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Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)

Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)

Titel: Eine unerwartete Erbschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen McQuestion
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hatte ich ganz vergessen.« Er wackelte mit den Zehen. »Ah!« Er lehnte sich vor und tippte mit den Fingerspitzen auf seine Stirn. »Und dann habe ich ja ganz vergessen zu sagen, dass wir nächste Woche bei deiner Nachbarin zum Abendessen eingeladen sind.«
    »Was?«
    »Na ja, das geht erst nächste Woche, weil sie Kimchi macht, koreanisches Gemüse, das einige Tage einweichen muss.«
    »Du hast eine Essenseinladung angenommen, ohne mich zu fragen?«
    »Das hätte ich normalerweise nie getan, Lola, aber hier geht es um selbst gemachtes Kimchi. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass irgendjemand das ablehnt.«
    Na, wir würden ja sehen!

4
    Am nächsten Morgen wachte ich für einen Samstag ungewöhnlich früh auf. Mir war, als hätte ich gerade erst eine bequeme Schlafposition gefunden, als mit einem Schlag die Morgendämmerung hereinbrach, wie eine U-Bahn, die in den Bahnhof donnert und zum Stehen kommt. Normalerweise hätte ich mich für eine weitere köstliche Stunde in den Schlaf zurückdriften lassen, aber das Bewusstsein, dass sich noch jemand im Haus befand, störte meine erholsamen Schlafgewohnheiten.
    Am Abend zuvor hatte ich noch, ungeachtet Huberts Protests, den Teppich in einem der Gästezimmer gründlich gestaubsaugt und danach einen Satz Bettwäsche aus dem Flurschrank einem Riechtest unterzogen, den sie nicht bestand. Nach einer weiteren Stunde holte ich die Sachen frisch und duftend aus dem Trockner. Hubert beharrte darauf, das Bett selbst zu beziehen, was ich ihm, da ich hundemüde war, gern gestattete. Dann ging ich in mein eigenes Zimmer und fiel ins Bett.
    Nun lag ich dösig da und wartete auf ein Zeichen, ob Hubert schon aufgestanden war, doch ich konnte nichts hören. Über mir knarrte der Dachboden, wie immer an windigen Tagen. Als ich eingezogen war, hatte ich angenommen, es seien
Eichhörnchen, aber zum Glück hatte ich weder auf sie noch andere Nagetiere konkrete Hinweise gefunden. Das übrige Haus lag still, doch allein die Gewissheit, dass jemand anderes anwesend war, rief eine eigentümliche Stimmung hervor.
    Ich schlug die Decke zurück, holte mir Anziehsachen für den Tag aus Schrank und Schublade und ging durch den Flur zum Badezimmer. Normalerweise hätte ich mehrere Stunden im Morgenmantel zugebracht, aber – guter Freund hin oder her – ich wollte Hubert auf keinen Fall in meinem Chenillemantel mit den abgewetzten Ärmeln und mit morgendlicher Strubbelfrisur unter die Augen treten.
    Ich verließ das Badezimmer als neuer Mensch. Oder immerhin als verbesserter. Es ging doch nichts über eine heiße Dusche, um dem Tag ein Gefühl von Verheißung zu verleihen. Vielleicht war ein bisschen Zeit mit meinem alten Freund Hubert genau das, was ich brauchte. Ich würde uns beiden Frühstück machen – zumindest hatte ich die Zutaten für Käseomelett im Haus – und dann vielleicht sein Angebot annehmen, ins Kino zu gehen. Es war Ewigkeiten her, seit ich einen Film anders als auf DVD gesehen hatte. Große Leinwand, Dolby Surround, warmes buttriges Popcorn ... Ja, das könnte mich überzeugen.
    Entschlossenen Schritts ging ich nach unten. Das ganze »Unerwarteter Besuch«-Ding hatte mir das Gefühl gegeben, mein Leben nicht mehr unter Kontrolle zu haben, aber jetzt hatte ich alles wieder im Griff. Ich würde mit den Eiern anfangen und von da aus weiter durch den Tag navigieren.
    Allerdings ...
    ... war Hubert nirgends zu entdecken. Auf dem Weg zur Treppe kam ich am Gästezimmer vorbei. Die Tür stand weit
offen und das Bett war so ordentlich gemacht wie beim Militär. Ich ging davon aus, dass er aufgestanden war, während ich geduscht hatte, und nun irgendwo unten saß. Das wäre nur logisch gewesen, doch von Hubert keine Spur. Ich inspizierte jedes Zimmer und rief seinen Namen, als wäre ich eine besorgte Katzenbesitzerin auf der Suche nach ihrem Haustier.
    Kein Hubert.
    Jetzt wurde ich sauer. Zuerst drang er in mein verschlossenes Haus ein und erschreckte mich zu Tode, so dass ich draußen in der Kälte herumstehen musste, noch dazu mit meinen Nachbarn , dann brachte er mich dazu, ihn über Nacht aufzunehmen, und gerade, als ich mich an den Gedanken gewöhnt hatte, dass er da war, machte er sich aus dem Staub? Wo, zum Teufel, war er?
    Ich stand mitten im Wohnzimmer und suchte nach Zeichen, dass er überhaupt dagewesen war, aber ohne einen Koffer gab es nichts, das er hätte zurücklassen können. Da nirgends ein Haufen Asche lag, schloss ich die Möglichkeit der Selbstentzündung aus.

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