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Eine unberührte Welt

Eine unberührte Welt

Titel: Eine unberührte Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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weil er sich sicher gewesen war, das Verlöschen seines Bewusstseins würde endgültig sein.
    Eine Erleichterung, eine Verzückung stieg in ihm auf, die ihn schier zerreißen wollte. Er hatte den Sprung über den Abgrund der Zeit geschafft, tausend Jahre überwunden mit einem Augenzwinkern. Das, was er sah, ließ keinen Zweifel daran. Er sah in ein weites Tal, sah silberne Städte, die in den Wolken schwebten, Myriaden von Lichtern, umhergleitende Luftfahrzeuge von unfassbarer Eleganz. Er sah eine von Leben überschäumende Natur, ebenmäßig und harmonisch wie ein reines Kunstwerk, und alles war so weit, so gewaltig, dass er nicht fassen konnte, dass dies noch die Erde sein sollte und nicht ein Planet so groß wie eine Sonne.
    Und natürlich war er geheilt. Er sah an sich herab. Nackt stand er vor dieser riesigen Scheibe aus unsichtbarem Glas, die nicht beschlug von seinem Atem, auf der seine Finger keine Spuren hinterließen, die nur kühl und glatt anzufühlen war. Er hatte ganz vergessen, dass er nackt erwacht war in diesem riesigen Raum, groß wie eine Turnhalle und vornehm wie ein Museum, mit Wänden und Böden aus erlesenem Marmor. Die Matratze in der Mitte des Raumes wirkte unscheinbar von hier. Erst hatte er nichts gesehen, hatte sich nur blind über den Bauch getastet und sie nicht mehr gefunden, die Metastasen, die dabei gewesen waren aufzubrechen und seinem Leben ein Ende zu setzen. Ich bin geheilt! , hatte er gedacht und es im nächsten Augenblick vergessen, als sein Blick sich geklärt und er gesehen hatte, wo er war.
    Er war mehr als geheilt, stellte er nun fest. Auch die Fettpolster an seinen Hüften waren verschwunden. Er sah Muskeln, wo er noch nie welche besessen hatte. Er sah besser aus als je zuvor.
    Zeit, sich die Welt genauer anzusehen, in der er angekommen war.
    Als hätte er mit diesem Gedanken etwas ausgelöst, öffnete sich eine Tür, und drei Frauen kamen herein, kichernd und gackernd und offenbar völlig ausgelassener Stimmung. Er erschrak ein wenig. Sein erster Impuls war, zu der Matratze zu laufen und seine Blöße mit der dünnen Decke zu verhüllen, aber dann blieb er doch einfach stehen, wo er war. Die Frauen waren nicht so gekleidet, als lege man in dieser Epoche gesteigerten Wert auf Sitte und Anstand. An seiner Nacktheit nahmen sie keinen Anstoß, im Gegenteil, sie umringten ihn lachend, berührten sein Gesicht, seine Schultern, neckten ihn, schienen sich königlich zu amüsieren. Eine von ihnen fasste sogar nach seinem Geschlecht und lachte hell auf, als sie seine unwillkürliche körperliche Reaktion bemerkte. Die auch mit dem Anblick zu tun hatte, den sie ihm boten, denn was aus der Ferne wie Kleider ausgesehen hatte, waren dünne, durchsichtige Schleier, und die Körper, die sie mehr betonten als verhüllten, waren nichts weniger als vollkommen.
    »W’bis duh?«, fragte eine von ihnen, und ihm wurde bewusst, dass es keine fremde Sprache war, die sie sprachen, sondern ein verwaschenes, verschliffenes Englisch.
    »Adison«, sagte er. »Mein Name ist Jim Adison.«
    »Adison«, wiederholte sie und lächelte. Lächelte hinreißend.
    War er, durchzuckte ihn heiß der Verdacht, in einer Zukunft gelandet, in der es nur noch Frauen gab, alle Männer ausgestorben waren? Hatten sie ihn womöglich zu ihrem Vergnügen aufgetaut?
    In diesem Augenblick erscholl über ihren Köpfen ein lauter Ruf, eine dunkle, kräftige Stimme, die etwas rief, das er nicht verstand. Hoch über ihnen, auf einer Galerie, die Adison bis jetzt überhaupt noch nicht bemerkt hatte, stand ein Mann, in eine majestätische Robe gekleidet, Würde und Autorität ausstrahlend. Er berührte eine dunkle Erhebung des Geländers, und auf kaum fassbare Weise und blitzschnell zerfloss das Metall vor dem Mann, tropfte in silbrigen Tropfen herab wie Quecksilber, um gleich darauf zu glänzenden, frei in der Luft schwebenden Treppenstufen zu erstarren.
    »Seid nicht so … ungeduldig«, mahnte der Mann, während er langsam die unglaubliche Treppe herabschritt. Etwas Fremdes, Einstudiertes klang in seiner Stimme mit. »Er ist gerade erst erwacht. Er muss sich erst zurechtfinden. Er hat sehr lange geschlafen. Sehr, sehr lange. Tausend Jahre.« Er fügte ein paar Sätze in dem abgenutzten Englisch hinzu, die Adison nicht verstand, die die Frauen aber dazu veranlassten, mit schmollenden Gesichtern von ihm abzulassen und murrend abzuziehen.
    »Es ist also wahr?«, fragte Adison. »Ich habe tausend Jahre überwunden?«
    Der Mann sah

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