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Eine unheilvolle Begegnung

Eine unheilvolle Begegnung

Titel: Eine unheilvolle Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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Namen aus. »Er hat sie umgarnt und verführt, bis sie schließlich nachgegeben hat. Von da an hat sie ihr vorheriges Leben Stück für Stück abgelegt. Sie hat die Ausbildung, die immer ihr Traum gewesen war, einfach so aufgegeben. Von einem Tag auf den anderen.« Er schluckte. »Ich war zu der Zeit damit beschäftigt, mir selbst endlich das Leben zu schaffen, das ich haben wollte, und habe zuerst überhaupt nichts mitbekommen. Gott, ich hätte für sie da sein müssen, dann wäre das alles nicht passiert!« Der Selbsthass brach aus ihm hervor. »Was war ich für ein Elternersatz, dass ich mich nur um mich kümmerte?«
    Sams Stimme war sanft. »Sie war erwachsen und lebte ihr eigenes Leben.«
    »Das mag sein, aber ich war trotzdem für sie verantwortlich.«
    Sam lachte. »Glaub mir, Morgan, wir Frauen sind durchaus in der Lage, unser eigenes Leben zu führen, wenn wir erwachsen sind. Ich habe auch gegen meine Eltern rebelliert, als ich in dem Alter war.«
    Morgan starrte sie an. »Das mag sein, aber du bist deshalb nicht gestorben!«
    Sam trat scharf auf die Bremse. Der Wagen brach aus und schlingerte, bevor sie ihn wieder fing und vorsichtig auf den unbefestigten Seitenstreifen fuhr. Sam drehte den Kopf und blickte Morgan in dem durch die Anzeigen nur wenig beleuchteten Auto an. »Sie ist tot?« Ihre Stimme zitterte.
    Morgan nickte stumm, aus seiner zugeschnürten Kehle drang kein Laut.
    »Oh, mein Gott, das tut mir so leid!«
    Wieder nickte Morgan. Zu mehr schien er im Moment nicht in der Lage zu sein.
    »War es ein Unfall oder …« Die anderen Möglichkeiten waren zu schrecklich, um sie sich überhaupt vorzustellen.
    Ein schrecklicher Laut entfuhr Morgan, halb Lachen, halb Schluchzen, der Sam unter die Haut ging. »Nein, nach Aussage der Polizei hatte sie sich reines Heroin gespritzt.«
    Sam war sprachlos. Was konnte sie auch schon sagen, das Morgan nicht bestimmt schon hundertmal gehört hatte? So umfasste sie nur seine verkrampfte Faust und versuchte ihm dadurch wenigstens etwas Trost zu spenden.
    Morgan blickte sie mit geröteten Augen an. »Für die Polizei gab es nur diese zwei Möglichkeiten: Entweder hatte sie Selbstmord begangen oder sich aus Versehen zu reinen Stoff gespritzt. Niemand bemerkte, dass sie sonst gar keine Einstiche hatte. Und ihren Anruf auf meinem Anrufbeantworter haben sie auch als unwichtig abgetan. Das war vor acht Monaten.« Morgan holte tief Luft, aber als er weitersprach, hörte sie ihm immer noch die Frustration und Trauer an. »Ich habe mehrmals mit der Polizei gesprochen, aber sie haben nie eine richtige Ermittlung gestartet. Also beschloss ich ein paar Wochen später, im Umfeld von White zu recherchieren, um herauszufinden, was wirklich passiert war.« Er stieß ein bitteres Lachen aus. »Hätte sich nur jemand die Mühe gemacht, mir zu erzählen, dass bereits eine FBI-Ermittlung im Gange war und die Polizei deshalb nichts tun konnte, dann wäre ich gar nicht auf diese blöde Idee gekommen.«
    »Das FBI ermittelt im Fall deiner Schwester?«
    »Nein, sie haben ungefähr zur Zeit ihres Todes einen Undercover-Agenten in die Bande eingeschleust. Sie wollen Gerald White Drogenhandel nachweisen und sammeln dafür Beweise. Ich weiß nicht, wer der Agent ist. Mir ist niemand aufgefallen, aber das ist wohl auch richtig so. Jedenfalls hätte es mir genügt zu wissen, dass überhaupt ermittelt wurde. Es hat mich fast wahnsinnig gemacht, tatenlos zuzusehen, als meiner Schwester nachgesagt wurde, sie hätte sich umgebracht. Dabei war eindeutig etwas faul.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Wie bist du überhaupt in die Bande gekommen?«
    Morgan lachte bitter. »Durch einen Trick. Ich bin Gerald ein paar Tage lang unauffällig gefolgt und habe so seine Aktivitäten ausgekundschaftet. Eines Abends hat er sich ein paar Stunden ohne seine Bewacher in einer Kneipe außerhalb Grand Junctions aufgehalten. Ich habe die Gelegenheit genutzt und seine Benzinleitung aufgeschnitten. Er ist dann auf freier Strecke liegen geblieben, und ich bin als rettender Engel auf meinem Motorrad vorbeigekommen und habe ihn mitgenommen. Anscheinend dachte er, er wäre mir was schuldig, denn als ich erwähnte, dass ich zurzeit keinen Job hätte, hat er mir einen angeboten.« Er atmete heftig ein. »Ich habe angenommen.«
    »Und was hast du dort gemacht?«
    Morgan blickte sie lange an. »Sicher, dass du das wissen willst?«
    »Ja.«
    Morgans Mund verzog sich schmerzlich. »Zu Anfang waren es nur ganz unbedeutende

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