Eine ungewöhnliche Begegnung - Fforde, K: Eine ungewöhnliche Begegnung - Stately Pursuits
dir stehe.«
»Das hab ich auch so kapiert, vielen Dank.«
»Aber das hast du nicht, das ist es ja gerade. Und du lagst da so blass und mit deiner Platzwunde am Kopf. Und ich hatte solche Angst gehabt und war so frustriert, darum habe ich dich angebrüllt.« Er unterbrach sich. »Ich sag alles falsch ... Das Problem ist, ich habe nicht viel Übung darin, mich zu entschuldigen.«
»Das merkt man.« Tatsächlich hatte Hetty ihm schon verziehen, aber sie blickte stur auf ihre Fingernägel hinab, damit er es nicht in ihren Augen sehen konnte.
»Zwischen uns ist so furchtbar vieles unausgesprochen, Hetty.«
Sein Tonfall zwang sie, doch aufzuschauen. »Wirklich?«
»Das weißt du ganz genau. Aber sei beruhigt, ich weiß, hier ist weder Zeit noch Ort, um über die Vergangenheit zu reden.«
»Gut.«
»Und? Was tust du da?« Er wies auf das Beet. »Den Kräutergarten wieder urbar machen?«
»Nur das eine Beet. Und wahrscheinlich nicht für Gemüse. Aber es war ein Unkrautdschungel, und eigentlich eignet sich dieser wunderbar geschützte Platz an der Mauer bestens für Obstbäume oder so. Viel zu schade für Dornengestrüpp und Eschenschösslinge. Ganz zu schweigen von Brennnesseln.« Ihr wurde bewusst, dass ihr Vortrag ausuferte, und sie hielt den Mund.
»Verstehe.«
Was genau er zu verstehen glaubte, blieb unklar. Hetty fühlte sich äußerst unwohl in ihrem Overall. Sie trug ihn zum Schutz gegen das Dornengestrüpp, aber bei der Gartenarbeit geriet man schnell ins Schwitzen - sie hatte nichts als einen Slip darunter an. Und sie hatte keine Ahnung, wie viele Knöpfe sie geöffnet hatte. Ein kleines Schweißrinnsal lief zwischen ihren Brüsten hinab.
Connor hatte das Jackett an einem Finger über der Schulter und die Hemdsärmel aufgekrempelt. »Erstaunlich warm für die Jahreszeit.«
Es war ganz und gar untypisch für ihn, übers Wetter zu reden. Hetty hatte den Verdacht, er wollte etwas andeuten. Sie legte die Hand möglichst unauffällig an ihren Ausschnitt und fühlte, dass zumindest der oberste Knopf offen stand. »Ja.«
Sie wandte sich von ihm ab, entdeckte, dass der Overall fast bis zur Taille aufgeknöpft war, und schloss zwei Knöpfe.
Connor lächelte ein wenig, als sie ihn wieder ansah. »Du hast es dir also zur Gewohnheit gemacht, Sachen wieder herzurichten und instand zu setzen?«
»Irgendwie schon.« Immer dann, wenn ich an gebrochenem Herzen leide, dachte sie bei sich. »Es ist harte Arbeit.«
»Und harte Arbeit tut dir gut?«
Hetty nickte. Harte Arbeit machte müde, sodass sie nachts einigermaßen schlafen konnte.
Connor trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. Hetty fiel auf, dass seine Schuhe auf Hochglanz poliert waren. Auch das war so ungewöhnlich für Connor, dass sie annahm, er sei zu einem geschäftlichen Termin unterwegs. »Bist du auf der Durchreise? Oder hast du Zeit für einen Kaffee oder so was?«
»Ich bin hier, um dich zu sehen. Und ich hatte auf ein Mittagessen spekuliert.«
Hetty lachte und entspannte sich, plötzlich konnte sie seine Gegenwart einfach genießen. »Ich kann uns eine Büchse Bohnen aufwärmen.«
Er erwiderte ihr Grinsen. »Wie lange wirst du noch hier bleiben, was meinst du?«
Sie zuckte die Schultern. »Keine Ahnung. Die Eigentümer sind zurück, aber ich denke, sie werden mir eine Dauerstellung anbieten. Es ist nicht so einfach, mit einem Baby ein Hotel zu führen.«
Seine Brauen zogen sich zusammen. »Und wirst du annehmen?«
Hetty zuckte wieder die Schultern. »Ich bin nicht sicher. Vielleicht. Sie sind sehr großzügig, und ich habe eine süße kleine Wohnung. Und es ist so schön hier.« Sie wies auf die baumbestandenen Hügel. Das Laub begann gerade, sich zu verfärben. »Komm, setzen wir uns einen Moment.« Sie wies auf eine Bank, die so ausgerichtet war, dass die Gäste die Aussicht genießen konnten.
Connor setzte sich neben sie, aber er schien im Augenblick wenig Interesse an den Schönheiten der Natur zu haben. Irgendetwas lag ihm auf der Seele. Hetty hatte plötzlich den Verdacht, dass er nach Worten suchte, um ihr eine schlimme Nachricht schonend beizubringen.
»Es ist doch alles in Ordnung, oder? In Courtbridge? Samuel ... stirbt nicht oder so?«
»Wir alle sterben, Hetty. Samuel vermutlich ein bisschen eher als wir anderen, aber nichts spricht dafür, dass es in naher Zukunft passiert.«
»Gott, bin ich erleichtert.«
»Selbst Clovis weilt immer noch unter den Lebenden und verpestet die Umwelt, und wenn je eine Kreatur ihre
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