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Eine unberührte Welt

Eine unberührte Welt

Titel: Eine unberührte Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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den Schultern. »Du belügst dich. Du flüchtest nur vor dem Unausweichlichen, ist dir das nicht klar?«
    Adison schob ihn von sich fort. »Lass mich in Ruhe. Schließ mich wieder an das System an, und komm nie wieder in meine Nähe.«
    Der alte Mann in den schwarzen, zerrissenen Kleidern schien ein Stück zu schrumpfen. »Gut«, sagte er dann. »Wie du willst.«
     
    Er erwachte, gehalten, geborgen. Das Licht in seinen Augen brannte. Er langte mit tränenden Augen um sich, fühlte weiches Fleisch, samtenen Stoff, erkannte Elea, die ihn hielt.
    »Bin ich wach?«, fragte er.
    »Ja«, sagte sie.
    Er zog sie zu sich herab, fuhr ihr durchs Haar, roch daran, den Duft nach Sandelholz und Meereswinden, atmete, spürte seine Lungen, seine Brust sich heben und senken. Er küsste sie, versank in der Süße ihrer Lippen, verschlang ihre Zunge, spürte lebendige Leidenschaft im ganzen Körper aufwallen wie Blasen in Wasser kurz vor dem Sieden.
    »Wie lange habe ich geschlafen?«, wollte er wissen, als sie sich wieder losließen.
    »Die ganze Nacht, und den Morgen über …« Elea sah ihn forschend an. »Du hast geträumt. Es war Cohanur, nicht wahr?«
    »Ich erinnere mich an einen Traum«, sagte er. »Einen schrecklichen Traum. Das Schrecklichste war, dass ich im Traum glaubte, wach zu sein.« Adison schüttelte den Kopf. »Und jetzt? Bin ich jetzt wach, oder träume ich? Träume ich wieder, wach zu sein? Ich weiß es nicht. Ich meine, eines von beiden muss ein Traum gewesen sein, und das andere …«
    »Adison«, sagte Elea. »Komm zu dir. Sieh mich an. Es war nur ein Albtraum, den Cohanur dir geschickt hat.«
    Er sah sie an, ihre dunklen Augen, ihre reine Haut, ihr elfenhaftes Haar. »Ja«, sagte er. »Du hast recht. Es war ein Albtraum. Und er war wirklich schrecklich, seelenzermalmend schrecklich, genau wie du es gesagt hast. Aber es war nur ein Traum, der mir nichts antun kann …« Er holte tief Luft, reine, kühle Luft, und blinzelte empor in die herrlich blaue Himmelskuppel, ins Licht der Sonne, die strahlte wie das Leben selbst.
    © 1999 Andreas Eschbach

Das Wort
    Die folgende Story beruht auf einer kleine Idee, die wiederum geboren ist aus einer Verärgerung über all den Schindluder, der – vornehmlich in dem Land, in dem 90% aller Anwälte dieses Planeten leben, den USA – mit dem Urheberrecht getrieben wird. Eine der wenigen Geschichten, die ich einfach so niedergeschrieben habe, ohne Anfrage, Auftrag oder sonstigen konkreten Anlass. Sie lag sozusagen noch in der Schublade, als ein Fanzine anfragte, ob ich noch etwas in der Schublade hätte.
    Derartige Anfragen sind übrigens längst zwecklos: Meine Schublade ist leer und wird anderweitig genutzt. Alle Sachen, die ich früher geschrieben und inzwischen noch nicht veröffentlicht habe, verwahre ich andernorts mit dem Ziel, zu verhindern, dass es jemals zu einer Veröffentlichung kommt. Denn dazu taugen sie nicht.
     
    Vor einigen Jahren hat ein gewisser Dr. George Raider aus Austin, Minnesota ein neues Wort geschaffen, ein Wort, auf das, wie man wohl sagen darf, die Menschheit geradezu gewartet hat. Es erforderte beträchtliche Anstrengung, dieses Wort zu erdenken: Tatsächlich gab Dr. Raider, nachdem ihm die erste vage Idee dazu gekommen war und er die Notwendigkeit verspürte, ihr nachzugehen, eine Karriere als Anwalt für Urheberrechtsfragen auf, um noch einmal zu studieren, Philosophie und Linguistik diesmal, an der Universität von Iowa. Im Rahmen seiner Abschlussarbeit schuf er schließlich jenes Wort, das unmittelbar nach Veröffentlichung zu einem unverzichtbaren Bestandteil unseres Sprachschatzes wurde. Ich nehme an, Sie wissen, von welchem Wort ich rede. Wenn nicht, dann tut es mir leid, denn ich darf es hier nicht benutzen, nicht einmal entfernt umschreiben. Denn Dr. Raider, der ursprünglich wie gesagt Fachanwalt für Urheberrecht war, konnte in einem aufsehenerregenden Prozess vor höchsten Instanzen (von dem Sie aber bestimmt gehört haben!) die Anerkennung erstreiten, dass dieses mühevoll geschaffene Wort seine geistige Leistung und demzufolge auch sein geistiges Eigentum ist. Seither muss, wer es in irgendeiner Weise geschäftlich verwenden will, eine Lizenzgebühr an die Verwertungsgesellschaft Raider & Ark, New York, entrichten, die sich nach der Art der Verwendung, der Zahl der hergestellten Kopien und so weiter richtet. Im Fall dieses Essays wären dies 3 Cent pro gedrucktem Exemplar gewesen, was schon bei geringen Auflagen die Höhe meines

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