Eine ungewöhnliche Begegnung - Fforde, K: Eine ungewöhnliche Begegnung - Stately Pursuits
abgeben und individuell sein will. Und es gab solche Momente wie heute Abend, da es eine gewisse Sicherheit bot, mehr oder minder die gleiche Uniform zu tragen wie alle anderen. Man lief weniger Gefahr, den Hyänen aufzufallen.
Mrs Makepiece stellte Connor und Hetty einem jungen Paar vor, das zu der Gruppe von Ostergästen gehörte. Alistair trat zu ihnen, als sie sich gerade über Segelflug unterhielten. Genauer gesagt, Connor unterhielt sich, und Hetty wärmte ihren Champagner in ihren heißen Händen und nickte höflich.
»Hetty«, setzte er vielsagend an. »Du siehst ...«
»Ja?«, half sie nach.
Connor wandte sich zu Alistair um. »Wer ist das, Liebling?«, fragte er und legte eine Hand um ihre Taille, als stecke er sein Claim ab.
Hetty brachte das Vorstellmanöver zustande, obwohl sie über Connors Anrede ziemlich verblüfft war, von der Hand ganz zu schweigen.
Alistair war die Hand auch nicht entgangen. »Du hast mich eine ziemliche Stange Geld gekostet, Hetty.«
»Mich kostet sie auch eine Stange Geld«, sagte Connor. »Aber ich meine, sie ist es wert.«
»Sie sieht jedenfalls ...« Auch Alistair konnte sich nicht dazu durchringen, ihr ein Kompliment zu machen. Er und Connor hatten wirklich Gemeinsamkeiten. »... gut gepflegt aus«, beendete er den Satz. Und das war eine Beleidigung, entschied Hetty.
»O ja, Hetty hat ja jetzt mich. Ich kümmere mich um sie.« Connor gab den Worten ein Gewicht, sodass es beinah eine Warnung war.
»Und wo ist deine Freundin, Alistair?«, fragte Hetty. »Ist sie hier?«
»Ja. Nicht die, die du ... kennen gelernt hast.«
»Oh, keine Bange. Angezogen hätte ich sie sowieso nicht wiedererkannt.« Hetty musste sich ein gehässiges Grinsen verkneifen, weil es ihr gelungen war, diesen alten Witz in die Unterhaltung einfließen zu lassen. Klischees hatten auf jeden Fall ihre Vorzüge, seien es kurze schwarze Kleider oder antiquierte Macho-Sprüche.
Mrs Makepiece - sie hatte ihnen ihren Vornamen gesagt, aber Hetty konnte sich nicht daran erinnern - winkte auffordernd.
»Kommt und lasst uns essen. Ich habe Tischkarten aufgestellt, also sucht einfach eure Plätze und setzt euch. Es wird ein bisschen eng, fürchte ich.«
Die Tafel war aus mehreren Tischen zusammengefügt, nicht alle hatten die gleiche Höhe, und sie füllten das kleine, aber sehr hübsche Esszimmer komplett aus, sodass alle sich aneinander vorbeischlängeln und -schieben mussten. Hetty verstand, warum Mrs Makepiece für ihren Hochzeitstag größere Räumlichkeiten brauchte.
Natürlich war es unvermeidbar, dass Connor in ihrer Nähe saß, doch dass er genau ihr gegenüber landete und jede ihrer Bewegungen verfolgen konnte, war ein bisschen beunruhigend. Aber es wäre schlimmer, wenn es Alistair wäre, beruhigte sie sich.
Eine Schar junger Leute, die Kinder der Gäste, reichte das Essen herum. Schwankende Berge hauchdünner Toastscheiben, Butterteller und große Schüsseln mit Pate rangelten um Platz auf dem Tisch, auch Rot- und Weißweinflaschen wurden irgendwie untergebracht. Alles war ungezwungen, und unter anderen Umständen hätte Hetty das Essen genossen, doch mit Alistair und Connor war es ein zweifelhaftes Vergnügen.
Hettys Tischnachbar schenkte ihr ein Glas Rotwein ein. Er hatte ein sympathisches, wenn auch unauffälliges Gesicht und schien allein gekommen zu sein.
»Und was machen Sie so?« Zu spät ging ihr auf, dass er ihr die gleiche Frage stellen würde, und dann würde sie ihm von Courtbridge House erzählen müssen, mit Connor in Hörweite. Sie nahm einen tiefen Zug aus ihrem Glas.
»Ich bin Architekt.«
»Tatsächlich? Und in welchem Bereich?«
»Nichts besonders Spannendes, fürchte ich. Ich habe hauptsächlich mit alten Häusern zu tun.«
Damit hatten sie zumindest etwas gemeinsam. »Ich wohne im Moment in einem sehr alten Haus«, murmelte sie und vergewisserte sich, dass Connor in eine Unterhaltung mit der Blondine an seiner Seite vertieft war.
»Ah ja?« Er wirkte nicht übermäßig interessiert, war aber gewillt, die Unterhaltung fortzusetzen.
»Hm. Ich werd Ihnen davon erzählen ...« Gerade wollte sie zu der traurigen Geschichte von dem alten Herrenhaus und dem uneinsichtigen Erben anheben, als sie Connors Blick auf sich spürte.
Seine Augen waren haselnussbraun, fiel ihr zum ersten Mal auf, und sie wirkten sehr scharfsichtig, was vielleicht der Grund war, warum er manchmal Dinge behauptete, die der Wahrheit beunruhigend nahe kamen. Sie schenkte Connor ein flüchtiges
Weitere Kostenlose Bücher