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Eine undankbare Frau

Eine undankbare Frau

Titel: Eine undankbare Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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darüber.«
    Er reichte Hannes eine Visitenkarte. Die wurde gleichgültig entgegengenommen.
    »Und jetzt unterhalten wir uns mit diesem Schillinger«, sagte Sejer. »Ich halte Sie auf dem Laufenden.«
    Kurz darauf bogen sie in die Auffahrt des roten Hauses.
    Sie parkten neben dem Landcruiser und gingen zum Hundezwinger. Dort blieben sie stehen und betrachteten die Tiere durch die Gitterstäbe. Die Hunde sahen freundlich aus, sie sprangen und tanzten vor Eifer und bellten leise und freundlich.
    Sie hatten sich dem Rudel ihres Herrchens wieder angeschlossen und hatten keinerlei Ähnlichkeiten mehr mit einem Wolf.
    Ein Mann kam auf sie zu. Wahrscheinlich hatte er sie durch das Fenster gesehen. Seine Bewegungen hatten etwas Zögerndes: kurze Schritte und hochgezogene Schultern. Er trug grüne Outdoorkleidung. Eine Hose in Tarnfarben und schwere schwarze Stiefel, die er seit längerem nicht geputzt hatte. Schillinger war Mitte vierzig und von Wind und Wetter gegerbt. Er trainierte mit seinen Hunden das ganze Jahr über und in allen Witterungsverhältnissen. Im Schuppen standen zwei Schlitten und ein Wagen, den er im Sommer auf den Waldwegen einsetzte.
    »Was ist los?«, fragte er. »Kann ich Ihnen behilflich sein?«
    Seine Stimme hatte einen scharfen Unterton.
    »Kann sein«, sagte Sejer und nickte zu den Hunden hinüber. »Feine Tiere«, fügte er hinzu.
    Schillinger scharrte mit dem Stiefel im Boden. Sein Kinn war vorgeschoben und der Kopf gesenkt.
    »Amerikanische Eskimohunde?«, fragte Sejer.
    Der Andere zögerte mit seiner Antwort. »Ja. Die sind selten hier in Norwegen«, sagte er dann.
    »Selten«, wiederholte Skarre. »Und vielleicht auch verboten?«
    Schillinger kratzte sich im Nacken.
    »Doch, natürlich sind die zugelassen. Hat alles seine Richtigkeit. Aber die Leute haben seltsame Gerüchte in die Welt gesetzt. Dass es nur ganz wenige davon gibt, bedeutet doch nicht gleich, dass sie verboten sind. Ich habe sie ganz legal eingeführt, das möchte ich betonen. Ganz legal. Ich habe Papiere«, fügte er hinzu, »die kann ich holen, wenn das nötig sein sollte, ich habe Papiere für jeden einzelnen.«
    Er redete immer schneller, fuhr sich dabei mit der Hand durch die Haare, seine Wangen waren mit grauen Bartstoppeln bedeckt.
    »Und Sie sind mit ihnen gerade von einer Tour zurückgekommen?«, fragte Sejer mit ernster Miene. »Oder irre ich mich da?«
    Schillingers Magen krampfte sich zusammen. Vielleicht haben sie auch ein Pferd auf einer Koppel gerissen, das wäre nicht das erste Mal, dass Hunde Pferde anfallen. Nein, es wird nur ein Schaf gewesen sein. Natürlich holen sie sich ein Schaf, wenn sich ihnen die Gelegenheit bietet, sie sind doch keine Scheißpudel. Er holte Luft. Sah zum Wald hinüber, danach zu seinen Hunden. Drei hatten sich hingelegt. Vier standen noch an den Gitterstäben und schnupperten.
    »Hat sich jemand beklagt?«, fragte er nervös.
    »Ja«, sagte Sejer leise. »Es hat sich jemand beklagt.
    Schillinger begann, nervös auf und ab zu gehen. Er sah den Polizisten nicht in die Augen, setzte seinen Weg fort, wie ein Tier in einem Käfig.
    »Wenn ich länger wegbleibe, verschließe ich den Zwinger mit einem Vorhängeschloss«, sagte er. »Diesmal war ich nur eine Stunde unterwegs. Der Zwinger war leer, als ich nach Hause gekommen bin. Er war ganz einfach leer.«
    Er machte eine hilflose Handbewegung. Sejer und Skarre warteten.
    »Wer hat sich denn beklagt?«, fragte Schillinger. »Die Leute regen sich immer gleich so auf, wenn es um diese Hunde geht. Die tun so, als hätte ich den Hof voll wilder Tiere oder so.«
    Darauf erhielt er keine Antwort. Er begriff nicht, warum die Männer so schweigsam waren, es machte ihm Angst, dass sie ihn anstarrten, deshalb nahm er seine nervöse Wanderung wieder auf.
    Sejer nickte zu der Sitzgruppe, die Schillinger gezimmert hatte.
    »Ich glaube, wir sollten uns setzen«, sagte er.
    »Warum das denn?«, fragte Schillinger misstrauisch.
    »Setzen Sie sich«, mahnte Sejer. »Glauben Sie mir, das ist besser so.«
    Sie nahmen Platz. Schillinger fing sofort an, an einem Holzsplitter herumzuzupfen. Er hatte große grobe Pranken mit schwarzen Rändern unter den Nägeln. Am rechten Ringfinger verriet ein heller Streifen, dass dort bis vor kurzem ein Ring getragen worden war.
    »Wir haben einen kleinen Jungen gefunden«, sagte Sejer. »In der Schneise. Genauer gesagt bei Skillet. Aller Wahrscheinlichkeit nach wurde er von Hunden angefallen.«
    Schillinger schnappte nach

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