Eine ungewöhnliche Begegnung - Fforde, K: Eine ungewöhnliche Begegnung - Stately Pursuits
zog sie damit auf und meinte, sie sei so eifrig beim Herausreißen der Windenwurzeln wie er bei der Kartoffelernte. Hetty gab ihm Recht. Sie wusste, sie konnte das Beet nicht neu bepflanzen, ehe sie nicht das letzte Würzelchen ausgemacht hatte, doch sie fand diesen Prozess des Reinigens und Bodenbereitens ausgesprochen kathartisch.
Während sie grub, ordnete sie ihre Gedanken und versuchte, alle Gefühle, die sie je für Connor gehegt hatte, auszumerzen. Aber das war eine wirklich undankbare Aufgabe. Nicht einmal Windenwurzeln waren so hartnäckig.
Brenda Wynn-Jones rief nach der ersten Woche an. »Und, wie läuft's?«
»Bestens. Langsam hab ich die Sache im Griff.«
»Oh, das ist gut. Es ist nämlich so: Wir werden vielleicht nicht so bald wie geplant zurückkommen können. Paul hat Drüsenfieber ...« Hetty versicherte ihr, sie könne die Stellung problemlos auch etwas länger halten, und Brenda sagte zum Abschied: »Und denk dran, ich bin immer telefonisch zu erreichen, falls du mich brauchst.«
Als Hetty auflegte, dachte sie, dass die Muster in ihrem Leben sich zu wiederholen schienen. Sie war als Lückenbüßer nach Courtbridge House geschickt worden, bis Samuel aus dem Krankenhaus zurückkehrte. Das Ganze hatte sich natürlich ein bisschen anders entwickelt, als ihre Mutter vorhergesehen hatte. Und jetzt passierte es wieder. Sie war als Urlaubsvertretung für drei Wochen eingestellt worden, doch es sah eher so aus, als sollten zwei Monate daraus werden. Sie war felsenfest entschlossen, ihr Leben endlich selbst in die Hand zu nehmen, wenn sie nach Hause kam, statt sich einfach so treiben zu lassen.
Die Hauptsaison war vorüber, aber das Hotel war immer noch fast vollständig mit Herbsturlaubern besetzt. Hetty zerrte mit beiden Händen an einer Wildrosenwurzel, als sie eine Stimme hinter sich hörte:
»Man sagte mir, ich würde dich hier finden.«
Hetty ließ die Wurzel los und stand auf. Es war Connor. Sie konnte keine Einzelheiten erkennen, weil er mit dem Rücken zur Oktobersonne stand, aber die riesige, zottelige Gestalt war immer noch dieselbe.
Einen Moment wurde ihr ganz schwach vor Schreck und Sehnsucht und dem Verlangen, ihn zu umarmen und sich zu vergewissern, dass er es wirklich war. Dann erinnerte sie sich an ihre letzte Begegnung und wünschte sich, er hätte sie nicht ausgerechnet in Overall und übergroßen Gummistiefeln erwischt. Warum in aller Welt war er hier? Es musste mit Samuel zu tun haben. Ihr Herz begann, ungesund holprig zu hämmern. Sie zog ihre Gartenhandschuhe aus und lächelte ziemlich förmlich.
»Hallo. Was treibt dich denn hierher?«
»Oh, keine Bange. Ich bin nicht gekommen, um dich zu ermorden. Obwohl sicher jeder Richter Verständnis hätte, wenn ich es täte.«
So würde er nicht reden, wenn Samuel gestorben wäre. »Wegen des Wagens?«
»Weil du weggelaufen bist, als ich außer Landes war und dich nicht aufhalten konnte.« Sein Blick glitt kurz über ihre Gestalt, als wolle er sich vergewissern, dass sie noch vollständig intakt war.
»Ich bin nicht weggelaufen. Du hast mich rausgeworfen. Mit sehr deutlichen Worten.«
»Ich weiß. Das ist einer der Gründe, warum ich hier bin. Um mich zu entschuldigen.«
Hetty wünschte, sie hätte ihren Abschied nicht erwähnt. Es tat immer noch zu weh. »Eine Postkarte hätte gereicht. Du brauchtest nicht den weiten Weg zu machen, um zu sagen, dass es dir Leid tut.« Sie schluckte. »Danke für mein Auto.«
»Ich hätte es dir nicht zurückgekauft, wenn ich gewusst hätte, dass du es benutzt, um mich zu verlassen.«
»Ich dachte, genau dafür hättest du es zurückgekauft. Damit ich keine Ausrede mehr hätte, um noch zu bleiben.«
Obwohl er immer noch mit dem Rücken zur Sonne stand und sie sein Gesicht nicht erkennen konnte, sah sie ihn zusammenzucken. »Du solltest mich doch gut genug kennen, um nicht ernst zu nehmen, was ich sage, wenn ich in Rage bin.«
»Nein, offenbar nicht.«
»Hetty, mir ist völlig klar, dass ich mich abscheulich benommen habe. Ich habe gebrüllt und getobt, dabei wollte ich dich doch eigentlich ...«
»Wolltest was?«
Er lächelte und runzelte dabei die Stirn, und die Mischung ergab einen ganz und gar kläglichen Ausdruck. »Dich übers Knie legen.«
Hetty war empört. »Tolle Entschuldigung.«
»Ich weiß, wie furchtbar sich das anhört. Was ich meine, ist, wenn ich dich angefasst hätte, hätte ich mich niemals zurückhalten können ... Ich meine, du hättest sofort gewusst, wie ich zu
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