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Eine unberührte Welt

Eine unberührte Welt

Titel: Eine unberührte Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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dass sie da war und dass sie allein war.
    Er fand sie, selbstvergessen zu einer seltsamen Musik tanzend, die mitten in der Luft entstand, von nirgendwo und überall zu kommen schien und zu erstickender Stille erstarb, als sie innehielt und ihn fragend ansah.
    »Hier«, sagte er und faltete den Zettel auseinander. »Das lag auf meinem Bett.«
    Elea betrachtete, was er ihr zeigte. Der fragende Ausdruck in ihren Augen veranlasste ihn, sich den Zettel selber noch einmal anzuschauen. Er war leer. Die Schrift war verschwunden.
    »Hier stand ›Mach dich bereit‹ «, sagte Adison. »Ich wollte wissen, ob es sein kann, dass der Zettel von Cohanur stammt.«
    Sie sah ihn erschrocken an. »Du hast Cohanur getroffen?«
    »Ja. Heute Nachmittag.«
    Elea wich zurück. »Hat er dich berührt?«
    »Nein.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja. Nein.« Da waren diese Funken gewesen, oder? Adison knüllte den Zettel wieder zusammen und warf ihn wütend davon. »Nein, ich bin nicht sicher. Ich habe nicht darauf geachtet.«
    »Adison«, rief Elea und umschlang ihn mit ihren Armen. »Adison – die Albträume, die Cohanur dir schicken kann, sind keine Träume, wie du sie kennst. Es sind furchtbare, furchtbare Erlebnisse, die dir so wirklich erscheinen, dass dir dein ganzes Leben dagegen wie ein Traum vorkommt. Sie vergiften deinen Geist. Sie verbrennen deinen Verstand. Sie zermalmen dein Herz, Adison.«
    »Er hat mich nicht angefasst«, sagte Adison und löste sich aus ihrer Umarmung. »Trotzdem – kann ich bei dir bleiben heute Nacht?« Elea nickte. Zum Glück, denn er fühlte sich müde. Verdammt müde. »Ich würde mich am liebsten gleich hinlegen …« Er setzte sich auf ihr Bett, sah zu ihr hoch.
    Dann brandete Schwärze rings um ihn empor und verschlang ihn ins Nichts.
     
    Ihm war kalt. Etwas Nasses drückte auf seinen Bauch. Rauer Stoff umschlang seinen Körper. Und sein Kopf schmerzte, als müsse er platzen.
    »Was …?«
    Die Schleier vor seinen Augen wichen, Tränen, oder Schleim, er sah olivgrüne Wände, von denen der Putz bröckelte. Und sein Kopf schmerzte, schmerzte so furchtbar …
    »Was ist …?«
    Er bekam die Hände hoch, sah sie an, bleiche, entsetzliche Hände, nass, schmierig, voller Falten und Runzeln, fasste sich an den Kopf, der schmerzte, und tastete – harte, metallene Stifte auf einem kahlgeschorenen Schädel. Was war das? Was war geschehen?
    Ein Gesicht tauchte auf. Cohanur.
    »Die Schmerzen werden gleich nachlassen«, sagte der hässliche Mann. »Der Übergang ist nicht ganz einfach.«
    »Wo …?« Seine Kehle fühlte sich an wie narkotisiert, er hatte das Gefühl zu grunzen. »Wo bin ich?«
    »Du bist«, sagte Cohanur, »erwacht.«
    Er schloss die Augen, fiel zurück in sein eigenes Keuchen, wartete, bis die Wellen des Schmerzes abebbten. Schließlich konnte er die Augen wieder öffnen. Cohanur war immer noch da, streckte die magere Hand aus und half ihm, sich aufzusetzen.
    Er sah an sich herunter. Wie sah er bloß aus? Wie eine Wasserleiche, die zufällig noch lebte. Wie eine Mumie bei der Einbalsamierung. Sein Körper war in etwas gehüllt, das aus verstaubten Säcken gemacht zu sein schien, und er war über und über eingeschmiert mit einer weißen, talgigen Paste. Die Liegestatt, auf der er saß, war ein modriges Feldbett, und das, was da am Kopfende stand, dieser hellgraue, summende Kasten mit Schlitzen, in denen dicke Staubwürste festhingen …
    »Ein Computer«, bestätigte Cohanur. Er hob eine Haube hoch, die verdammt so aussah, als passe sie zu den Kontaktstiften, die er vorhin auf seinem Schädel ertastet hatte. »Du warst an einen Computer angeschlossen. Die Welt, in der du gelebt hast, war nur virtuell.«
    »Was? Aber … ich war doch eingefroren, oder? Man hat mich aufgetaut?«
    »Ja. Du warst eingefroren. Man hat dich reanimiert. Aber man ließ dich in der virtuellen Welt erwachen.«
    »In der virtuellen Welt …?« Adison sah sich schwerfällig um. Der Boden war uneben, fleckig, zerschrammt. Das Licht, das von irgendwoher kam, flackerte unmerklich. Alles war so hässlich wie Cohanur selber. »Elea hat mich vor dir gewarnt«, sagte er und fasste den Mann in seiner dunklen Kluft ins Auge. »Sie hat gesagt, dass deine Albträume täuschend echt wirken. Aber das hier sieht alles aus wie du – hässlich, heruntergekommen, widerwärtig. Das verrät dich.«
    Ein Zucken setzte sich in Cohanurs linkem Auge fest. »Glaubst du? Sei nicht dumm. Wie war denn die Welt beschaffen, die du immer noch für die

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