Eine ungewöhnliche Behandlung (Dr. Ben und Lara, White Romance) (German Edition)
lehnte ihr Gesicht an seine Brust, um nicht umzufallen. Und weil sie nasser wurde. »Du willst mir doch jetzt nicht allen Ernstes weis machen, du hast an mich gedacht?!« Mit zusammen gebissenen Zähne flüsterte er nur ihr diese Worte ins Ohr und biss sie dabei. Obwohl Tim derjenige war, der rot geschwitzt war, nahm Bens Gesicht eine ähnliche, nun bedrohliche Farbe an. Dann hielt er Lara das Beweisstück, zwei komplett nasse Finger, unter die Nase.
»Es ist doch nichts passiert, Ben«, versuchte es Lara beschwichtigend und suchte seinen Blick. Er, von allen Männern auf der Welt, musste doch wissen, dass es nicht viel brauchte, um sein so genanntes Beweisstück zu haben. Ein einziger Gedanke an ihn reichte schon aus.
»Sieht so etwa Nichts aus?« Ben strich ihr mit seinen nassen Fingern über ihre Lippen und nein, so fühlte sich Nichts definitiv nicht an. »Und du, Tim, du hast wohl noch nicht genug abbekommen!« Ben ballte seine Hände immer wieder zu Fäusten und schien alle Kraft zu brauchen, sich nicht auf seinen Bruder zu stürzen, sondern einen einigermaßen kühlen Kopf zu behalten. »Welche Worte an ›Sie ist tabu!‹ hast du nicht verstanden? Du weißt genau, was Lara mir bedeutet. Hast du den Verstand verloren!«
»Sie hat mich nach früher gefragt«, verteidigte sich Tim. Wenn, dann wollte er wenigstens für den richtigen Grund eins auf die Nase bekommen.
»Und? Seit wann machen dich die alten Zeiten so an?« Ben fletschte angriffslustig wie ein Tier die Zähne. Scheinbar bekam ihm die Wildnis gar nicht. Er begann das Lager Wut schnaubend doch ohne weitere Ausbrüche aufzubauen und steckte in jede Bewegung so viel aufgestaute Energie, dass es eher so aussah, als würde er die Sachen von A nach B schleudern, statt tatsächlich ein Zelt zu errichten. Tim und Lara waren so klug, ihm dabei nicht in die Quere zu kommen. Sie kümmerten sich schweigend ums Abendessen.
Die eisige Stimmung schlug Lara auf den Magen. Sie knabberte wenig später nur an einem Stück Brot herum und behielt Ben im Auge. Innerhalb kürzester Zeit hatte er das Zelt aufgebaut. Nun schnappte er sich eine Mini-Salami, setzte sich in deutlichem Abstand zu Tim und Lara auf einen Stein und schlang sie wütend herunter. So konnte es nicht weitergehen!
Möglichst ohne ein schmerzvolles Geräusch von sich zu geben, humpelte Lara zu ihrem bockigen Riesenbaby. Sein stummer, hitziger Blick brannte auf ihrer Haut. Mist, er war echt wütend.
»Bitte, beruhige dich Ben, es ist wirklich nichts passiert.« Lara setzte sich zu ihm und legte vorsichtig ihre Hand auf seinen Arm. Doch er zuckte zusammen und schüttelte sie ab, als wäre sie ihm lästig.
»Fass mich jetzt bloß nicht an! Iss besser!«
Lara war der Appetit vergangen und sie sah gar nicht ein, ihm zuliebe aufzuessen. Bis zu diesem Augenblick hatte sie sich wirklich zusammen genommen. Sie hatte versucht alles optimistisch zu sehen. Sie hatte nicht gejammert, obwohl ihr Knöchel mittlerweile ein Eigenleben entwickelte und ihm wohl ein eigenes Herz gewachsen war, so puckerte die Wunde. »Ben, bitte!« Ihre Stimme war nur ein ersticktes Flüstern. Sie bat um Verständnis, Liebe, Nähe, Wiedergutmachung, Verzeihung. Die Liste könnte sie endlos fortsetzen. Aber er ließ sich nicht rühren. Ihre Augen füllten sich mit Tränen und als ihr eine in den Schoß tropfte, schaute sie schnell auf ihre Knie. Unter diesen Umständen wollte sie sein Mitleid auch nicht. Sie wollte ihn. Sie saß direkt neben ihn und ihr Körper schmerzte unter seiner Nicht-Beachtung. Doch Ben kaute lieber auf der verfluchten Salami herum!
»Vielleicht sollten wir jetzt einfach alle schlafen gehen. Es war ein langer, anstrengender Tag. Für uns alle.« Tim versuchte die Situation zu entspannen. Es hatte noch nie geschadet, eine Nacht über alles zu schlafen. Der Morgen war meist klüger als der Abend. Doch das ging gründlich nach hinten los. Lara, die am nähsten an Ben dran saß, sah, wie seine Halsschlagader zum Vorschein kam.
»Oh ja, wunderbare Idee! Wer von euch beiden hatte sie zuerst: du oder sie?« Ben schlang das Essen herunter, als könnte er gar nicht schnell genug fertig werden und wieder Abstand gewinnen. Als könnte er ihre Nähe nicht länger ertragen.
»Deinen Bruder trifft keine Schuld!«, versuchte Lara ihn erneut zu beruhigen. So kannte sie ihn wirklich nicht.
»Jetzt nimmst du ihn sogar in Schutz!« In die Wut mischte sie eine Spur Enttäuschung.
»Er ist dein Bruder und damit quasi ein
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