Eine ungewöhnliche Begegnung - Fforde, K: Eine ungewöhnliche Begegnung - Stately Pursuits
du alles in Courtbridge House gelernt hast. All diese Fähigkeiten, von denen du gar nicht wusstest, dass du sie besitzt. Ich sag den Leuten in Shropshire, du machst es, ja?«
»Ich sollte mich wirklich selbst um einen Job kümmern ...«
»Ja, aber sie brauchen dich so bald wie möglich. Du kannst sie nicht im Stich lassen.«
»Warum nicht? Ich kenn die Leute doch gar nicht.«
»Die Frau ist eine entfernte Cousine deines Vaters, Schatz.«
Damit war die Sache dann ja wohl entschieden.
Hetty rief die Hunde, kramte die Küchenschere hervor und ging durch die Hintertür auf die Weiden hinaus. Sie musste Blumen für die Scheune holen, und jetzt war vielleicht die einzige Gelegenheit, selbst wenn sie riskierte, dass sie bis zum Beginn der Party schon die Köpfe hängen ließen. Sie ging über die Parkplatzwiese bis zu der Stelle, wo der Kerbel ganz besonders hoch und dicht stand.
Während sie die Blumen schnitt, dachte sie an ihre Mutter und fragte sich, warum sie sich immer verpflichtet fühlte, die Probleme anderer Leute zu lösen, und darüber hinaus immer Hetty zum Lösungsmittel erkor. Natürlich sollte sie sich weigern, dieses Hotel in Shropshire zu führen. Für entfernte Verwandte zu arbeiten hatte sich als extrem gefährlich erwiesen.
Auf der anderen Seite musste sie einräumen, dass die Vorstellung, nach London zurückzugehen und in einem Büro zu sitzen, auch nicht besonders reizvoll war. Und das lag nicht nur daran, dass ein goldener Junimorgen sie umgab. Als sie hier angekommen war, herrschten Winter und bittere Kälte. Sie hatte diesen Ort trotzdem schnell lieben gelernt.
Gott, wie unglücklich sie damals gewesen war. Ein gebrochenes Herz und keinen Funken Selbstbewusstsein mehr. Nun, jetzt mochte ihr Herz wieder gebrochen sein, aber dieses Mal wenigstens wegen eines Mannes, der den Kummer wert war. Und in jeder anderen Hinsicht war sie weiser, stärker und mutiger. Sie war so viel erwachsener geworden, hatte so viel Verantwortung auf sich genommen. Tatsächlich musste sie Alistair beinah dankbar dafür sein, dass er sie in eine Situation gebracht hatte, wo ihre Mutter sie manipulieren konnte. Wäre sie nicht arbeitslos gewesen, als Onkel Samuel ins Krankenhaus musste, wäre sie nie nach Courtbridge House gekommen.
Sie sammelte ihren taufeuchten Kerbel ein und brachte ihn ins Haus, Jeans und Pulli wurden völlig durchnässt. Courtbridge House, Samuel und alle anderen zu verlassen würde schrecklich sein. Aber nie hergekommen zu sein wäre eine wirkliche Tragödie gewesen. »Du kennst ja das Sprichwort«, sagte sie zu Islay, die mit leicht geneigtem Kopf um Hettys Füße herumsprang. »›Besser lieben und verlieren, als nie geliebt zu haben.‹ Und nein, ich habe keinen Ball in der Tasche.«
Bis sie den Blumenschmuck arrangiert hatte - riesige, herabhängende Büsche, die die Scheunenwand fast wie eine Hecke bedeckten -, wimmelte es im Haus von Menschen.
Sie machte sich gerade ein Schinkenbrot zurecht, als Connor in die Küche trat. »Hetty«, sagte er in ihren Rücken. »Komm mit.«
Hetty legte eine zweite Scheibe Brot auf den Schinken, griff sich einen Teller und folgte ihm. Er führte sie in einen kleinen Raum, der früher voller Gerümpel gestanden hatte, neuerdings aber als kleines Wohnzimmer eingerichtet war. Der hübsche Erker war perfekt für zwei gemütliche Sessel und einen kleinen Tisch.
»Wir müssen wenigstens unser Programm für heute Abend festlegen.«
»Du wirst doch nicht etwa nervös?«, fragte Hetty mit vollem Mund.
»Nein, aber wir müssen wissen, was wir spielen wollen, oder wir werden wie ein Paar verdammter Amateure dastehen.«
»Genau das sind wir.«
»Aber das soll niemand merken, sonst müssen wir das Geld zurückgeben.«
Hetty schluckte. »Stimmt.«
»Ich hab eine Liste gemacht.« Er steckte die Hand in die Tasche und zog ein verknittertes Stück Papier hervor.
»Ich auch.« Hetty wühlte in ihrer Jeans und brachte einen gleichermaßen verknitterten, alten Briefumschlag ans Licht.
Sie tauschten die Listen, warfen einen Blick darauf, dann trafen sich ihre Blicke.
»Es scheint wenigstens eine Sache zu geben, bei der wir uns einig sind«, sagte Connor.
Hetty sah auf den Zettel. Sie hatte ihre Liste erst am Tag zuvor gemacht, als sie einen kurzen Moment Ruhe hatte. »Zufall ist schon was Komisches.«
Connor nickte. »Aber eine komplette Blamage ist kein bisschen komisch. Wir müssen proben.«
Obwohl sie genau wusste, dass er Recht hatte, verspürte sie nicht
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