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Eine Unheilvolle Liebe

Eine Unheilvolle Liebe

Titel: Eine Unheilvolle Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kami Garcia
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für unsere Bildungsreform dienen können.«
    »Besonders leistungsfähig?«, wiederholte Miss Hester verwirrt, während ich auf allen vieren um die Ecke kroch.
    »Ich verstehe gar nicht, dass niemand Sie über meinen Besuch informiert hat. Kann ich bitte mit dem Direktor sprechen?«
    »Direktor?« Ehe die angebliche Tragweite von Livs Anwesenheit in Miss Hesters Bewusstsein sickerte, stand ich schon mitten auf der Treppe. Abgesehen von ihren blonden Haaren und ihrem zweifellos scharfen Verstand verfügte Liv ganz offensichtlich über viele weitere verborgene Talente.
    »Also gut, Schluss jetzt mit euren Witzen über Schweinchen Wilbur und Charlotte. Mit der einen Hand haltet ihr euer Präparat fest und mit der anderen schneidet ihr den Bauch von oben nach unten auf«, hörte ich Mrs Wilson durch die geschlossene Tür hindurch sagen. Allein vom Geruch her wusste ich, was heute in Biologie auf dem Lehrplan stand. Ganz zu schweigen von dem Aufruhr in der Klasse.
    »Ich glaube, ich werde ohnmächtig …«
    »Nein, Wilbur!«
    »Igitt!«
    Ich spähte durch das kleine Türfenster. Rosafarbene Schweine-Embryos lagen aufgereiht auf den Versuchstischen. Sie waren auf schmale wachsbeschichtete Kartons gespießt, die in kleinen Metallwännchen lagen. Alle, nur das von Link nicht.
    Links Schwein war zu groß. Er meldete sich. »Ähm, Mrs Wilson? Ich kann das Brustbein nicht mit der Schere durchschneiden. Panzer ist zu groß dafür.«
    »Panzer?«
    »Ja, Panzer, mein Schwein.«
    »Dann nimm die Gartenschere, sie liegt dahinten.«
    Ich klopfte an die Glasscheibe. Link ging direkt am Fenster vorbei, aber er hörte mich nicht. Auf dem Laborplatz neben Link saß Eden, mit der einen Hand hielt sie sich die Nase zu, mit der anderen Hand umklammerte sie eine Pinzette, mit der sie in ihrem Schweinchen herumstocherte. Ich war verblüfft, sie inmitten der Losertruppe zu sehen – nicht weil sie so eine begnadete Wissenschaftlerin war, sondern weil ich vermutet hatte, dass ihre Mutter und die TAR -Mafia einen Weg finden würden, um ihr das zu ersparen.
    Eden zog ein langes gelbes Etwas aus ihrem Schwein. »Was ist das für ein gelbes Zeug?« Sie sah aus, als würde sie jeden Moment kotzen.
    Mrs Wilson lächelte. Dies war für sie der schönste Augenblick des ganzen Jahres. »Miss Westerly, wie oft waren Sie in dieser Woche schon im Dar-ee Keen? Hatten Sie einen Milchshake zu Ihren Pommes und Ihrem Hamburger? Zwiebelringe? Danach vielleicht ein Stück Torte?«
    »Wie bitte?«
    »Das ist Fett. Nun suchen wir mal die Blase.«
    Als Link mit einer riesigen Schere an der Tür vorbeiging, klopfte ich wieder. Diesmal sah er mich und öffnete die Tür. »Mrs Wilson, ich muss mal auf die Toilette.«
    Mit der Schere bewaffnet, rannten wir in die Aula. Als wir um die Ecke bogen und am Hausmeisterbüro vorbeischlichen, lächelte Liv, die uns aus den Augenwinkeln gesehen hatte, Miss Hester freundlich an und klappte ihr Notizbuch zu. »Haben Sie vielen Dank. Sie werden von mir hören.«
    Liv folgte uns nur Sekunden später durch die Tür. Ihr Haarknoten hatte sich gelöst, und man musste schon einen Gehirnschaden haben, um nicht zu erkennen, dass Liv in ihren zerschlissenen Jeans ein Teenager war.
    Miss Hester sah ihr fassungslos nach und schüttelte den Kopf. »Diese Rotröcke.«
    Das Schöne an Link war, dass er sich nicht um Kleinigkeiten scherte. Er machte einfach mit. Das hatte er schon immer getan. Er hatte mitgemacht, als wir einen nagelneuen Autoreifen aufgeschnitten hatten, um daraus eine Schaukel zu basteln. Er hatte mitgemacht, als ich ihn dazu überredete, im Garten hinter unserem Haus eine Falle für Alligatoren zu bauen. Nicht zu vergessen die vielen Gelegenheiten, als ich seine Schrottkiste brauchte für ein Mädchen, das alle an der Schule für eine Verrückte hielten. Das schätzte ich so an meinem besten Freund, und manchmal fragte ich mich, ob ich das Gleiche auch für ihn tun würde. Denn immer war ich es, der um etwas bat, und immer war er es, der mitmachte.
    Fünf Minuten später fuhren wir auf der Jackson Street bis zur Dove Street, wo wir zum Dar-ee Keen abbogen. Ich blickte auf die Uhr. Bestimmt wusste Amma inzwischen, dass ich abgehauen war. Und wenn Marian Liv nicht schon beim Frühstück vermisst hatte, dann wartete sie jetzt garantiert in der Bibliothek auf sie. Und Mrs Wilson hatte sicherlich schon jemanden losgeschickt, der Link aus der Toilette holen sollte. Die Zeit lief uns davon.
    Zum Pläneschmieden kamen wir aber

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