Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)
gesittet haben?«, fragte sie mich. »Wir haben richtig gearbeitet. Wir haben die Kinder gebadet und ihre Spielsachen aufgeräumt.
Eine Mutter ließ mich sogar ihre Wäsche falten, wenn das Kind geschlafen hat. Und ich habe mir nichts dabei gedacht, sondern es einfach getan. Aber heute tun die jungen Leute gar nichts mehr. Sie telefonieren die ganze Zeit und laden ihre Freundinnen ein. Irgendwann haben Mike und ich aufgehört auszugehen, weil wir keinen vernünftigen Babysitter mehr finden konnten.« Jetzt aber war sie völlig begeistert, weil sie endlich eine Frau gefunden hatte, der sie vertrauen konnte. »Und auch Brandon ist ganz und gar hingerissen von ihr. Ich sage dir, Mrs. Olson ist die Antwort auf meine Gebete.«
»Das wäre vielleicht ein guter Artikel für das Magazin«, dachte ich laut nach. »Von der Schwierigkeit, einen guten Babysitter zu finden. Wir könnten ein paar Horrorgeschichten bringen und dann Babysitter beschreiben, die wirklich gut sind.«
»Oh, ich könnte dir ein paar Horrorgeschichten erzählen.«
Ich verkniff mir die Bemerkung, dass sie das bereits hinlänglich getan hatte.
»Ein Mädchen hat sich einfach Eiskrem genommen, was noch nicht mal schlimm war, aber sie ließ die Packung draußen stehen, und als ich nach Hause kam, war alles über die Küchentheke gelaufen.«
»Bäh.«
»Und dann hatte sie Brandon gar nicht ins Bett gebracht. Er war irgendwann auf dem Fußboden eingeschlafen und sie hatte ihn einfach liegen lassen. Als ich ihn hochnahm, wachte er ganz verwirrt auf und hat stundenlang geschrien. Um vier Uhr morgens erst ist er wieder eingeschlafen.«
O ja, Brandons Geschrei hatte ich auch schon gehört. Das wollte man sich auf keinen Fall antun, wenn man es vermeiden konnte. »Wie schrecklich!«
»Aber jetzt, wo wir Mrs. Olson haben, können wir wieder ausgehen. Hey, vielleicht können wir ja mal zu viert etwas unternehmen, mit dir und Ryan.«
»Und danach«, sagte ich, »können Ryan und ich zu ihm gehen und Sex haben.«
»Was?«
Ihrer Stimme nach zu urteilen, fand sie die Vorstellung, dass Ryan und ich Sex haben könnten, überraschend und amüsant zugleich. Ich erzählte ihr von unserem Gespräch und Ryans Hinweis, dass wir nach dem Sex als Paar überzeugender wirken würden.
»Das hat er gesagt?«
»Ja, er hat tatsächlich behauptet, man würde uns anmerken, ob wir miteinander geschlafen hätten oder nicht.«
»Na ja, das stimmt wohl«, meinte Piper nachdenklich. »Ich erkenne auch immer, ob ein Paar schon so weit ist oder nicht.«
»Tust du nicht .«
»Doch, tue ich. Da ist einfach irgendetwas Spezielles. Wenn man danach sucht, erkennt man es. Tatsächlich hat meine Großmutter es sofort gemerkt, als Mike und ich es getan hatten. Wir hatten sie lange nicht gesehen und uns dann bei einem Familienpicknick getroffen. Irgendwann kam sie zu mir und sagte zwinkernd: ›Wie ich sehe, ist es jetzt ernst mit euch beiden.‹ Es war mir schrecklich peinlich.«
»Vielleicht meinte sie ja gar nicht Sex. Vielleicht hat sie das nur gesagt, weil ihr noch zusammen wart.«
»Nein, glaub mir, sie wusste es. Als hätte sie es an uns gerochen.«
Igitt. Also konnte man es wirklich erkennen? Gab es Hinweise auf Sex, die jeder auf der Welt kannte außer mir? »Du
meinst also auch, dass die Leute es merken, wenn Ryan und ich nicht miteinander geschlafen haben?«
»Nicht alle. Manche Leute sind dafür nicht empfänglich. Und andere werden denken, dass du ein braves Mädchen bist, das sich für die Hochzeitsnacht aufspart.«
»Aber findest du es nicht irgendwie ...«, ich suchte nach dem richtigen Wort, »hinterlistig von ihm, es so zu formulieren? Zu sagen: ›Du musst mit mir schlafen, sonst glaubt uns keiner, dass wir verlobt sind‹?«
»Hat er das so ausgedrückt?«
Nun hatte ich ihre volle Aufmerksamkeit. »Nicht direkt«, gestand ich. »Es war eher ein Vorschlag. Und er hat gesagt, er wolle mich nicht drängen und es liege ganz bei mir – er werde trotzdem als mein Verlobter mitgehen. Aber trotzdem hatte ich den Eindruck, er wollte mich unbedingt ins Bett kriegen.«
»Na und?«, meinte sie. »Er ist nun mal ein Mann. Die probieren es eben auf jede Tour. Du kannst ihm zumindest ein paar Punkte für Originalität geben. Das ist besser als die meisten Sprüche, die ich bisher gehört habe.«
»Veilleicht hast du recht.«
»Und im Grunde hast du nichts zu verlieren«, fuhr sie fort. »Wenn du nicht mit ihm schläfst, hast du immer noch einen tollen Verlobten, mit dem
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