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Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)

Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)

Titel: Eine unerwartete Erbschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen McQuestion
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in Klammern die Uhrzeit geschrieben. Ich sah auf die Küchenuhr. »Du bist zwei Stunden weg gewesen? Wer ist Ben Cho?«
    Zu Bagels mit Frischkäse erstattete er mir am Küchentisch Bericht. Hubert war um sechs Uhr aufgewacht und hatte gerade Zeitung gelesen, als es an der Haustür klopfte. Es war Ben Cho, der von seiner Mutter geschickt worden war, meinem ausgesetzten Freund ein Paar Schuhe zu bringen. Amerikaner koreanischer Herkunft würden sich immer um Neuankömmlinge kümmern, um ihnen bei der Eingewöhnung zu helfen, erklärte Hubert, während er eine dicke Schicht Ananasfrischkäse auf seinen Bagel strich.
    »Aber du bist kein Neuankömmling«, sagte ich. »Und Koreaner bist du auch nicht.«
    Er leckte sich einen Frischkäseklecks vom Finger. »Das weiß ich doch. Aber das Konzept ist dasselbe. Du siehst jemanden,
der Hilfe braucht, und wenn du helfen kannst, dann tust du es. Eine schöne Philosophie. Wenn jeder so dächte, wäre die Welt viel besser. Wusstest du, dass Mrs. Chos Mann Inhaber der ›Taekwondo-Welt‹ ist? Cool, was?«
    Ich wusste noch nicht einmal, dass Mrs. Cho einen Mann hatte.
    Hubert fuhr fort: »Er kam vor zwanzig Jahren mit nichts hier an und holte ein paar Jahre später die Familie nach. Jetzt haben sie ein Haus und ein Unternehmen und leben den amerikanischen Traum. Wirklich beeindruckend.« Er hob die Augenbrauen, als wäre ihm gerade eine Idee gekommen. »Weiß du was? Ich sollte ihn fragen, ob er mal meine Klasse besucht. Wir nehmen gerade durch, was es bedeutet, amerikanischer Staatsbürger zu sein, und besprechen jetzt Ellis Island und das Thema Einwanderung. Er hat bestimmt Hunderte Geschichten zu erzählen. Und wenn er ihnen noch ein bisschen Taekwondo zeigen kann, umso besser. Die Kinder wären bestimmt begeistert.«
    Huberte neigte dazu, vom Thema abzuschweifen. »Ben hat dir also die Schuhe gegeben«, sagte ich.
    »Ach, ja.« Er betrachtete die Turnschuhe an seinen Füßen. »Und er hat gewartet, bis ich sie angezogen hatte. Sie passen tatsächlich sehr gut. Dann fingen wir an, uns zu unterhalten, und er sagte, er wolle zu Brother Jaspers Kirche fahren, um ein paar Stühle für eine Veranstaltung aufzustellen, und da bin ich mitgefahren, um zu helfen. Dann hielten wir an dieser Bäckerei. O Mann, hat es da gut gerochen! Brioli’s , etwa drei Straßen weiter. Kennst du es?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Da musst du unbedingt mal hingehen. Es ist nicht nur eine Bäckerei, sie haben auch ein paar Tische und verkaufen
Getränke – Kaffee und Saft und Cappuccino.« Er hob seinen Becher und trank einen Schluck. »Und dann kam ich wieder her. Das war alles.«
    »Und wie hast du die Bagels bezahlt?«
    Er räusperte sich. »Also ... tatsächlich habe ich mir ein paar Dollar vom Geld aus dem Nachtschränkchen in meinem Zimmer geliehen.« Ich musste ihn kritisch angesehen haben, denn er fügte schnell hinzu: »Ich hätte ja gefragt, aber du hast noch geschlafen. Selbstverständlich zahle ich es zurück.«
    »Du musst es mir nicht zurückzahlen. Es ist nur ...« Ich versuchte, mir das Zimmer vorzustellen. Ein Bett, ein Nachtschrank, eine Kommode mit einem ovalen Spiegel darauf. Ich war in den Wintermonaten eingezogen und hatte beschlossen, das Haus nicht nach und nach, eine Schublade nach der anderen, zu durchforsten, sondern stattdessen einen großen Frühjahrsputz zu halten und alles auf einmal zu sortieren. Aber als der Frühling kam, hatte ich meine Motivation leider verloren. »Da ist Geld im Nachtschrank?«
    Er grinste. »Eine ganz Ladung. Wusstest du das nicht?«
    Offenbar gab es sehr viel, was ich nicht wusste. »Definiere ganze Ladung.«
    »Die Schublade ist voller Bargeld. Hauptsächlich Ein-Dollar-Scheine, aber auch Fünfer und Zehner. Und die Schublade darunter ist voller Münzen. Du hast das nicht gewusst?«
    »Ich wollte Tante Mays Sachen irgendwann mal durchsehen, aber ich bin noch nicht dazu gekommen.«
    Hubert sah mich ungläubig an. »Du bist noch nicht dazu gekommen? Das wäre das erste, was ich gemacht hätte. Das ist doch wie eine Schatzsuche. Wer weiß, was du sonst noch alles findest?«
    Na klar, er hatte gut Reden, schließlich hatte er Geld gefunden. Die Schubladen, in die ich gesehen hatte, waren voller Wollsocken und zerschlissener Tischtücher gewesen. »Es steht auf meiner Liste. Es war nur so hektisch bei der Arbeit und alles.« Doch selbst in meinen Ohren klang das nach einer lahmen Entschuldigung. Ich überlegte, was ich in den letzten vier Monaten

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