Eine ungewöhnliche Begegnung - Fforde, K: Eine ungewöhnliche Begegnung - Stately Pursuits
selbst die langweiligen, stehen in der Regel unter Denkmalschutz. Damit Leute sie eben nicht einfach abreißen oder irgendwas Grauenhaftes mit ihnen anstellen können.«
»Du meinst, es würde gegen das Gesetz verstoßen, es abreißen zu lassen?«
»Genau.«
»Ach du Schande! Warum weiß ich so was nicht?«
Er suchte nach einer Entschuldigung für ihre Ignoranz. »Na ja, ich denke, wenn man nicht gerade in dem Geschäft ist, erfährt man erst davon, wenn man anfängt, ein Haus zu suchen.«
»Einige werden in Häusern geboren, einige erwerben Häuser, und einigen werden sie zugeworfen«, erwiderte Hetty seufzend und glaubte beinah zu hören, wie Shakespeare sich im Grabe umdrehte. »Ich habe Courtbridge House nicht gerade gesucht. Es war eher umgekehrt.« Das Gleiche galt für Connor, aber das hieß nicht zwangsläufig, dass er ebenso unwissend war wie sie. »Heißt das auch, er ... es könnte nicht in einen Themenpark umgewandelt werden?«
»Nicht unbedingt. Das würde davon abhängen, welche Baumaßnahmen durchgeführt werden sollen. Aber ich denke, das Haus selbst ist sicher.«
»Das Haus öffnet am Samstag fürs Publikum. Du hättest nicht vielleicht Lust vorbeizukommen, dich umzusehen und mir zu sagen, was du vom Zustand der Bausubstanz hältst? Ich würde gerne deine Meinung hören, ob die Architektur wohl interessant genug ist, dass Leute zu dem Zweck hinkommen.«
»Ich könnte schon. Aber es wäre besser, wenn ich ein paar Geräte mitbringe und mich gründlich umsehe. Außerdem hab ich Samstag schon was vor.«
Hetty war augenblicklich von Reue erfüllt und legte die Hand auf seinen Ärmel. »Entschuldige bitte. Ich bin so mit diesem Haus beschäftigt, dass ich andauernd vergesse, dass andere Leute auch noch andere Dinge zu tun haben.«
»Ist es am Sonntag auch geöffnet?«
»O ja. Es wird mehr oder minder jeden Tag der Woche geöffnet sein müssen. Mir graut davor, die Besucher herumzuführen. Ich weiß so schrecklich wenig über das Haus. Tausendmal mehr als am Tag, als ich hingekommen bin, aber ...«
Er lächelte. »Also dann am Sonntag.«
»Super. Und ich werde mein Bestes tun, Connor aus dem Weg zu schaffen.« Wenn er Wind davon bekam, dass seine Abrisspläne vielleicht durchkreuzt würden, würde er vielleicht in Panik geraten und das Haus auf der Stelle verkaufen, ehe irgendwer ihn hindern konnte. Außerdem war sie immer noch furchtbar wütend auf ihn, dass er sie über ihren Kopf hinweg als Abendunterhaltung angeboten hatte. Nicht zum ersten Mal bereute sie ihre völlig unangebrachten moralischen Bedenken, die sie gehindert hatten, Connor zu ermorden, als sie die Gelegenheit hatte.
»Warum musst du ihn aus dem Weg schaffen?«
»Oh, er ist derjenige, der es abreißen lassen will.«
»O mein Gott«, sagte James und bereute sein großmütiges Angebot bitterlich.
»Keine Bange. Er wird nicht da sein.« Sie lächelte ihn an, versuchte, ihn zu beruhigen, und wünschte, ihr wäre nicht so heiß.
Ein kurzer Rundblick sagte ihr, dass die meisten Frauen ihre Jacken schon ausgezogen hatten, aber ihre schwarzen Kleider waren auch nicht ganz so kurz wie ihres. Andererseits hatten ihre Wangen vermutlich einen Rotton angenommen, der sich mit dem der Jacke biss.
»Ist dir zu warm? Kann ich dir die Jacke abnehmen?«, erbot sich James.
Damit war die Entscheidung gefallen. Es war ihr viel zu peinlich zuzugeben, dass sie fürchtete, zu viel nacktes Fleisch zu zeigen. Eine solche Bemerkung würde erst recht die Aufmerksamkeit darauf lenken.
»Danke. Das wäre sehr nett.«
Wenigstens hatte das Kleid Ärmel. Kleine, kurze Ärmel. Und vorne war es nur ein klein bisschen mehr als durchschnittlich tief ausgeschnitten. Dafür hatte es überhaupt keinen Rücken. Und aufgrund irgendeines physikalischen Gesetzes, das Hetty bislang unbekannt gewesen war, hatte Carolines rückenfreier BH ihre Brust hochgeschoben und ließ sie ein paar Nummern größer wirken, als sie tatsächlich war. Folglich hatte Hetty das Gefühl, als habe sie einen gewaltigen Vorbau, und kam sich außerdem nackt vor.
Das schien die Aufmerksamkeit der Männer anzuziehen, als sei sie eine Motte, die Pheromone verströmte. Alistairs Blick kehrte wie der Kegel eines Suchscheinwerfers wieder und wieder zu ihr zurück. Er ignorierte die Blondine, die ohne weiteres die hätte sein können, mit der Hetty ihn im Bett erwischt hatte, und ließ die Pointe des Witzes, den sie ihm gerade erzählte, an seinem Hinterkopf abprallen.
Auch Connor wandte
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