Eine unheilvolle Begegnung
verdunkelten sich, als sie ihn berührte. Funken schienen zwischen ihnen hin- und herzufliegen, während ihre Blicke ineinandertauchten. »Ich bin immer für dich da.«
Cathys Mund verzog sich zu einem breiten Lächeln. »Das merke ich mir.«
Irritiert zog Tom seine Hand zurück und nahm die Gabel wieder auf. Flirtete sie etwa mit ihm? Nein, er musste sich getäuscht haben. Wahrscheinlich war sie einfach nur dankbar, dass sie jemanden zum Anlehnen hatte. Er war selbst froh, dass er jetzt nicht alleine in seiner dunklen Bude sitzen und darüber nachdenken musste, was Sam alles passieren könnte. Trotzdem war dieses kleine Flackern zwischen ihnen unerwartet gewesen. Was würde geschehen, wenn er sie küsste? Sein Blick wanderte zu ihrem Mund. Er war breit und voll, gerade strich ihre rosa Zungenspitze über ihre feuchten Lippen. Tom riss seinen Blick hoch und räusperte sich.
Cathy hatte ihre Augen leicht amüsiert auf ihn gerichtet. Mit ihren manikürten Fingernägeln zupfte sie am Rand ihrer Pizza herum. Fasziniert betrachtete Tom die roten Nägel. Bisher waren sie ihm nie aufgefallen. Jetzt fand er sie einfach nur sexy. Die Vorstellung, diese Hände könnten über seinen Körper wandern, erregte ihn. Unbehaglich rutschte er auf seinem Stuhl herum. Er sollte sich jetzt ganz schnell auf etwas anderes konzentrieren, bevor hier noch ein Unglück geschah. Er wollte Cathy beschützen, dafür war er hier. Mit der Erinnerung an die Verbrecher, die draußen herumliefen und vielleicht in genau diesem Moment vor der Tür standen, gewann er seine Fassung wieder. Ruhig nahm er Messer und Gabel wieder auf und attackierte seine Pizza.
Als er sich traute, sie wieder anzusehen, blickte Cathy auf ihren Teller hinunter. »Ich bleibe heute Nacht hier.«
Cathy blieb der Mund offen stehen. »Wie bitte?«
Tom legte seine Gabel beiseite und blickte sie ernst an. »Ich werde heute Nacht auf der Couch schlafen. Ich möchte nicht riskieren, dass diejenigen, die hinter Sam her sind, auch dich bedrohen.«
Cathy wollte schon widersprechen, fügte sich dann aber. »In Ordnung.«
Tom, der schon mit einer längeren Auseinandersetzung gerechnet hatte, gelang ein Nicken. Gott, worauf hatte er sich da nur eingelassen? Er würde garantiert kein Auge zubekommen. Aber das war wahrscheinlich auch nicht so schlecht, schließlich wollte er sie bewachen.
»Ich kann dir das Gästezimmer fertig machen, ich räume nur schnell Sams Sachen zur Seite und beziehe das Bett frisch, dann …«
Tom unterbrach sie. »Das ist nicht nötig, ich werde es mir einfach auf der Couch gemütlich machen. Ich will sowieso nicht schlafen, sondern Wache halten. Und das kann ich besser vom Wohnzimmer aus.«
»Aber …«
Tom hob die Hand. »Es ist in Ordnung, wirklich.«
Wie erwartet gab Cathy schnell nach, ein Zeichen dafür, wie ungern sie alleine bleiben wollte. Er konnte es ihr nicht verdenken.
21
Morgan lauschte Sams tiefen Atemzügen. Nach ihrer Bemerkung mit dem gemeinsam Schlafen war sie anscheinend ohne Mühe in einen tiefen Schlaf versunken, während er immer noch wach lag. Er hatte schon Schäfchen gezählt, meditiert und versucht, seine Gedanken zur Ruhe kommen zu lassen, aber nichts hatte geholfen. Sein Körper wurde immer schwerer, aber sein Geist war so wach wie eh und je. So würde er sich nie ausruhen können. Im Geiste verdammte er Gerald White und seine eigene Idiotie, die an der derzeitigen Misere schuld waren. Er könnte jetzt ganz bequem in seinem eigenen Bett liegen, ohne Schmerzen, ohne den ständigen Gedanken daran, dass eine begehrenswerte Frau nur ein paar Zentimeter von ihm entfernt schlief. Doch er hatte sich einbilden müssen, alleine eine ganze Drogenbande ausräuchern zu können. Wie war er auf diese hirnverbrannte Idee gekommen? Hatte die Trauer sämtliche Sicherungen bei ihm durchbrennen lassen? Anscheinend, eine andere Erklärung konnte er heute jedenfalls nicht dafür finden.
Er wollte einfach nur die Leute, die für Maras Tod verantwortlich waren, dafür bestrafen. Hätte er gewusst, dass das FBI bereits gegen White ermittelte, wäre er damit wahrscheinlich zufrieden gewesen. Aber da ihn niemand darüber aufgeklärt hatte, sah er sich gezwungen, selbst etwas zu unternehmen. Idiot. Dadurch hatte er nicht nur sich selbst gefährdet, sondern auch andere Personen wie Sam, die einfach nur das Pech gehabt hatte, ihm zu begegnen. Ein weiterer guter Grund dafür, seine Finger von ihr zu lassen. Er hatte ihr schon genug Probleme bereitet,
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