Eine ungewöhnliche Begegnung - Fforde, K: Eine ungewöhnliche Begegnung - Stately Pursuits
Luft war erfüllt vom Gesang der Vögel und dem durchdringenden Geruch nach wildem Knoblauch, wo zuvor die Sternhyazinthen geblüht hatten. Zweige knackten unter Hettys Füßen, und sie musste den Impuls niederringen, sie als Anzündholz aufzusammeln. Sie würde nicht mehr in Courtbridge House sein, wenn die Kaminsaison zurückkehrte. In Zukunft musste Connor sein Anzündholz selber sammeln.
Ihr war gar nicht bewusst gewesen, dass sie an irgendetwas anderes dachte als an Schüsseln voller Kartoffelsalat und Kerbelsträuße, aber sie war in den letzten Tagen zu dem Entschluss gekommen, dass sie gehen würde, sobald der Kredit zurückgezahlt war.
Ihre Aufgabe war erfüllt. Connor war hier. Er und Phyllis und Peter waren jetzt dicke Freunde und konnten das Haus zusammen führen. Und sollten zukünftig irgendwelche Leute ihre Feste hier feiern wollen, stand ein eingespieltes Team zu ihrer Verfügung.
Samuel brauchte sie nicht. Er würde eine hübsche, umgebaute Scheune haben und zugleich eine ebenerdige Wohnung beziehen, die mit breiten Türdurchbrüchen und allen Bequemlichkeiten und Hilfsmitteln ausgestattet war, die je für Behinderte erdacht worden waren. Und vielleicht kam er ja sogar ohne Rollstuhl nach Hause. All diese Vorbereitungen waren Connors Art, ihn nach Hause zu locken. Connor argumentierte, wenn sie ihm ein angenehmes Heim schufen, einen Pflegedienst engagierten und dafür sorgten, dass er wieder auf die Beine kam, würde er sich zu Hause viel schneller erholen als im Krankenhaus. Connor hatte Samuel von seinen Plänen erzählt, und der alte Herr tat jetzt alles, um wieder zu Kräften zu kommen.
Connor hatte den Kredit für den Umbau ohne größere Schwierigkeiten erhalten, und der Gedanke machte sie wahnsinnig. Vielleicht hätte er auch mühelos einen Kredit bekommen, um Samuels Schulden zu bezahlen. Es sei denn, er hatte die Bank mit dem Argument überzeugt, dass der Umbau der Scheune eine lohnende Investition sei. Das war die Befriedigung von Samuels Kredithaien wohl nicht - jedenfalls nicht in den Augen des Bankdirektors.
Und auch die Hunde, Islay and Talisker, brauchten sie nicht. Ihnen war gleich, wer sie ausführte, und sie schliefen willig neben oder auf jedem, der es zuließ. Selbst Clovis, den sie jeden Morgen suchte, voller Angst, ihn kalt und steif vorzufinden, hatte Connor auf seiner Seite. Connor war der Einzige, der nicht der Meinung war, der Kater müsse aus Klimaschutzerwägungen eingeschläfert werden.
Und Connor brauchte sie ganz bestimmt nicht. Er brauchte niemanden, und das würde sich nie ändern. Seit seiner Rückkehr hatte er jeden Körperkontakt mit ihr gemieden. Was zwischen ihnen vorgefallen war, hatte bestenfalls mit schlichter körperliche Begierde zu tun gehabt, und die hatte er jetzt vollkommen unter Kontrolle.
Sie musste ihre ganze Konzentration den Schönheiten der Natur widmen, um zu verhindern, dass sie vor Selbstmitleid in Tränen ausbrach. Zum Glück waren die Naturschönheiten zahlreich.
Sie war gerade erst zurück, hatte kaum ihre Gummistiefel ausgezogen, als ihre Mutter anrief. Es war erst sieben Uhr. »Ich hoffe, ich habe dich nicht geweckt, Schatz?«
»O nein. Ich bin seit fünf auf.«
»Ich dachte mir, ich ruf mal schnell an und frage, wie alles klappt, ehe du zu beschäftigt bist.«
»Ich war den ganzen Morgen schon gut beschäftigt, Mum. Wie geht es dir?« Das sollte ein taktvoller Hinweis darauf sein, dass sie nicht plaudern wollte.
»Gut, Schatz, aber was ich dich eigentlich fragen wollte: Hast du Interesse an einem Job? An einem bezahlten, meine ich.«
Hetty erkannte, dass sie ihre Mutter wirklich nicht genug zu schätzen wusste. »Ja. Was ist das für ein Job?«
»Nur ein befristeter, fürchte ich, aber vielleicht macht es dir ja Spaß, und wer weiß, was daraus wird?«
»Was für ein Job?« Ihre Mutter mochte wunderbar sein, aber sie war nicht perfekt.
»Als Hotelmanager. In Shropshire, gleich an der walisischen Grenze. Die Eigentümer wollen mal Urlaub machen.«
»Das könnte ich nie. Ich bin nur eine arbeitslose Schreibkraft, das weißt du.«
»Das bist du nicht! Du führst ein großes Haus, ein Museum, und das ganz allein! Du richtest Feste aus, koordinierst den Partydienst und all das.«
»Aber nicht ganz allein, Mum.«
»Das müsstest du in Shropshire auch nicht. Es gibt jede Menge Angestellte, sie brauchen nur jemanden, der die Leitung übernimmt.«
»Ich weiß nicht ...«
»Du musst deine Talente nutzen, Liebes. Denk nur, was
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