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Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)

Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)

Titel: Eine unerwartete Erbschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen McQuestion
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mit meiner freien Zeit angefangen hatte. Konnte DVD-Gucken und Internet-Surfen wirklich so viel Zeit beansprucht haben?
    »Ich habe nur zwanzig Dollar genommen, aber ich zahle sie dir zurück, sobald ich zu Hause war und meine Brieftasche geholt habe.«
    Zu Hause. Die Worte trafen mich wie ein Schlag. Ich hatte ganz vergessen, ihm zu sagen, dass seine Definition von zu Hause sich unverhofft geändert hatte. »Ach, weißt du...« Ich hielt inne, während sich die Worte in meinem Kopf immer wieder neu sortierten. War es besser, ihm gleich alles offen zu sagen, oder sollte ich um den heißen Brei herumreden?
    Er hob eine Hand. »Sag nichts. Ich bestehe darauf, es dir zurückzuzahlen.« Da war es wieder, dieses schiefe Lächeln. Was war er doch für ein liebenswerter, leicht linkischer Tollpatsch. Wie konnte Kelly nur so gemein sein? »Es ist das Mindeste, was ich tun kann, nachdem du mich hier hast übernachten lassen und alles. Obwohl ... nimm es nicht persönlich, aber ich werde froh sein, heute Nacht wieder in meinem eigenen Bett zu schlafen.«
    Das letzte Mal, dass ich mich so unwohl gefühlt hatte, war in der fünften Klasse gewesen, als ich mich von Whiskers verabschieden musste, bevor mein Vater ihn zum Einschläfern
zum Tierarzt brachte. Ich holte tief Luft. »Hubert, du musst zu Hause anrufen.«
    »Hat Kelly sich gemeldet?« Seine Augen leuchteten auf wie beim Anblick eines Weihnachtsbaumes.
    »Nein, ich habe angerufen, als ich dich suchte, und Kelly hat eine Nachricht für dich auf ihren Anrufbeantworter gesprochen.«
    »Und was hat sie gesagt?«
    »Ich möchte mich da nicht einmischen. Ruf einfach an, dann hörst du es selbst.«
    Er zog verwundert die Stirn kraus, fragte aber nicht weiter nach, sondern ging zum alten Wandtelefon, nahm den Hörer und zeigte verblüfft mit dem Finger. »He, eine Wählscheibe! Wie urig ist das denn? So was hab ich schon seit Jahren nicht mehr gesehen!« Er lächelte mich an und ich nickte. Dann winkte ich schüchtern und verließ das Zimmer. Ich wollte keinen Platz in der ersten Reihe, wenn ihm gleich das Herz herausgerissen würde. Hinter mir erklang das chrrrt, chrrrt, chrrrt der sich drehenden Wählscheibe. Ich ging weiter, bis ich es nicht mehr hören konnte. Um noch mehr Abstand zwischen uns zu bringen, flüchtete ich sogar auf die Veranda und schloss die Haustür hinter mir. Ich würde es nicht ertragen, ihn weinen zu hören. Ich an seiner Stelle würde eine Weile allein sein wollen, um in Ruhe meine Fassung wiederzuerlangen.
    Ich lehnte mich gegen das Verandageländer, reckte mein Gesicht in die Sonne und atmete tief durch. Es war die Art warmer Frühlingstag, wie ich ihn den ganzen Winter herbeigesehnt hatte, wenn ich auf dem Gehweg Schnee geschippt oder meine Windschutzscheibe freigekratzt hatte. Die Luft
roch wie nach einem Regen – ein Geruch, den ich als Kind immer mit Regenwürmern assoziiert hatte. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite fuhr ein Lieferwagen vor das Haus des mysteriösen Mannes und der Fahrer sprang heraus und stellte ein Paket auf die Veranda. Rechts von mir schob Crazy Myra ihre Rattanmöbel hin und her und murmelte vor sich hin. Weiter unten hörte ich einen Chor aus Hundegekläff.
    Gerade als Myra wieder ins Haus ging, tauchte Hubert auf. Er stellte sich kurz neben mich, dann legte er die Ellbogen auf das Geländer und beugte sich vor.
    Ich konnte sein Gesicht nicht sehen, sein Elend aber sehr wohl nachempfinden. »Hubert, es tut mir wirklich sehr leid, dass das passiert ist. Ich habe dich in deiner Beziehung zu Kelly nie besonders unterstützt, aber ich weiß, dass du sie liebst. Das muss sehr schmerzhaft für dich sein.« Ich drückte ihm mitfühlend den Arm, aber er sagte nichts, sondern faltete nur die Hände und blickte weiter nach unten. Ich fuhr fort: »Ich weiß, dass es ein Schock ist, aber vielleicht ist es ja besser so. Ehrlich gesagt fand ich nie, dass ihr besonders gut zusammenpasst. Ein klarer Bruch gibt dir die Chance auf einen Neuanfang.«
    Jetzt drehte Hubert sich zu mir um und setzte sein fröhliches Äffchengrinsen auf.
    »Bist du fertig?«, wollte er wissen. »So viel Drama, Lola! Das hast du völlig missverstanden. Kelly und ich sind nicht getrennt. Das wird nie passieren.«
    »Hast du die Nachricht nicht gehört?«
    »Doch, das habe ich, aber du kennst Kelly nicht. Sie sagt so etwas und dann überlegt sie es sich doch anders. Wahrscheinlich hat sie das Ganze längst wieder vergessen.«
    »Dann passiert so etwas

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