Eine ungewöhnliche Begegnung - Fforde, K: Eine ungewöhnliche Begegnung - Stately Pursuits
für seine Karriere sehr sorgsam. Es schien Stunden zu dauern. »Einverstanden. Da Sie in relativ kurzer Zeit so viel in Bewegung gesetzt haben, um das Haus profitabel zu machen, werden wir Ihnen die Summe zur Verfügung stellen.«
Es dauerte Ewigkeiten, bis das Geld endlich kam - säuberliche Bündel in Papierbanderolen, denen der unverwechselbare Geruch von neuem Geld entströmte. Hetty stopfte es in ihre Tasche, dann umrundete sie den Schreibtisch und umarmte den Bankangestellten. Zu verblüfft, um zu wissen, was er tat, erwiderte er die Umarmung.
Hetty fand den Weg zur Autobahn ohne größere Probleme, und auch wenn ihre Arme schmerzten, lief der Wagen doch einigermaßen manierlich. Einmal hielt sie unterwegs, um zu tanken, dankbar für ihre Voraussicht, ein Geldbündel griffbereit in ihre Handtasche zu stecken. Der Rest der umfangreichen Barschaft lag in einer Einkaufstasche, versteckt unter einer Tüte voller Milchbrötchen und Schmalzgebäck, die sie gekauft hatte, als sie darauf wartete, dass die Bank ihre Tore öffnete.
Kurz bevor sie Hammersmith erreichte, ging ihr auf, dass sie nach Rückgabe des Wagens nicht ins Haus gehen konnte, jedenfalls nicht solange Connor dort war. Denn selbst wenn ihr Plan funktionierte (und sie hatte diesbezüglich selbst jetzt noch Zweifel), würde er sie hassen, weil sie die Kontrolle über die Situation an sich gerissen und ihm nicht gesagt hatte, was sie vorhatte. Bekanntlich hatte er nicht viel dafür übrig, wenn man irgendwas hinter seinem Rücken tat.
Selbst an guten Tagen fuhr Hetty nicht gern durch London, und heute war kein guter Tag. Also suchte sie sich einen Parkplatz in einer stillen Gegend in Hammersmith. Nur gut, dass Connors Wagen so runtergekommen aussah; es bestand durchaus Hoffnung, dass er nicht geklaut wurde, während sie mit der U-Bahn in die Stadt fuhr.
Es schien Ewigkeiten her zu sein, seit Hetty zuletzt in London gewesen war, aber mit der U-Bahn kannte sie sich noch bestens aus, und so erreichte sie gegen ein Uhr ihr Ziel, das Geld immer noch sicher unter seiner Gepäcktarnung.
Jetzt muss ich nur noch das Haus finden, dachte sie. Sie erstand eine Zeitschrift und fragte den Jungen, der sie ihr verkaufte, nach dem Weg. Er begleitete sie ein Stück die Straße entlang, bis sie vor dem richtigen Gebäude anlangten.
»Wehe, diese Mistkerle sind alle in der Mittagspause«, brummte sie, während sie die Eingangsstufen hinauflief.
Waren sie nicht. Ein Mann hielt die Stellung, aber er war irritiert, Hetty und nicht Connor zu sehen. Er nahm das Geld mit finsterer Miene entgegen - es wäre ja so viel befriedigender gewesen, Courtbridge House zu pfänden. Mit angewidert gespreizten Fingern betastete er die Plastiktüte. Nun gut, das Schmalzgebäck hatte ein bisschen geschwitzt und ein paar der Geldbündel waren ein wenig klebrig, aber die Summe stimmte, wie der Mann zögernd einräumen musste, nachdem er die Scheine mit pedantischer Gründlichkeit gezählt hatte.
Hetty trödelte am Treppenabgang der U-Bahn herum. Plötzlich wollte sie nicht zurück nach Courtbridge. Connor würde so wütend auf sie sein. Vermutlich waren sie ihr alle böse. Niemand würde verstehen, warum sie es für nötig befunden hatte, Connors Wagen aus dem Weg zu schaffen, außer vielleicht Jack. Und auch er würde anführen, sie hätte den Citroën bei ihm verstecken sollen, statt mit einer Menge Bargeld im Gepäck damit nach London zu fahren.
Statt also die U-Bahn nach Hammersmith zu nehmen, ging sie ins Kino. Dann rief sie Penny, ihre Freundin aus Alistairs Firma, an und verabredete sich nach Feierabend mit ihr. So war es schon nach sieben und der schlimmste Berufsverkehr vorbei, als Hetty schließlich zu Connors Wagen nach Hammersmith zurückkam. Sie sprach ein kurzes Dankgebet, weil er noch da und unbeschädigt war, und machte sich auf den Heimweg.
Die meiste Zeit hatte sie die Sonne im Gesicht, und der Schlafmangel machte sich plötzlich bemerkbar. Warum gerade jetzt, nachdem sie sich nächtelang schlaflos umhergewälzt und um Schlaf gebetet hatte? Müdigkeit senkte sich wie eine erstickende Decke auf sie hinab. Sie versuchte, dagegen anzukämpfen, verließ die Autobahn aber an der nächsten Ausfahrt, fuhr an den Straßenrand und schloss für eine Weile die Augen.
Danach setzte sie ihre Fahrt fort. Sie fühlte sich ein wenig erfrischt und naschte von den Milchbrötchen und dem Schmalzgebäck aus der zerknitterten Tüte auf dem Beifahrersitz. Doch der Wagen schien immer
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