Eine unheilvolle Begegnung
seit sie auf dem Highway waren, brauchte er das eigentlich gar nicht mehr, denn diese Straße hatte sie schon öfter genommen, wenn sie zu ihren Eltern unterwegs war.
»Wie wäre es, wenn wir nach Kanab zu meinen Eltern fahren?«
Morgan dachte kurz darüber nach und schüttelte dann den Kopf. »Nein, da werden sie zuerst suchen.«
Sam blickte ihn entsetzt an. »Meinst du, sie sind in Gefahr?«
»Das glaube ich nicht. Wahrscheinlich wird jemand sie anrufen oder in der Gegend herumschnüffeln. Aber Geralds Macht reicht nicht so weit, dass er es sich leisten könnte, auf unschuldige Leute loszugehen, nur weil sie etwas wissen könnten.«
Sam atmete erst auf, doch dann überkam sie die Wut. »Ach ja? Und warum haben sie es dann auf mich abgesehen? Ich weiß noch nicht mal was!«
Morgan lächelte bedauernd. »Ja, ich weiß das. Aber sie konnten nicht davon ausgehen, wenn sie ihr Unternehmen schützen wollen. Du warst vor Ort, also denken sie, dass du etwas weißt. Außerdem, hattest du nicht etwas von Fotos gesagt?«
»Die habe ich ganz vergessen! Sie sind in meinem Rucksack. Eigentlich kann man kaum etwas darauf erkennen, es war zu dunkel. Helle Scheinwerfer, ein heller Wagen und zwei Männer, die eine Grube graben. Und ein Teppich daneben – alles extrem undeutlich und dunkel.«
Morgan zuckte zusammen. Sam sah es aus den Augenwinkeln und schalt sich innerlich für ihre unsensiblen Worte. Sie nahm ihre Hand vom Lenkrad, legte sie über Morgans Faust und drückte sie sanft. Schließlich spürte Sam, dass er sich langsam entspannte. »Tut mir leid. Ich wusste nicht, was ich sonst hätte tun können. Ich hatte keine Ahnung, was in dem Teppich war, nur dass etwas Lebendiges darin war. Wenn ich irgendeine Waffe gehabt hätte, wäre ich vermutlich eine Konfrontation eingegangen, aber so …« Sie zuckte hilflos die Schultern.
Morgan hob ihre Hand an seine Lippen und hauchte einen Kuss darauf. »Du hast dich genau richtig verhalten. Alles andere hätte nur zu deinem Tod geführt.« Er atmete tief durch. »Ich kann nicht sagen, dass ich diese Erfahrung noch einmal wiederholen möchte. Aber wenn ich wüsste, dass du wieder da sein würdest, um mich rechtzeitig auszubuddeln, hätte ich garantiert viel weniger Angst.« Ein Grinsen spielte um seine Mundwinkel. »Gut, dass ich bewusstlos war, sonst hätte ich bestimmt für den Rest meines Lebens Albträume.«
»Ich werde sie bestimmt haben. Allein die Vorstellung, jemanden oder etwas auszugraben …« Sie schüttelte sich. »Und dann schoss plötzlich deine Hand heraus und packte mich am Arm.«
»Entschuldige, ich war noch nicht ganz bei Sinnen, und die Hand war das Einzige, was ich irgendwie bewegen konnte.«
»Schon gut, so wusste ich wenigstens, dass du noch am Leben warst. Etwas Totes auszugraben wäre wirklich zu gruselig gewesen.«
Morgan verzog den Mund. »Wem sagst du das.« Sie lächelten sich an, bevor Morgan wieder ernst wurde. »Ich bedaure wirklich, dich da mit reingezogen zu haben, das war nicht meine Absicht.«
»Ich weiß. Deshalb hast du mich ja auch in Vernal weggeschickt, obwohl du alleine kaum einen Finger rühren konntest.«
»Genau. Wie wir gesehen haben, hat das aber auch nichts genützt. Sie haben dich trotzdem gefunden.«
»Ich frage mich immer noch, wie sie das geschafft haben.«
Morgan zuckte mit den Schultern. »Wahrscheinlich haben wir im Zelt irgendetwas übersehen.«
»Verdammt.«
»Ja.«
»Andererseits hatte es auch etwas Gutes.«
Morgan blickte sie entgeistert an. »Was denn?«
»Wenn sie mich nicht gefunden hätten und ich in Gefahr gewesen wäre, dann hättest du dich doch nie wieder bei mir gemeldet, oder?« Morgan schwieg. Sam blickte ihn von der Seite her an. »Habe ich recht?«
»Ja. Aber vermutlich wäre das für uns alle besser gewesen.«
»Sprich bitte nur für dich selbst. Ich habe dir einige Nachrichten hinterlassen, warum hast du dich nie gemeldet? Es hätte mir viel bedeutet zu wissen, dass du noch lebst.«
Morgan seufzte. »Ich habe die Nachrichten erst gestern abgehört, als deine letzte Nachricht aus dem Krankenhaus kam. Danach bin ich sofort losgefahren.« Er blickte in den Seitenspiegel, um zu überprüfen, ob sie verfolgt wurden. »Vom Motelzimmer aus habe ich meinen Freund angerufen.«
»Den Detective?«
»Genau. Ich dachte eigentlich, er wäre in New York, aber durch einen glücklichen Zufall war er gerade in Utah. Er hat sich sofort ins Auto gesetzt und mich abgeholt.« Ein Lächeln huschte über sein
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