum Gehen wandte, fragte er hastig: »Und was ist, wenn ich … Hunger bekomme? Oder, na ja, das Gegenteil?«
    »Hast du Hunger?« Waanu schien verwundert, fast erschrocken.
    »Nein, aber das ist ja nur eine Frage der Zeit, oder?«
    »Das sollte es nicht sein. Die Luft ist gesättigt mit Nährgas.«
    »Nährgas!? Und was ist mit …?« Adison hielt inne. »Okay. Ich kann’s mir schon denken. Erzähl mir mehr über diese Welt. Gibt es Raumschiffe? Besiedeln wir andere Planeten?« Ein Gedanke wie ein jäher Abgrund durchzuckte ihn. »Sind wir überhaupt noch auf der Erde?«
    Waanu schien wenig Lust zu haben, darüber zu reden. »Ja. Wir sind auf der Erde. Und wir siedeln in der ganzen Galaxis, auf anderen Planeten, auf Sonnen …«
    »Auf Sonnen?! «
    »Ich verstehe von diesen Dingen nicht sehr viel. Ruh dich aus, und dann leiste uns Gesellschaft.« Ohne im Mindesten anzüglich zu wirken, gerade so, als spreche er über die denkbar alltäglichsten Dinge, fügte er hinzu: »Die Frauen sind sehr gespannt darauf, mit einem Mann aus der Vergangenheit zu schlafen.«
     
    Dies kann nicht das Jahr 3000 sein. Das war das Mantra seiner ersten Tage und Wochen, sein Morgengebet und seine Abendandacht. Dies muss das Paradies sein. Er stieg von einem Bett ins andere, kroch von einer Frau zur nächsten, vergaß Sitte und Anstand, erschöpfte sich hemmungslos und wurde umschwärmt dafür.
    »Wie alt bist du eigentlich?«, fragte er eines Morgens, als er neben Elea aufwachte, die ihm von allen am besten gefiel.
    Elea sah ihn an, als wisse sie nicht, wovon er rede. »Wozu willst du das wissen?«
    »Es interessiert mich eben.« Sie sah aus wie zwanzig, aber sie benahm sich nicht so. Hatten die Menschen des vierten Jahrtausends die ewige Jugend gefunden? Die Unsterblichkeit womöglich?
    »Denk nicht so viel an die Vergangenheit oder die Zukunft«, sagte Elea und legte die Hand auf seine Brust. »Du denkst überhaupt so seltsam viel. Heute ist heute, jetzt ist jetzt. Liebe mich, anstatt nutzlose Fragen zu stellen.«
    Adison setzte sich auf. »Wir Neandertaler denken nun mal viel«, stieß er hervor und erkannte, dass

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