Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)

Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)

Titel: Eine unerwartete Erbschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen McQuestion
Vom Netzwerk:
regelmäßig? Sie hat das schon öfter gemacht?« Wer konnte so einen Schwachsinn nur aushalten?
    »Nein, so extrem noch nicht, aber sie ist da kreativ.« Er löste seine Finger und fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. »Du kennst sie wirklich nicht, Lola. Ich wünschte, du könntest sie so sehen wie ich. Die meiste Zeit ist sie überaus liebevoll und charmant.«
    Na, wenn er das sagte ...
    »Sie hat eben auch diese andere Seite. Es wirkt gemein, aber tatsächlich ist es Unsicherheit. Kelly spielt nur etwas vor. Aber es wird allmählich besser. Eine Beziehung ist ja nicht immer einfach, wie du weißt.«
    Tatsächlich wusste ich das nicht so genau, da ich bisher erst zwei feste Freunde gehabt hatte, einen in der Mittelstufe und einen auf dem College. Jon war in der siebten Klasse weggezogen und Danny, der Typ, mit dem ich zwei Jahre lang zusammen gewesen war und gedacht hatte, es sei für immer, war zu einem anderen Mädchen weitergezogen. Seither bestand mein Liebesleben aus unerwiderten Schwärmereien und einigen wenigen Verabredungen, die zu nichts geführt hatten. Meine Mutter warf mir vor, ich sei zu wählerisch, mein Vater schob es auf Schüchternheit und meine Schwester Mindy behauptete, ich sei beziehungstechnisch zurückgeblieben. Sie hatten alle irgendwie recht, aber ich versuchte, nicht zu viel darüber nachzudenken. »Also, was willst du denn jetzt machen?«
    Hubert seufzte. »Wir werden uns schon wieder zusammenraufen. Das tun wir immer. Und dann wird es eine Weile wieder toll sein.« Er lächelte verhalten. »Das Gute ist, dass die
Abstände zwischen solchen Episoden immer länger werden.« Er legte die Hände zu einem Dreieck zusammen.
    Nach einer Weile unangenehmer Stille sagte ich: »Na, dann viel Glück, hm?«
    »Danke.« Er atmete tief aus und packte das Geländer, als stände er an der Reling eines Kreuzfahrtschiffs. Vielleicht der Titanic . »Ich bitte dich nur ungern, aber könntest du mich jetzt wohl nach Hause fahren?«
    »Sicher«, sagte ich. »Wenn du das möchtest.«
    »Es ist der letzte Gefallen, um den ich dich bitten werde, versprochen.«

6
    Kellys Wohnung lag im Erdgeschoss eines zweistöckigen Backsteingebäudes. Zwei Wohnungen oben, zwei unten. Da Kellys Vater der Eigentümer war, hatten sie und Hubert diejenige mit dem erlesenen Ausblick auf einen schmutzigen Hinterhof mit Plastikbänken und der Sorte Mülleimern, wie man sie sonst nur hinter Supermärkten sieht. Kellys Vater gehörte die gesamte Wohnsiedlung, so weit das Auge reichte. Hinter dem charmanten Namen »Vista View Apartments« verbargen sich Häuser mit ehemals vornehmen Wohnungen, ein freistehendes Gebäude mit einer Art Versammlungshalle und ein separater Schuppen mit der Aufschrift »Waschsalon«.
    Hubert lotste mich durch die gewundenen Straßen der Siedlung. Alle Häuser sahen gleich aus. Ich dachte an die Wohnungseinweihung zurück und wie ich im Dunkeln herumgeirrt war, nachdem ich irgendwo am Straßenrand geparkt hatte. Hätte Hubert draußen nicht Luftballons aufgehängt gehabt, hätte ich die Wohnung nie gefunden.
    »Du kannst mich einfach vor der Tür absetzen«, meinte er nun und deutete auf einen Hauseingang mit grün-weiß gestreifter Markise.
    Aber ich hatte ein ungutes Gefühl dabei, einen Mann ohne Brieftasche, ohne Handy und mit nur geborgten Schuhen in feindlichem Gelände allein zu lassen.
    »Ich glaube, ich komme lieber mit und sehe nach, ob du auch reinkommst.« Ich parkte direkt hinter Huberts gelbem VW Käfer, da alle freien Parkplätze mit Apartmentnummern versehen waren. Die Vorstellung, dass man auch Gäste haben könnte, war Kellys Vater offenbar fremd.
    »Wie du willst«, meinte Hubert.
    Während wir zum Haus gingen, überholten wir eine ältere Dame mit einem Wäschekorb, die vermutlich im Waschsalon gewesen war, und sahen ein Pärchen, das in einen SUV stieg. Daneben mühte sich eine junge Frau mit einem Kinderwagen ab. Hubert lief hin, um ihr zu helfen. Sie begrüßte ihn mit Namen und er klappte den Kinderwagen zusammen und verfrachtete ihn in ihren Kofferraum. Nachdem die Frau sich bedankt hatte, kehrte er zu mir zurück. »Amber Sorenson«, erklärte er. »Sie hat ein ganz entzückendes Baby.« Vor der Eingangstür warteten wir dann auf die ältere Dame, die eine Schlüsselkarte benutzte, um ins Haus zu gelangen, während Hubert ihren Wäschekorb hielt.
    »Danke Hubert«, sagte sie und nahm ihm den Korb wieder ab. »Das mit Ihnen und Kelly tut mir leid. Wir werden Sie alle vermissen.«

Weitere Kostenlose Bücher