Eine unheilvolle Begegnung
da musste er sie jetzt nicht auch noch mit sexuellen Begierden verfolgen. Er konnte die Anziehung zwischen ihnen ignorieren, einer seiner großen Pluspunkte war schon immer seine Willensstärke gewesen. Mit diesem beruhigenden Gedanken glitt er in den Schlaf hinüber.
Es schienen nur wenige Momente vergangen zu sein, als er davon aufwachte, dass jemand an seiner Schulter rüttelte. Benommen öffnete er die Augen zu Schlitzen. »Lass mich weiterschlafen, Mara.« Damit drehte er sich zur Seite. Zumindest versuchte er es, aber etwas hinderte ihn daran. Gleichzeitig fuhr ein stechender Schmerz durch seine Brust. Nach Luft schnappend fuhr er auf. Seine Augen öffneten sich ganz und glitten suchend umher.
Ein Gesicht kam als verschwommener, heller Fleck in sein Blickfeld. Sam! Langsam erkannte er seine Umgebung wieder. Anscheinend war er doch irgendwann eingeschlafen, und Sam versuchte jetzt, ihn zu wecken. Mit einer zitternden Hand fuhr er über sein Gesicht. »Wie spät ist es?«
»Nach 22 Uhr.«
Seine Finger glitten durch seine zerzausten Haare. »Okay. Ich komme nach vorne, und dann können wir losfahren.«
Sam nickte, bevor sie sich wieder umdrehte. Morgan öffnete die Tür zur gleichen Zeit, als sie ausstieg. »Ich verschwinde mal kurz hinter die Büsche.«
Morgan blickte ihr hinterher, bis er ihre Gestalt nicht mehr erkennen konnte. Eigentlich hatte sie da eine gute Idee. Wer wusste schon, wie lange es dauern würde, bis sie in die Nähe einer Toilette kamen? Er folgte ihrem Beispiel und verschwand ebenfalls hinter einem Baum.
Kurze Zeit später trafen sie sich am Auto wieder. »Noch einen Snack, bevor wir fahren?«
»Nein, danke. Für mich nichts, ich weiß nicht, wann wir das nächste Mal irgendwo einkaufen können.«
»Rechnest du damit, dass sie uns wiederfinden?«
Morgan schüttelte den Kopf. »Eigentlich nicht, aber ich will diesmal auf alles vorbereitet sein.«
»Okay.« Damit ging Sam um den Wagen herum zur Fahrerseite.
»Wo willst du denn hin?«
»Ich fahre diesmal.«
»Nein.«
»Hast du deinen Führerschein hier? Papiere?«
Morgan biss die Zähne zusammen. »Nein.«
»Siehst du. Es wäre bestimmt nicht gut, wenn uns die Polizei anhält, und du kannst dich dann nicht ausweisen. Besser, wenn ich fahre.«
Widerwillig gab Morgan zu, dass Sam recht hatte. An den Führerschein hatte er bisher überhaupt nicht gedacht. Doch er hatte sie in diese Situation gebracht, also wollte er sie auch wieder hinausbringen. Und sich nicht von ihr kutschieren lassen. Zähneknirschend fügte er sich dennoch und ging zur Beifahrerseite, wo er sich in den Sitz fallen ließ. Mühsam entspannte er sich und streckte seufzend seine langen Beine aus.
»Wo wollen wir hin?«
Morgan holte die Straßenkarte aus dem Handschuhfach und schlug die entsprechende Seite auf. Gemeinsam beugten sie sich darüber. Mit dem Zeigefinger fuhr Morgan die Straße nach, die sie nachmittags gefahren waren. Dann tippte er auf einen Punkt. »Wir müssten jetzt ungefähr hier sein. Ich wäre dafür, dass wir die Straße zunächst weiterfahren und dann auf diese kleinen Nebenstraßen ausweichen. Es wäre wahrscheinlich nicht so ratsam, über den Highway zu fahren, da haben sie bestimmt Wachtposten. Aber sie können unmöglich sämtliche kleinen Straßen überwachen.«
Sam blickte ihn an. »Haben wir ein bestimmtes Ziel?«
»Das weiß ich noch nicht genau. Auf jeden Fall wollen wir so schnell wie möglich hier aus der Gegend weg und dann irgendwann nach Osten. Aber da ich einen weiten Bogen um Grand Junction machen muss, bleibt nur noch der Norden oder der Süden. Ich wäre für Süden, weil im Norden das Gebirge ist mit weniger Straßen. Die Strecke ist also leichter zu überwachen.«
»Ich verstehe. In Ordnung, machen wir es so.«
»Ich denke, wir können ab übermorgen gefahrlos tagsüber fahren. Dann wird uns keiner mehr auf den Fersen sein.«
Sam betrachtete ihn schweigend. »Wollen wir es hoffen.«
Morgan schien recht zu behalten. Es tauchte wirklich niemand mehr auf, der sie verfolgte. Auf dem schmalen, von Bäumen gesäumten Weg rechnete Sam auch nicht damit, aber selbst auf den folgenden Straßen waren nur wenige Autos unterwegs, sodass man gut beobachten konnte, ob es jemand auf sie abgesehen hatte. Morgan entspannte sich etwas neben ihr auf dem Beifahrersitz, er umklammerte nicht mehr so angespannt die Seiten des Sitzes. Die Karte hatte er aufgeschlagen auf dem Schoß liegen, um ihr im Notfall den Weg weisen zu können. Doch
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