Eine ungewöhnliche Begegnung - Fforde, K: Eine ungewöhnliche Begegnung - Stately Pursuits
lassen.«
»Schande, im Krankenhaus hatte ich das Gefühl, du würdest mich am liebsten umbringen!«
»Dir mit eigenen Händen die Luft abzudrücken ist eine Sache. Eine Flugrolle durch die Windschutzscheibe meines Wagens eine ganz andere.«
»Ich fahre immer angeschnallt. Ich hab mir nur den Kopf gestoßen, das war alles.«
»Nicht unbedingt dank deiner Vorsicht.«
»Und dein Wagen kann repariert werden, also ist doch alles ...«
»Oh, natürlich, Hetty. Mein Wagen kann repariert werden, der Kredit ist bezahlt, das Haus wird unter Denkmalschutz gestellt, und damit ist aus deiner Perspektive alles ›bestens‹, wie du sagen würdest. Also kannst du dich davonmachen und verschwinden. Aus meinem Haus und aus meinem Leben!« Er stierte sie an, seine Augen wie schwarzes Eis, hart und unnachgiebig. Dann wandte er sich ab und ging hinaus.
Hetty zog sich das Kissen über den Kopf und ließ es dort.
Caroline kam am nächsten Morgen, und Hetty erklärte ihr und Phyllis, warum sie nicht nach Courtbridge House zurückkehren konnte.
»Ich wette, ihr braucht mich sowieso nicht. Ich meine, mir ist schon klar, dass jetzt diese große Hochzeit ansteht, aber die Organisation steht ja. Ich wäre ein bisschen überflüssig, selbst wenn Connor mich nicht rausgeworfen hätte.«
»Wollen Sie, dass wir zustimmen oder widersprechen?«, fragte Phyllis. »Und ich meine, Sie sollten wirklich nicht so ernst nehmen, was Connor im Zorn gesagt hat. Wenn Sie bleiben wollen.«
»Will ich nicht. Ehrlich nicht.« Wenn sie nichts für Connor empfunden hätte, wäre es kein Problem gewesen, seinen Rauswurf zu ignorieren - schließlich gehörte das Haus immer noch Samuel, nicht ihm. Aber sie liebte ihn, und darum konnte sie seinen Hass nicht ertragen.
»Ich werde dich so vermissen«, sagte Caroline und schien damit indirekt zu sagen, dass sie Hetty Recht gab und auch glaubte, dass Connor sie hasste.
»Und was wollen Sie jetzt anfangen?«, fragte Phyllis. »Diese Leute in Shropshire anrufen?«
Hetty nickte und berichtete Caroline von der entfernten Cousine ihres Vaters, die so dringend Urlaub brauchte.
»Na, wenn das keine Beförderung ist«, sagte Caroline. »Als du herkamst, warst du der Haussitter. Diesmal wirst du Hotelmanagerin.«
»Trotzdem, den nächsten Job such ich mir selbst«, sagte Hetty. »Aber so habe ich wenigstens einen Ort, wo ich hinkann, und muss keine endlosen Bewerbungsverfahren durchlaufen. Und ich muss wirklich so bald wie möglich ein bisschen Geld verdienen.«
»Aber wie willst du da hinkommen?« Caroline hörte sich an, als liege Shropshire im Himalaja.
»Öffentliche Verkehrsmittel«, antwortete Hetty. »Schon mal davon gehört?«
Caroline schnaubte. »Ich fahre dich. Das würde mir Spaß machen, und ich hätte Gelegenheit, das Material zu sichten. Ich bin immer noch entschlossen, einen netten Mann für dich zu finden. Ich hatte gehofft, du und Connor...«
»Vergiss es«, sagte Hetty mit aller Entschiedenheit.
»Na schön.« Caroline seufzte. »Aber ich fahre dich trotzdem.«
Es stellte sich heraus, dass Hetty keinen Chauffeur brauchte. Denn zwei Tage später stand plötzlich ihre gelbe Ente vor Phyllis' Haustür. Phyllis reichte ihr einen Umschlag mit den Schlüsseln. Ihr Name stand darauf, und Hetty brauchte kein Graphologe zu sein, um zu erkennen, wer ihn in welcher Stimmung geschrieben hatte.
Im Umschlag lag ein Zettel mit einer kurzen Notiz. Hier hast du deinen Wagen zurück. Ich habe ihn überholen lassen. Ich fahre für zwei Wochen weg.
Hetty wollte protestieren, aber Phyllis unterbrach sie. »Es ist nur korrekt. Sie haben Ihren Wagen für seine Erbschaft geopfert, und Sie haben Ihr Leben für seine Erbschaft riskiert ...«
»Aber das wusste ich doch nicht!«
»Er ist ein stolzer Mann, Hetty. Sie müssen ihm gestatten, sich so erkenntlich zu zeigen, wie er es für richtig hält.«
Hetty lachte wider Willen. »Wenn er das täte, käme er ins Gefängnis. Ich hoffe nur, er hat nicht zu viel für meine Ente bezahlt.«
Hetty verfuhr sich dreimal, trotz oder vielleicht auch wegen der ausführlichen Wegbeschreibung, die sie bekommen hatte. Es war schon Teezeit, als sie ankam, und es goss wie aus Kübeln.
Das Hotel stand unmittelbar an der walisischen Grenze, auf englischem Boden, aber die Hügel, die man aus den Fenstern sah, gehörten zu Wales. Es war ein lang gezogenes, niedriges Gebäude, das über die Generationen hinweg immer wieder erweitert worden war, und heute war es berühmt für seine
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