Eine ungewöhnliche Begegnung - Fforde, K: Eine ungewöhnliche Begegnung - Stately Pursuits
anstrengte, würde es ihr irgendwann schon gelingen.
Connor kochte, Hetty räumte den Tisch ab und spülte. Sie sagten »Bitte« und »Danke«, »Guten Morgen« und »Gute Nacht«, aber das war ungefähr alles. Eigentlich hätte Hetty froh sein sollen, denn jetzt bestand keine Gefahr mehr, dass er irgendetwas Peinliches über ihre verunglückte Liebesnacht sagen würde.
Hetty war nicht gerade glücklich zu sehen, dass Phyllis und Connor dicke Freunde geworden waren. Selbst Peter, der beim Umbau der Scheune eng mit Connor zusammenarbeitete, hatte eine bessere Meinung von ihm. Und das führte dazu, dass Hetty plötzlich niemanden mehr hatte, denn auch Caroline hatte seit jeher auf Connors Seite gestanden.
Die ganze Zeit, als sie Connor gegen Phyllis und Peter in Schutz genommen hatte, hatte sie das Gefühl gehabt, dass sie Freunde hatte und er ganz allein dastand. Jetzt kam sie sich isoliert vor, so als sei sie diejenige, die das Haus abreißen und dem Dorf sein historisches Erbe nehmen wollte.
Im Augenblick gab es im Dorf allerdings nur ein einziges Thema: Die Rubinhochzeit. Jeder hatte irgendwie damit zu tun; wer nicht direkt beteiligt war, kannte zumindest jemanden, der eine tragende Rolle dabei spielen sollte. Die Köchinnen waren inzwischen zu einem beachtlichen Team angewachsen - eine redselige Schar, die Hetty ständig über die Vorräte an Blattgelatine im Dorfladen oder Sonderangebote für Kuchenformen in der Stadt auf dem Laufenden hielt.
Die Floristinnen waren nur zu zweit und stillere Wasser. Sie redeten von Weidenflechtwerk und Sumpfmoos, wenn sie Hetty auf einem Spaziergang mit den Hunden begegneten.
Zuerst hatte es echten Champagner geben sollen, dann Sekt, schließlich nur noch schlichten Weißwein. Jetzt war die Champagnerbestellung wieder aktuell. Alan Brewster erzählte ihr das ganze Drama in allen Einzelheiten.
»Als ihr Mann erfuhr, dass wir bei Chardonnay angelangt waren, wurde er stinkwütend und sagte, wenn er seinen Gästen nicht mal einen anständigen Schampus anbieten könnte, könnte er seine Firma auch gleich verkaufen.«
»Na, das ist ja wunderbar. Das muss den Umsatz doch merklich steigern, oder?«
»Tja, ich mache ihm natürlich einen guten Preis. Ich will ja nicht, dass er ihn in seinem Supermarkt billiger bekäme. Aber mein Weinhändler wird mir die Füße küssen.«
Auf dem Heimweg kam Hetty in den Sinn, dass alle sich benahmen, wie sie selbst mit dreizehn, als sie mit ihrer Freundin zusammen ihre erste Party gegeben hatte. Sie hatten zahllose Listen aufgestellt: Welche Speisen, welche Getränke, welche Musik, welche Spiele, welche Gäste. Doch letztlich waren es ihre Eltern, die alles organisiert und erledigt und die eigentliche Arbeit gemacht hatten. Heute kam sie sich vor wie eine allein erziehende Mutter mit einem Stall voller Teenager.
Auch der Kredit isolierte sie. Nur Connor wusste davon. Sie war gezwungen gewesen zu akzeptieren, dass er das Recht hatte, seinen Verdienst beizusteuern, aber sie war wild entschlossen zu verhindern, dass er seinen Wagen verkaufte. Sie hätte es vorgezogen, wenn sein Geld überhaupt nicht nötig gewesen wäre, aber so noble Gesten konnte sie sich nicht leisten. Sie hatte schon Samuels Konto für die Vorbereitungen der Rubinhochzeit plündern müssen, und sie würden das Geld erst wieder reinbekommen, wenn es zu spät war. Außerdem musste sie herausfinden, wie hoch genau die Rückzahlungssumme war. Connor wusste es vermutlich, aber er war der Letzte, den sie fragen wollte. Also wartete sie, bis sie endlich einmal allein im Haus war und der Regen alle Besucher fern hielt. Dann rief sie die Geldverleiher an. Mit ein paar Lügen und ein bisschen Geschicklichkeit erhielt sie die nötigen Informationen. Die Endsumme war deutlich niedriger, als sie befürchtet hatte - Connor hatte es offenbar geschafft, einen Großteil der Rückstände zu zahlen -, aber es war trotzdem immer noch mehr, als auf dem Konto stand. Und da die Rubinhochzeit nur einen Tag vor dem Zahlungstermin stattfand, hatte sie ein Problem. Sie konnte nicht erwarten, dass Mrs Makepiece auf der Stelle bezahlte, und selbst wenn sie es tat, würden einige Tage vergehen, bis der Scheck eingelöst war. Und auch wenn sie sie um Vorkasse hätte bitten können, fehlten trotzdem noch ein paar hundert Pfund. Keine unüberschaubare Summe. Wenn es doch nur noch etwas gäbe, das sie verkaufen könnten. Ihr Blick glitt über die Meissner Figürchen. Hätte sie sicher sein können, dass sie
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