Eine unheilvolle Begegnung
Gesicht. »Ich war nicht gerade in der besten Verfassung, als er eintraf. Er hat mich ins Auto geschafft und zu seinen Freunden transportiert, die er gerade besuchte. Viel weiß ich von der folgenden Nacht nicht, aber anscheinend haben sie auch gleich noch eine befreundete Ärztin informiert, die mich dann zusammengeflickt hat.«
»Das ist gut. Ich hoffe, ich habe nichts falsch gemacht und dir noch mehr Schaden zugefügt.«
»Unsinn. Alle waren regelrecht begeistert von deiner innovativen Wundversorgung.«
Hitze stieg in Sams Wangen. »Ich hatte nichts anderes …«
»Ich weiß.« Er strich mit einem Finger über ihre Wange. »Und ich bin dir dankbar, dass du dich so gut um mich gekümmert hast.«
»Gern geschehen. Auch wenn ich gestehen muss, dass ich hoffe, ich werde in absehbarer Zeit so etwas nicht noch mal machen müssen.«
»Das hoffe ich auch. Zumindest nicht unbedingt bei mir.«
Schweigend fuhren sie die nächsten Minuten über die immer leerer werdenden Straßen. Nur hin und wieder kam ihnen ein Auto entgegen, hinter ihnen war nur Dunkelheit. Morgan entspannte sich immer mehr. Um sie jetzt noch zu entdecken, müssten ihre Verfolger wirklich verdammt viel Glück haben. Letzteres war nun anscheinend auf ihrer Seite.
»Wer sind diese Leute, und was wollen sie von dir?«
Morgan seufzte innerlich. Sam hatte wirklich lange durchgehalten. »Unsere Verfolger gehören zu einer Bande von Drogenschmugglern und Dealern. Ihr Anführer ist ein reicher Geschäftsmann namens Gerald White. Nach außen hin gibt er vor, sein Vermögen in der IT-Branche gemacht zu haben. In Wirklichkeit verdient er sein Geld im Drogenhandel. Es konnte ihm bloß noch niemand nachweisen. Für ein paar Monate habe ich mich undercover in die Bande eingeschleust. Ich wurde erwischt, als ich gerade Geralds Büro durchsuchen wollte.«
»Undercover? Heißt das, du bist Polizist oder so etwas?«
Morgan lachte zerknirscht. »Nein. Dann wäre ich wahrscheinlich auch nicht erwischt worden.«
»Was bist du dann?«
»Beruflich? Brandermittler.«
Sams Kopf drehte sich zu ihm herum. »Was?«
»Brandermittler. Du weißt schon, jemand, der durch abgebrannte Gebäude geht und nach Hinweisen sucht, wer oder was den Brand verursacht hat.«
»Ach so. Aber was hattest du dann bei einer Drogenbande zu suchen?«
»Das ist eine lange Geschichte.«
»Wir haben viel Zeit.«
Morgan wollte nicht wirklich über Mara und die Gründe für seine Ermittlung sprechen, aber Sam hatte ein Recht darauf, die Wahrheit zu erfahren. Auch wenn es ihm vorkam, als müsste er sich dafür die kaum vernarbten Wunden wieder aufreißen und sein Innerstes entblößen. Aber er war selbst schuld, er hatte schließlich diese ganze leidige Angelegenheit gestartet. Gedankenversunken starrte er aus seinem Fenster. Ein Schild sauste vorbei. Fairview? Der Name kam ihm irgendwie bekannt vor. Er blickte auf die aufgeschlagene Karte herunter. Richtig, das war die Stadt, an der sie die Straße verlassen wollten.
»Fahr die nächste Straße rechts.«
Sam setzte den Blinker und fuhr in den Ort ab. »Was jetzt?«
»Du folgst dieser Straße, bis du zur nächsten Abzweigung kommst. Dort biegst du wieder nach rechts ab.«
»Okay.« Sie blickte ihn kurz an. »Erzähl weiter.«
Morgan schloss die Augen, um sich auf die Tortur vorzubereiten. Fast wünschte er sich, wieder in den Händen von Geralds Bande zu sein, wenn das bedeutete, nicht über Mara sprechen zu müssen – aber nur fast. »Vor acht Monaten habe ich einen Anruf von Mara bekommen, dass sie mir dringend etwas erzählen müsste. Leider hat sie nur meinen Anrufbeantworter erreicht, weil ich zu der Zeit gerade in Durango in den Ermittlungen zu einem riesigen Fabrikbrand steckte. Ich habe die Nachricht erst zwei Tage später bekommen, aber da war es schon zu spät.« Morgan brach ab und schluckte schwer. Der Kummer drohte ihn zu ersticken.
Sam warf ihm einen raschen Blick zu. »Wer ist Mara? Du hast sie mehrfach im Delirium und im Schlaf erwähnt.«
»Meine Schwester. Ich habe sie aufgezogen, nachdem unsere Eltern gestorben sind, als sie sechs Jahre alt war.«
»Das tut mir leid.« Sam verschränkte ihre Finger mit seinen. Morgan drückte sie kurz.
Er riss sich zusammen und sprach weiter. »Mara ist zu Hause ausgezogen, als sie gerade achtzehn war. Sie ging nach Grand Junction, um dort eine Ausbildung als Schmuckdesignerin zu beginnen. Sie hat auch damit angefangen, aber dann lernte sie Gerald White kennen.« Morgan spie den
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