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Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)

Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)

Titel: Eine unerwartete Erbschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen McQuestion
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gepflegten Freizeitlook. Falls Ryan sich schicker angezogen hatte, könnte ich immer noch zu langer Hose oder Rock wechseln und den Rest so lassen.
    An Hubert schrieb ich eine Nachricht: »Bin mit Ryan unterwegs! Viel Spaß beim Racquetball! Bis später, liebe Grüße, Lola«, legte den Zettel auf den Küchentisch und beschwerte ihn mit der Vase roter Tulpen. Hubert hatte die Blumen vor drei Tagen in unserem Lebensmittelladen gekauft und sie sahen immer noch gut aus.
    Da ich früh fertig war, nahm ich meine Handtasche und die Sonnenbrille und verließ das Haus. Zwar hatte ich Ryan gesagt, er könne mich abholen, aber ich war zu ungeduldig, um zu warten. Als ich vom Gehsteig auf die Straße trat, sah ich, wie er gerade das Haus verließ. Wir waren perfekt aufeinander abgestimmt.
    Wie immer wirkte er hocherfreut, mich zu sehen. Gleichzeitig erreichten wir seinen Wagen am Straßenrand und er sagte: »Super, dass du schon fertig bist. Ich mag Mädchen, die pünktlich sind.«
    Und ich war so ein Mädchen. Immer pünktlich, da konnte er jeden fragen.
    »Hast du Hunger?«, fragte er weiter. »Denn wenn ja, könnten wir etwas essen gehen. Ansonsten hatte ich gedacht, dass es schön wäre, nach Milwaukee zu fahren. Da ist das ganze Wochenende eine Veranstaltung mit Drachenfliegen, die heute anfängt. Es ist toll, so viele Drachen hoch oben in der Luft zu sehen, aber ich will dich nicht beeinflussen. Was immer du willst, soll mir recht sein – es wäre beides okay.«
    »Die Drachen«, sagte ich, ohne zu zögern. Huberts Haferplätzchen hielten bestimmt noch eine Weile vor. »Es sei denn, du hast Hunger.«
    »Himmel, nein«, erwiderte er. »Ganz und gar nicht.«
    Weniger als eine Stunde später hatten wir das Ufer des malerischen Lake Michigan erreicht, der so groß war, dass er auch als Ozean durchgehen konnte. Wenn man den Gestank der toten Flussheringe ignorierte, war es ein toller Ausblick auf Sonne, Sand und buntes Treiben. Der Menge an Menschen auf Fahrrädern und Inlinern nach, die auf dem Uferweg entlangfuhren, musste die halbe Stadt sich krank gemeldet haben.
    Ryan lenkte in eine Parklücke, die gerade frei wurde, und wir gingen zum Strand, über dem bereits einige Drachen herumflogen. Ein paar der Kastendrachen waren so groß wie mein Kühlschrank, andere hatten eine Flügelspanne, die dem Kanadareiher sicher Konkurrenz gemacht hätte. »Die sind wunderschön. Ich hatte keine Ahnung, dass sie so groß sind«, sagte ich, ohne zu überlegen. Mist. Ich hatte mir doch vorgenommen, vor Ryan nicht so unwissend zu wirken, und nun hatte ich schon gepatzt.
    »Diese Leute nehmen das Drachenfliegen sehr ernst«, erwiderte er und nahm meine Hand, als wir den Strand erreichten. »He! Das sollten wir auch mal machen. In einen Drachenladen gehen, einen ganz besonderen Drachen aussuchen und ihn den ganzen Tag lang steigen lassen.«
    Ein ganzer Tag im Freien war nicht gerade das, worauf ich wild war, denn im Freien gab es Insekten und Wind und grelles Licht, aber natürlich wollte ich nicht die Chance verpassen, einen ganzen Tag mit Ryan zu verbringen. »Klingt toll«, sagte ich also.
    Er beugte sich zu mir und sagte: »Wir nehmen ein Mittagspicknick mit. Vielleicht mit Sekt und Erdbeeren.«
    Endlich sagte der Mann was Vernünftiges! »Oh, liebend gern!« Er lächelte mich an und seine Zähne blitzten in der Sonne. Dann hob er meine Hand an und küsste mich auf die Handfläche. »Wofür war das denn?«, wollte ich wissen.
    »Einfach so.«
    Wir beobachteten eine Weile die Drachen und staunten, wie sie im Wind tanzten und kreisten. Ryan hatte recht – die Menschen hier nahmen das Drachenfliegen sehr ernst. Sie arbeiteten in Teams, riefen sich einander Kommandos zu, waren hoch konzentriert, wenn sie mehr Schnur gaben, und jauchzten vor Freude, wenn die Drachen den richtigen Platz am Himmel gefunden hatten. »Die Drachen erinnern mich an japanische Tänzer«, kommentierte Ryan.
    Hm? Das sah ich nicht. Meinte er die Bewegung oder die Farben oder was? Sicher meinte er das doch nicht wörtlich, oder? Immerhin bewegten sich Tänzer, ob nun japanisch oder nicht, am Boden, während diese geometrischen Strukturen durch die Luft wirbelten. Aber ich wollte nicht vollkommen ungebildet erscheinen und sagte: »Ja, so anmutig.«
    Wir beobachteten das Schauspiel wohl um die zwanzig Minuten, aber es fühlte sich an wie Stunden. Die spitzen Absätze meiner Sandaletten versanken im Sand, so dass ich unbequem auf den Ballen balancieren musste. Es war

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